Erneut ertragreich: Zukunftswerkstatt zu Fachkräftemangel

Eine Zukunftswerkstatt befasste sich mit der Fachkräftesicherung im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Gemeinsam wollen die Teilnehmenden gegen den Fachkräftemangel angehen.
Immer mehr Menschen gehen in Rente, immer weniger treten neu ins Berufsleben ein. Um Strategien für eine zukunftsorientierte Fachkräftesicherung zu entwickeln, kamen über vierzig Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Arbeitsvermittlung aus dem Landkreis im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ am Mittwoch (13. Dezember) in der Steinmühle zusammen. Dazu eingeladen hatten die neugegründete Wirtschaftsförderungsgesellschaft Marburg-Biedenkopf mbH sowie die Stabsstelle Fachkräftesicherung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration.
„Die Zukunftswerkstatt mit über vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Kooperation im Landkreis“, machte Landrat Jens Womelsdorf deutlich. „Die Veranstaltung mit vielen Workshop-Elementen hat eindrücklich gezeigt, wo wir schon erfolgreich sind –
und wo wir konkret ansetzen müssen, um den Arbeitsmarkt nachhaltig aufzustellen. Denn Marburg-Biedenkopf ist ein hervorragender Lebens- und Arbeitsraum und das soll er bleiben! Mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen wir daher noch enger zusammenarbeiten zum Nutzen unserer gesamten Gesellschaft.“
Fachkräftesicherung ist eine echte Gesellschafts- und Zukunftsaufgabe, die alle Akteurinnen und Akteure fordert. „Mit der Zukunftswerkstatt stellt der Landkreis wichtige Weichen für die Zukunft“, erklärte Claudia Wesner von der Stabsstelle Fachkräftesicherung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. „Ich bin dankbar, dass wir uns in Hessen der Fach- und Arbeitskräftesicherung gemeinsam stellen. Es braucht abgestimmte Fachkräftestrategien, um regionale Ressourcen zu bündeln, Synergien zu schaffen und weitere Potenziale zu erschließen.“
Zur gezielten Stärkung der Regionen beim Fachkräftesichern hat die Stabsstelle die Fachkräfteinitiative ins Leben gerufen. Das Unterstützungsangebot der Landesregierung besteht aus Prognosen, Strategieentwicklung und -sicherung sowie Vernetzung. Es wird gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main umgesetzt.
„Wir haben in der Region schon lange mehr Arbeit als Leute“, sagte Eberhard Flammer. Er ist geschäftsführender Gesellschafter von Elkamet. „Die demographische Keule ist eine Tatsache und darüber zu jammern ist reine Zeitverschwendung. Die hiesigen Unternehmen haben sich schon lange auf den Wettbewerb von zwei Seiten eingestellt. Das ist der Wettbewerb am enger werdenden Arbeitsmarkt um geeignete Fach- und Führungskräfte und auf der anderen Seite der Wettbewerb auf den weltweiten Absatzmärkten. Wir müssen einfach besser und schneller sein als andere, als Unternehmen und als Region. Um Wohlstand muss gekämpft werden, der fällt nicht vom Himmel.“
IWAK Institutsleiterin Dr. Christa Larsen hinterlegte diese Sicht mit konkreten Daten: „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Marburg-Biedenkopf ist schon heute deutlich angespannt und wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Allein bis zum Jahr 2028 werden im Kreis etwa 4.000 Fachkräfte mit akademischen oder beruflichen Abschlüssen fehlen. Besonders groß sind die Lücken in den Pflege- und Gesundheitsberufen. Dort wird bis zum Jahr 2028 eine Lücke von zirka 1.000 Fachkräften sowie Helferinnen und Helfern entstehen. Zudem sind viele Berufe im Handwerk betroffen. Die Fachkräftelücken werden aufgrund des Berufsaustritts der Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren noch größer werden. Deshalb sollen die bisherigen Fachkräftesicherungsansätze auf den Prüfstand gestellt und sondiert werden, welche neuen Ansätze notwendig sind. In der Zukunftswerkstatt werden Ideen dafür entwickelt.“
Einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel soll die im Mai 2023 gegründete Wirtschaftsförderungsgesellschaft Marburg-Biedenkopf mbH (WFG) leisten. Diese wird mit den Ergebnissen der Zukunftswerkstatt weiterarbeiten, um die Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur im Landkreis nachhaltig und gemeinsam mit allen Akteurinnen und Akteuren zu stärken.
„Die Transformation des Arbeitsmarktes in unserer Region ist ein fordernder Prozess, mit dem sich die Unternehmen bereits täglich auseinandersetzen“, betonte Geschäftsführer Tobias Kurka von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Marburg-Biedenkopf mbH. „Die Vernetzung im Rahmen der Veranstaltung wird mit Sicherheit passgenauere Maßnahmen und Ideen für eine zukunftsfähige Sicherung von Fachkräften ermöglichen.“
Über 200 Maßnahmen wurden im Rahmen der Veranstaltung zusammengestellt und diskutiert. „Jetzt gilt es, konkrete Umsetzungen zu erreichen und insbesondere bestehende Angebote noch sichtbarer für die Zielgruppen zumachen. Hierzu werden wir seitens der WFG einen Schwerpunkt im Bereich des Regionalmarketings setzen, um die Attraktivität der Region in ihrer Gesamtsicht angemessen zu präsentieren.“

* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf

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