Innovative Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Gastronomie hat der Wirtschaftsphilosoph und Koch Jörg Daubner am Mittwoch (11. Dezember) in Marburg vorgestellt. Dabei handelt es sich um erprobte Ideen für die Regionalentwicklung.
Jörg Daubner von der Obermühle in Görlitz hat umgesetzt, wovon er spricht und in Marburg von seinem Projekt und seinen Erfahrungen berichtet. 2016 hat er mit 30 Jahren die Mühle samt Brauerei, Restaurant, Pension und fünf Mitarbeitenden von seiner Mutter übernommen. Sein ehrgeiziges Ziel war, nachhaltiger zu werden, die Region zu stärken und dabei wirtschaftlich zu arbeiten.
Heute laufen nicht nur Brauerei, Restaurant und Hotel mit 30 Angestellten; die eigens gegründete solidarische Gemüsegärtnerei „Rainkost Obermühle“ versorgt inzwischen sowohl das eigene, als auch 21 weitere Restaurants bis nach Dresden mit Gemüse in frischester Qualität. Das Besondere ist die Verbindlichkeit der Lieferverträge: Alle Restaurants nehmen sogenannte „Anteile“ ab – eine festgelegte Menge von Gemüse für einen Fixpreis pro Monat. Eine Woche im Voraus wissen sie, welches und wieviel Gemüse sie erhalten und können daran dann ihre Speisekarten anpassen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Küche der Obermühle zusätzlich täglich 1.000 Kindergarten- und Schulessen in hoher Qualität ausliefert. Wie Daubner seine Vision vorangetrieben hat und die Restaurantbetreiber mit Qualität und Preis von seinem Konzept überzeugt hat, wie die einzelnen Betriebe ineinandergreifen, Kommunikation laufen muss und Wirtschaftlichkeit erreicht wird, das präsentierte er mitreißend und kenntnisreich, mit Witz und einer Prise Selbstironie am Mittwoch (11. Dezember) in der Außenstelle des Landkreises im Hermann-Jacobsohn-Weg. Die Zuhörerschaft war begeistert und inspiriert.
Sie stellte weiterführende Fragen und hatte in einer kleinen Ideenwerkstatt selbst noch die Möglichkeit zu Austausch, Vernetzung und Planung von möglichen Koperationen in der mittelhessischen Region. So gab es mehrere Restaurantbetreiber, die Interesse an der Zusammenarbeit mit den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der solidarischen Landwirtschaftsbetriebe bekundeten. Die Restaurants, die den kürzlich neu eingeführten „Vo:Hej-Teller“ servieren, ein Gericht, hergestellt aus regionalen Produkten, könnten von einer solchen Kooperation profitieren. Andere besprachen neue Möglichkeiten der Warenlieferung in die Oberstadt, auch dort konnten Kontakte geknüpft werden.
Mit neuen Ideen, teils Arbeitsaufträgen und viel Inspiration gingen die Anwesenden beschwingt nach Hause. Die Veranstalter waren sehr zufrieden: „Es war eine schöne Mischung von Teilnehmenden. Akteur*innen, die sich schon lange für nachhaltige Ernährung engagieren ebenso wie ganz neue Gesichter“ fasste Almut Busch vom „kollektiv von MORGEN“ zusammen. „Demgemäß wurden in der Ideenwerkstatt bekannte Themen weiterentwickelt und neue gefunden. Dass wir so einen inspirierenden Referenten hatten, hat alle sehr motiviert.“
Daubner ergänzte mit einem Augenzwinkern: „Marburg ist eine tolle Stadt, auch wenn Görlitz schöner ist. Aber das Potential hier ist riesig, das merkt man auf den ersten Blick.“
* pm: Kollektiv von Morgen, Marburg