Mehr Geld für die Qualifizierung von Geflüchteten und Langzeitarbeitslosen hat der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow gefordert. Bei einer Pressekonferenz am Montag (19.Februar) im Kreishaus richtete er einen entsprechenden „Hilferuf“ an die Bundesregierung.
„Der Moment zum Handeln ist jetzt“, sagte Zachow. Er verwies darauf, dass ein großer Teil der Geflüchteten bereits Integrationskurse absolviert hat und nun „die arbeitsmarktliche Qualifizierung einsetzen muss“.
KJC-Leiterin Andrea Martin beklagte den Rückgang der Gelder für das KreisJobCenter (KJC) trotz gestiegener Kundenzahl. Im Zeitraum von 2015 bis 2017 stieg die Zahl der Kunden von 8.136 auf über 9.000 Personen an. Pro Kopf ergibt sich daraus eine Kürzung um rund 220 Euro.
Martin erklärte weiter, dass die Qualifizierung von Geflüchteten dringend notwendig sei, da etwa 70% von ihnen über keinen in Deutschland brauchbaren Berufsabschluss verfügten. Wert legt das KJC dabei auf nachhaltige Qualifizierungsmaßnahmen. Laut Martin rangiert der Landkreis Marburg-Biedenkopf im Vergleich zu anderen Jobcentern der selben Größenordnung bundesweit auf Platz 1.
Mit von der Partie waren auch Geschäftsführer Dr. Dirk Hohn vom Allgemeinen Arbeitgeberverband Mittelhessen und der Marburger Organisationssekretär Dr. Ulf Immelt vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Beide stimmten den Forderungen von Zachow und Martin nach mehr Geld für Qualifizierungsmaßnahmen zu.
Immelt warf allerdings ein, dass es zu einer Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse von Geflüchteten kommen kann, wenn sie hauptsächlich im Bereich der Pflege oder der Erziehung eingegliedert werden. Uwe Kreiter vom KJC hingegen verwies auf Ärzte aus Syrien, die spezielle Sprachkurse für Medizindeutsch erhalten. Als weiteres Beispiel nannte er die Überbetriebliche Ausbildung zum Zerspanungstechniker in der Metallindustrie, die allein 28.000 Euro pro Person kostet.
Die Flüchtlinge müssten die entsprechenden Angebote jetzt erhalten, bevor sie durch unnötige Wartezeiten frustriert würden, forderte Zachow. Ärgerlich sei allerdings, dass das KJC im vergangenen Jahr bereitstehende Mittel nicht hab ausschöpfen können, während nun genau dieses Geld fehle. Alle Beteiligten wünschten sich deshalb mehr finanzielle Flexibilität und Planungssicherheit für die Jobcenter.
Wenn das Geld jetzt nicht bereitgestellt werde, dann entstünden später wahrscheinlich viel höhere Kosten für eine längere Erwerbslosigkeit der Betroffenen, warnte Zachow. Insofern versteht er die Ausgaben jetzt als notwendige Investition zur Vermeidung wesentlich höherer Kosten in den Folgejahren.
* Jan Wandel