Inszenierung im TaSch: Uraufführung von Didier Eribons „Eine Arbeiterin“

Erstmalig bringt das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) Didier Eribons „Eine Arbeiterin“ auf die Bühne. Die Uraufführung feiert am Samstag (30. November) Premiere im „Kleinen TaSch“.
Die Premiere der Uraufführung von Didier Eribons „Eine Arbeiterin –
Leben,Alter und Sterben“ findet am Samstag (30. November) im Theater am Schwanhof (TaSch) statt. . Sie beginnt um 19.30 Uhr im „Kleinen TaSch“. Die Einführung findet um 19:00 Uhr statt.
Die Premiere stellt etwas ganz Besonderes dar: zum ersten Mal überhaupt wird das Buch, das 2024 – von Sonja Finck ins Deutsche übersetzt – veröffentlicht wurde, auf einer Theaterbühne zu sehen sein. Der im Jahre 1953 in Frankreich geborene Journalist, Soziologe, Philosoph und Autor rekonstruiert in dem Essay das Leben seiner Mutter.
Sie konnte, aufgrund ihres Alters und ihres – sich fortschreitend verschlechternden – Zustands nicht mehr allein leben. Darum musste sie in ein Altenheim umziehen. Nur wenige Wochen nach ihrem Einzug dort verstarb sie.
Eribon, der sie hatte öfter besuchen wollen, unternimmt den Versuch, das Leben seiner Mutter in der Arbeiterklasse Frankreichs nachzuvollziehen, und wie sie sich aufgrund herrschender Umstände immer wieder in ihren Träumen beschränken musste. Das Beschreiben von Erinnerungen und Anekdoten ergänzt er durch Kritik am Pflegesystem und den Lebensumständen jener Menschen, die auf dieses System angewiesen sind.
Das Essay stellt eine Reflexion über das Altwerden, das Pflegesystem sowie das Sterben dar. Außerdem greift es erneut viele der Themenschwerpunkte Eribons, des Konzepts von „Klasse“ in der Gesellschaft und der sozialen Scham, auf. Letzteren begreift er selbst als die Schlüsselkategorie seines Denkens und Fühlens.
Die Bühnenfassung von „Eine Arbeiterin – Leben, Alter und Sterben“ stammt von Regisseurin Sandra Strunz und Cornelius Edlefsen. Strunz studierte Regie an der Hochschule der Künste in Hamburg. Für ihre Stücke lässt sie sich immer wieder von Prosavorlagen inspirieren.
Mit ihrer Produktion „Parzival“ wurde sie 2000 zum Festival „Impulse“ eingeladen, für ihre Inszenierung „Frost“ von Thomas Bernhard wurde ihr der Preis für Junge Regie verliehen. Zuletzt inszenierte sie „Orfeo! Ein Musik-Film-Theater“ auf Kampnagel mit einem Barockorchester. Mit der Uraufführung „The damned and the saved“ von Malin Bång / Pat To Yan feierte sie eine vielbeachtete Premiere auf der Münchner Biennale 2022.
Mit ihrer Inszenierung von Didier Eribons Werk ist sie erstmalig in Marburg zu sehen. Sonst inszenierte sie unter anderem am Thalia Theater Hamburg, am Staatstheater Stuttgart, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Hannover, am Schauspielhaus Zürich, am Theater am Neumarkt Zürich, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und am Staatsschauspiel Dresden.
Edlefsen studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien. Während seines Studiums wirkte er in mehreren Produktionen der Gruppe „TheaterFOXFIRE“ als Assistent, Schauspieler, Produktionsleiter und Dramaturg mit. An vielen Orten war er erfolgreich als Dramaturg, Regieassistent, Lektor für Regie sowie Regisseur tätig, seine Inszenierung „Bambi“ (Dschungel Wien) wurde mit dem „Stella*21 –
Darstellender.Kunst.Preis“ für junges Publikum ausgezeichnet. In der Spielzeit 2024/25 ist er für die Produktionen „Eine Arbeiterin- Leben,Alter und Sterben“ von Didier Eribon sowie William Shakespeares „Romeo und Julia“ (unter der Regie von Marc von Henning) als Gastdramaturg beim HLTM tätig.

* pm: Hessisches Landestheater Marburg

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