Gekonnte Beratung: Projekt für Diversität und Respekt

Eine Veranstaltung zum Pilotprojekt „Beratung für alle – Inklusiv und geschlechtersensibel beraten“ hat am Donnerstag (23. Mai) stattgefunden. Teilgenommen daran haben mehrere Marburger Beratungsstellen.
Beratungsstellen spielen eine entscheidende Rolle dabei, Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen zu unterstützen und zu begleiten. Um dieser Aufgabe noch besser nachkommen zu können, hat der – von der Stadt Marburg organisierte – Arbeitskreis „Frauen und Behinderung“ ein Prüfverfahren für Beratungsstellen erarbeitet, das auch interkulturelle Aspekte berücksichtigt.
„Die Bedeutung von Inklusion und Geschlechtersensibilität in der Beratung kann gar nicht genug betont werden, denn jeder Mensch verdient es, respektvoll unterstützt zu werden“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Ich finde es wunderbar, dass schon während der Teilnahme am Prüfverfahren ganz konkrete Projekte umgesetzt wurden, die unsere vielfältige Beratungslandschaft noch zugänglicher für alle machen.“
Ob Beratung inklusiv und geschlechtersensibel ange boten wird, ist für viele Ratsuchende eine wesentliche Voraussetzung dafür, ob sie das entsprechende Beratungsangebot überhaupt nutzen können. Jeder Mensch sollte respektvoll und bedarfsgerecht beraten werden, unabhängig von Geschlecht und Behinderung. Um diesem Ziel näher zu kommen, hat der – vom städtischen Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung organisierte – Arbeitskreis „Frauen und Behinderung“ den Leitfaden „Inklusiv und geschlechtersensibel beraten“ sowie ein dazugehöriges Prüfverfahren entwickelt, das auch interkulturelle Aspekte berücksichtigt.
Der Leitfaden soll Beratungsstellen dabei unterstützen, ihre Beratung schrittweise inklusiv und geschlechtersensibel zu erweitern. Gleichzeitig wird mit dem Prüfverfahren für Ratsuchende sichtbar, dass die Beratungsstelle sich dazu qualifiziert hat. Maßgeblich mitgearbeitet haben daran Vertreterinnen vom Frauennotruf Marburg, vom Verein zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen (fib), vom Hessischen Koordinationsbüro für Frauen mit Behinderung, von der AG Freizeit und der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung Marburg-Biedenkopf (EUTB) sowie vom Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung der Stadt Marburg.
Das Prüfverfahren wurde von September 2023 bis März 2024 durchgeführt. Daran teilgenommen haben sieben Marburger Beratungsstellen. Das sind das Beratungs- und Schulungszentrum der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA), die Servicestelle für behinderte Studierende der Philipps-Universität (SBS), die Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt von „Frauen helfen Frauen“ Marburg, die EUTB, der Frauennotruf Marburg, der Marburger Verein für Selbstbestimmung und Betreuung und der Integrationsfachdienst Marburg-Biedenkopf. Diese sieben Beratungsstellen haben nun ihre Teilnahmebescheinigungen erhalten.
„Was bedeutet es eigentlich, inklusiv und geschlechtersensibel zu beraten?“, fragte Dr. Christine Amend-Wegmann vom Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung der Stadt Marburg. „Sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen und gute Lösungen für die Praxis zu finden: das haben sich alle Beteiligten des Projekts ,Beratung für Alle‘ vorgenommen – insbesondere natürlich die Beratungsstellen.“
Prof. Dr. Susanne Gerner von der Evangelischen Hochschule Darmstadt am Studienstandort Schwalmstadt/Treysa hat das Projekt wissenschaftlich begleitet. Sie hatte 2017 bis 2019 in Zusammenarbeit mit der Stadt Marburg eine Studie zur Teilhabe von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen in Marburg durchgeführt. Ergebnisse der Studie wurden mit dem Projekt „Beratung für alle“ aufgegriffen. Eine Fachgruppe – vertreten durch Stadträtin Dinnebier, Amend-Wegmann vom Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung, Rita Schroll vom Hessischen Koordinationsbüro für Frauen mit Behinderung, Stefanie Ingiulla von der SBS, Naxina Wienstroer vom fib, Linda Sprenger von der EUTB sowie Doris Kroll vom Frauennotruf Marburg – hat das Pilotprojekt begleitet und wurde dabei von Klara Ackermann vom Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung unterstützt.
„Wir danken allen Beteiligten, die ihre Expertise in dieses Projekt eingebracht haben, und allen Beratungsstellen für ihre engagierte Teilnahme und für ihr wertvolles Feedback zum Prüfverfahren“, betonte Stadträtin Dinnebier. „Diese werden wir aufnehmen und können schon jetzt verraten, dass es ab Herbst dieses Jahres einen zweiten Durchlauf geben wird.“
Weiterführende Informationen finden sich der Homepage der Stadt Marburg unter www.marburg.de/beratungfueralle. Das Projekt „Beratung für alle – Inklusiv und geschlechtersensibel beraten“ ist ein Handlungsansatz im „Zweiten Marburger Aktionsplan zur Stärkung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“. In der Universitätsstadt Marburg wird die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) kontinuierlich durch kommunale Berichterstattung und Teilhabeplanung umgesetzt.
Die UN-BRK verfolgt das Ziel, die Rechte von Menschen mit Behinderungen weiter zu stärken. Dabei geht es um die Förderung der Chancengleichheit und um eine allumfassende gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft. Menschen mit Beeinträchtigungen sollen in allen Lebensbereichen die gleichen Beteiligungsmöglichkeiten haben; und Barrieren jeglicher Art sollen weiter abgebaut werden.
Mit dem ersten Teilhabebericht im Jahr 2015 und dem darauffolgenden Aktionsplan 2017 wurde ein wirkungsvoller Prozess begonnen, der mit dem zweiten Teilhabebericht im Jahr 2020 und dem zweiten Aktionsplan von 2022 fortgesetzt wurde. Als Gesamtkonzept umfasst auch der zweite Plan Handlungsansätze und Ziele der städtischen Verwaltung und von zahlreichen Kooperationspartner*innen, um die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Marburg weiter zu stärken. Für die Steuerung und Koordinierung des Gesamtprozesses ist die Sozialplanung der Universitätsstadt Marburg verantwortlich, auf deren Seite weitere Informationen verfügbar sind.

* pm: Stadt Marburg

Kommentare sind abgeschaltet.