Zur Zukunftsgestaltung: Stiftung vergab Forschungspreise

Exzellente Leistungen hat die Von-Behring-Röntgen-Stiftung am Freitag (24. November) geehrt. In der Alten Aula hat sie Nachwuchspreise und ihre Forschungsmedaille verliehen.
Herausragende Leistungen in der medizinischen Forschung hat die Von-Behring-Röntgen-Stiftung am Freitag (24. November) in der Aula der Alten Universität gewürdigt. Der Marburger Mikrobiologe Prof. Dr. Michael Lohoff wurde für sein Lebenswerk mit der Von-Behring-Röntgen-Forschungsmedaille ausgezeichnet. Die mit 5.000 Euro dotierten Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreise gingen an die Tumorforscherin Dr. Nastasja Merle und Dr. Aytug Kiper für seine Forschung an Kaliumkanälen.
Die prämierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfolgen ambitionierte Ziele. Darunter ist die Entwicklung innovativer Therapien bei Krebs-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Infektionen und Fehlregulationen des Immunsystems. Die Von-Behring-Röntgen-Stiftung ehrte die drei Marburger Forschenden im Rahmen eines Festakts, an dem rund 200 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und der Stadtgesellschaft teilnahmen.
„Die Förderung und gemeinsame Auszeichnung von jungen sowie erfahrenen Wissenschaftlern ist eine strategische Investition in die Zukunft der Medizin“, betonte Stiftungspräsident Dr. Lars Witteck. „Die Verbindung frischer Ideen mit langjähriger Erfahrung schafft eine kraftvolle Partnerschaft. In dieser Zusammenarbeit liegt das Potenzial, das medizinische Wissen zu erweitern und der Gesundheitsversorgung neue, wegweisende Perspektiven zu eröffnen.“
Dr. Aytug Kiper erhielt den Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreis für seine herausragende Forschungsarbeit zu Kaliumkanälen. Der 36-jährige Wissenschaftler hat insbesondere die Struktur des TASK1-Kanals entschlüsselt und damit Grundlagen für mögliche Behandlungen von Vorhofflimmern und Schlafapnoe geschaffen. Seit 2013 arbeitet er am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Philipps-Universität. Zu seinen Erfolgen zählt unter anderem eine Veröffentlichung im renommierten Journal „Nature“. Die Forschungsarbeit des talentierten und international vernetzten Wissenschaftlers wurde unter anderem von der Von-Behring-Röntgen-Stiftung unterstützt.
Dr. Nastasja Merle hat in ihrer preisgekrönten Forschungsarbeit neue Ansätze für die Behandlung von Lungenkrebs entwickelt. Mit Hilfe der fortschrittlichen CRISPR-Technologie hat sie genetische Veränderungen im Tiermodell vorgenommen, um das Tumorwachstum in frühen klinischen Studien präziser zu überwachen. Dieses Verfahren ist von großer Bedeutung, um personalisierte Tumortherapien zu testen und gleichzeitig Versuchstiere in der Krebsforschung zu schonen.
Die erst 29-jährige Forscherin wurde mit Auszeichnung promoviert und arbeitet seit diesem Jahr als Postdoktorandin am Institut für Molekulare Onkologie der Philipps-Universität. Ihre beeindruckenden Forschungsergebnisse wurden in renommierten Fachzeitschriften – darunter „Molecular Cancer“ – veröffentlicht. Sie wecken internationales Interesse in der Pharmaindustrie.
Prof. Dr. Michael Lohoff erhielt die Von-Behring-Röntgen-Forschungsmedaille für seine Lebensleistung bei der Erforschung verschiedener Funktionen von T-Helferzellen. Er hat sich besonders darauf konzentriert, wie Zytokine, ihre Rezeptoren und Transkriptionsfaktoren zusammenwirken, um die Entwicklung von T-Zellen zu steuern. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Während der COVID-19-Pandemie leitete der medizinische Mikrobiologe und Immunologe eine Studie zur Untersuchung der Immunantwort auf Impfungen bei über 80-jährigen Probanden.
Seit 2009 ist Lohoff Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Philipps-Universität. Seit mehr als 20 Jahren organisiert er die Frühjahrstagung zur Immunologie im Kloster Ettal und den Arbeitskreis T-Zellen in der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, deren Präsident er war. Darüber hinaus leitete er eine Else Kröner-Fresenius-Forschungsgruppe zur T-Zell-Differenzierung.
Die viel beachteten Arbeiten des 66-jährigen Wissenschaftlers wurden in rund 100 hochrangigen wissenschaftlichen Journalen publiziert. Für seine besonderen Leistungen in der Lehre wurde er vierfach mit Preisen ausgezeichnet. In seiner Laudatio für den Medaillenträger würdigte Prof. Dr. Andreas Radbruch – ehemaliger Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin – nicht nur das wissenschaftliche Erbe seines langjährigen Freundes, sondern auch dessen persönliches Lebenswerk.
In seiner Dankesrede drückte Lohoff seine besondere Wertschätzung gegenüber seiner Familie und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus: „Die Auszeichnung mit der Von-Behring-Röntgen-Forschungsmedaille gebührt nicht nur einer Einzelperson, sondern einem gesamten Team.“ Der Festakt wurde musikalisch begleitet von einem Streichquartett aus Mitgliedern des Gießener Universitätsorchesters.
Die Von-Behring-Röntgen-Stiftung wurde am 8. September 2006 vom Land Hessen zur Förderung der Hochschulmedizin an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen und der Philipps-Universität Marburg errichtet. Gegründet wurde sie im Zuge der Fusion der Universitätskliniken Gießen und Marburg im Jahr 2005 und der anschließenden Privatisierung 2006 mit dem Ziel, an beiden Standorten neue Perspektiven für die Hochschulmedizin zu entwickeln und zu sichern. Neben dem ehemaligen Regierungspräsidenten Witteck gehören der Stiftung als Vizepräsidentin die Gießener Radiologin Prof. Dr. Gabriele Krombach und der Marburger Biochemiker und Zellbiologe Prof. Dr. Roland Lill an.
Seit 2009 vergibt die Von-Behring-Röntgen-Stiftung jährlich Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreise für besondere Leistungen in der Medizin oder Biomedizin. Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von bis zu 5.000 Euro verbunden. Mit der Von-Behring-Röntgen-Forschungsmedaille ehrt die Stiftung seit 2010 die Lebensleistung eines herausragenden Wissenschaftlers in der medizinischen Forschung. Der Preis wird in der Regel im zweijährigen Turnus abwechselnd an Marburger und Gießener Forschende verliehen.

* pm: Von-Behring-Röntgen-Stiftung

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