Die Welt wird immer unübersichtlicher. Viele Menschen sehnen sich nach einfachen Lösungen für ihre Probleme.
Populismus grassiert leider nicht nur in rechten Parteien wie der sogenannten „Alterrnative für Deutschland“ (AfD), sondern auch bei Parteien im Bundestag, die sich selber zur „Mitte“ rechnen. Das ist nicht nur betrüblich, sondern brandgefährlich. Wenn der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz Zuwanderer faktenwidrig als Leute abkanzelt, die angeblich auf Kosten der Allgemeinheit ihre Zähne machen ließen oder Innenministerin Nancy Faeser sich für mehr Abschiebungen engagiert, dann schaden sie damit der Demokratie und den Chancen der deutschen Wirtschaft, die auf Zuwanderung angewiesen ist. Wenn der FDP-Vorsitzende Christian Lindner öffentlich darüber schwadroniert, dass in der Schlange der Bäckerei vor ihm ein islamistischerTerrorist stehen könnte, dann schürt er damit unnötige Angst und gefährliche Islamophobie.
Heimlicher Alltagsrassismus sitzt tiefer in der deutschen Gesellschaft, als viele wahrhaben wollen. Äußerungen wie diejenigen, die Merz über muslimische „Paschas“ oder Faeser über ausländische „Straftäter“ verbreiten, geben diesem heimlichen Ressentiment unnötige Nahrung. Wer schon einmal mit dunkelhäutigen Menschen durch auswärtige Städte gegangen ist und dort in der Bäckerei nicht bedient worden ist, der empfindet solche Aussagen als schmerzliche Entgleisungen gegenüber denjenigen, die trotz solcher Politikerinnen und Politiker weiterhin gerne in deutschland leben möchten.
Glücklicherweise hat wohl wenigstens die Mehrheit der Verantwortlichen in Marburg kapiert, dass an der Philipps-Universität nichts mehr ohne Gaststudierende und Promovierende passiert, die aus anderen Ländern als Sachsen, Thüringen oder Bayern kommen. Die neue Partnerstadt Marburgs mit Moshi in Tansania weckt die Hoffnung, dass die Menschen in der mittelhessischen Universitätsstadt nun auch ihre koloniale Geschichte aufarbeiten. Nötig wäre nun nur noch, dass auch die gängigen Vereinfachungen und ideologischen Verblendungen vieler Leute überwunden werden, die sich trotz solcher Verblendung selber großkotzig als „Linke“ bezeichnen.
* Franz-Josef Hanke