Neue Position: Uni beruft Antisemitismusbeauftragte

Die Philipps-Universität ernennt eine Antisemitismusbeauftragte. Dr. Susanne Urban übernimmt diese neu geschaffene Position.
Erstmals hat die Philipps-Universität die Stelle einer Antisemitismusbeauftragten eingerichtet und Dr. Susanne Urban dafür benannt. Die Wissenschaftlerin ist seit Anfang 2022 Projektleiterin der „Recherche-
und Informationsstelle RIAS Hessen“, die antisemitische Vorfälle in Hessen dokumentiert und an der Marburger Universität angesiedelt ist. RIAS Hessen repräsentiert die Betroffenenperspektive und Solidarisierung. RIAS Hessen möchte alle Erscheinungsformen von Antisemitismus sichtbar machen und die Gesellschaft für Antisemitismus sensibilisieren.
Als Antisemitismusbeauftragte fungiert Urban als Anlaufstelle für alle Universitätsangehörigen, die antisemitische Vorfälle erleben oder beobachten und berät das Präsidium in entsprechenden Angelegenheiten. Sie pflegt den Kontakt der Universität zur jüdischen Gemeinde sowie anderen Institutionen und Partnern, die in diesem Bereich aktiv sind und bringt gemeinsam mit der Stabsstelle Antidiskriminierung und Diversität präventive antisemitismuskritische Maßnahmen auf den Weg.
„Wir setzen hier ein deutliches Zeichen: Antisemitismus hat keinen Platz an unserer Universität“, betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss. „Die Zahl antisemitischer Vorfälle, die RIAS Hessen dokumentiert, hat sich in den letzten zwölf Monaten vervielfacht. Es ist alarmierend, wenn sich jüdische Studierende an unserer Universität nicht sicher fühlen. Um dem Antisemitismus wirksam entgegentreten zu können, bauen wir spezifische Strukturen aus, die unsere sehr erfolgreiche Antidiskriminierungsarbeit ergänzen und sowohl jüdische Perspektiven als auch wissenschaftliche Positionen explizit einbeziehen. Ich freue mich sehr, dass wir für diese anspruchsvolle Aufgabe Susanne Urban gewinnen konnten, die über eine breite, praxiserprobte Expertise verfügt und bestens vernetzt ist.“
Ihre Tätigkeit geht Hand in Hand mit weiteren Bildungsinitiativen der Universität, die das Land Hessen mit Mitteln zur Prävention und Auseinandersetzung mit Antisemitismus an hessischen Hochschulen fördert. Dabei steht die gezielte Antisemitismusprävention und -sensibilisierung in Studium und Lehre im Fokus. Die Stabsstelle Antidiskriminierung und Diversität plant dazu bereits verschiedene Projekte.
Urban ist die erste Antisemitismusbeauftragte der Philipps-Universität. Sie hat die – an der Universität verortete – Recherche- und Informationsstelle RIAS Hessen mit aufgebaut und leitet sie seit 2022. Zuvor war sie unter anderem als Wissenschaftlerin an der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel tätig, hat für das Jüdische Museum in Frankfurt, die Arolsen Archives und das jüdische Welterbe der SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz gearbeitet.
„Die Universität Marburg stellt sich ihrer Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus und nimmt ihren Bildungsauftrag ernst – auch im Umgang mit schwierigen Themen“, erklärte der Hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Hochschulleitung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende ziehen hier an einem Strang. Die Ernennung von Frau Dr. Urban zur Antisemitismusbeauftragten ist für mich Ausdruck einer systematischen Auseinandersetzung mit Antisemitismus, für die ich der Universität sehr verbunden bin und die ich als Wissenschaftsminister nach Kräften unterstütze.“
Die Gruppe „Shalom Marburg“ erklärte dazu: „In einer Zeit, in der antisemitische Angriffe und Hetze beunruhigend zunehmen, ist die Ernennung von Dr. Susanne Urban zur Antisemitismusbeauftragten der Philipps-Universität ein starkes Zeichen. Ihr unermüdliches Engagement und ihre Expertise sind genau das, was wir jetzt brauchen, um nicht nur wachsam gegen Hass zu bleiben, sondern auch die Kräfte der Aufklärung und des Zusammenhalts zu stärken. Diese Aufgabe ist wichtiger denn je; und wir freuen uns, dass Frau Urban diese Verantwortung übernimmt.“
„Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 ist Antisemitismus an Hochschulen präsent“, erläuterte Urban. „Seitdem aber eskalierte die Situation; auch an der Universität Marburg und auf dem Campus. Von Antisemitismus Betroffene oder Zeugen und Zeuginnen von Antisemitismus können sich in Zukunft an mich wenden und ich verspreche, dass sie sich bei mir sicher fühlen können. Im engen Austausch auch mit dem Verband jüdischer Studierender Hessen und anderen jüdischen Einrichtungen werde ich solidarisch und unterstützend da sein.“

* pm: Philipps-Universität Marburg

Kommentare sind abgeschaltet.