Das Theaterstück „AND NOW HANAU“ gastiert in Marburg. Am 18. und 19. April wird es im Rathaus gezeigt.
Am 19. Februar 2020 ermordete ein Rassist in Hanau neun Menschen: Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz und Vili Viorel Paun. Der 1969 in Neubeckum in Westfalen geborene Theaterautor, Regisseur, Schauspieler und Arzt Tugsal Mogul setzt sich in seinen Werken mit den Auswirkungen rassistisch motivierter Gewalt in Deutschland auseinander. In seinem neuesten Rechercheprojekt bearbeitet er das Attentat von Hanau theatral.
Die Uraufführung der Theater Münster und Oberhausen „AND NOW HANAU“ ist am Donnerstag (18. April) und am Freitag (19. April) am Hessischen Landestheater Marburg (HLTM) zu Gast. Tugsal Mogul setzt sich mit den Morden nicht in einem herkömmlichen Theaterraum auseinander, sondern wählt ganz bewusst öffentliche Ort in der Mitte der Stadtgesellschaft. So wird auch das Gastspiel in Marburg im historischen Rathaus stattfinden.
Mogul lässt in seinem Stück die Perspektive der Opfer zu Wort kommen und fragt nach den vielen Fehlern, die vor, während und nach dem Anschlag von Seiten der Polizei, Staatsanwaltschaft, Politik und den Medien begangen wurden: Der Attentäter war der Polizei bereits als rechtsextrem bekannt. Wieso wurde er nicht besser überwacht? Wieso war der Notruf 110 in der Tatnacht nicht erreichbar? Wieso war der Notausgang in der Arena-Bar verschlossen? Wie kann es sein, dass Einsatzleute des SEK am Tatort später als rechtsextremistisch entlarvt wurden?
In enger Zusammenarbeit mit der „Initiative 19. Februar Hanau“ fragt Mogul nach Konsequenzen und fordert „eine lückenlose Aufklärung, damit wir den Opfern und Angehörigen gerecht werden und an sie erinnern“. Bei den NSU-Morden gab es den Prozess im Oberlandesgericht München. Der Täter von Hanau hat sich der Verhandlung und seiner Verurteilung durch Selbsttötung entzogen, eine gerichtliche Aufarbeitung findet nicht statt.
Das Stück ist eine Koproduktion der Theater Münster und Oberhausen mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen in in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin. Termine im öffentlichen Verkauf sind Donnerstag (18. April) um 19.30 Uhr und Freitag (19. April) um 10 Uhr. Dabei spielen Schauspielerinnen und Schauspieler der Theater Münster und Oberhausen.
* pm: Hessisches Landestheater Marburg