Zu sparsamem Umgang mit Wasser rät das Regierungspräsidium Gießen. Die Behörde hat den Zustand der mittelhessischen Gewässer im Blick.
Die Pegel sind niedrig, die Wassertemperaturen vergleichsweise hoch. Doch die Obere Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Gießen hat die Situation der oberirdischen Gewässer im Blick. „Angesichts der bereits jetzt schon angespannten Lage, raten wir zu einem sparsamen Wassergebrauch“, erklärte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich am Freitag (23. Juni).
„Obwohl es in den vergangenen Wochen ab und zu geregnet hat und es auch im vergangenen Winter reichlich Regen gab, reichen die Niederschläge in Mittelhessen nicht aus, um den sinkenden Wasserständen unserer heimischen Gewässer entgegenzuwirken“, stellte Gabriele Schramm fest. Beim RP Gießen leitet sie das Dezernat „Oberirdische Gewässer, Hochwasserschutz“. Die Situation bereitet ihr und den Kolleginnen und Kollegen Sorgen.
„Wir stehen derzeit erst am Beginn des Sommers. Die Ferien haben noch nicht einmal begonnen, und bereits zu diesem frühen Zeitpunkt des Sommers planen zwei untere Wasserbehörden ein Entnahmeverbot, damit die Tiere und Pflanzen in unseren heimischen Gewässern nicht geschädigt werden“, gab sie zu bedenken.
„An sich ist es nicht ungewöhnlich, dass die Pegelstände in dieser Jahreszeit niedrig sind“, ergänzte Anika May aus dem Fachdezernat. Doch über die Jahre sei die Tendenz beispielsweise an der Lahn eindeutig: Im Mittel ist immer weniger Wasser im Fluss.
Die Wassermenge ist aber nur ein Aspekt. „Die hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung tun ihr Übriges: Der Sauerstoffgehalt im Wasser schwankt stark, der pH-Wert steigt an. Und Letzterer ist im Fall der Lahn zeitweise mit Werten um 9 ziemlich hoch“, ergänzte Andrea Krapp vom Dezernat „Kommunales Abwasser, Gewässergüte“. Das hat Folgen. „Der hohe pH-Wert greift zum Beispiel die Kiemen der Fische an und die Konzentration an fischgiftigem Ammoniak kann ansteigen. Zudem wird zeitweise wenig Sauerstoff im Wasser gelöst“, erklärt die Expertin. Das bedeutet Dauerstress, auch für die Fortpflanzung. Im schlimmsten Fall können die Tiere sterben.
Die niedrigen Wasserstände in den Gewässern noch.“vor Beginn des eigentlichen Hochsommers“ seien das Ergebnis von mehreren zu trockenen Jahren, in denen es viel zu wenig geregnet hat. „Durch die derzeit hohen Temperaturen und die lange Sonnenscheindauer ist auch die Verdunstungsrate unserer Gewässer viel zu hoch, sodass nur ein Verbot der Wasserentnahme hilft, den Wasserspiegel zu stabilisieren“, betonte Schramm.
Für die Bevölkerungen in Mittelhessen sei das auch ein „Alarmsignal“, mit Wasser sehr sparsam umzugehen. Denn auch die Grundwasserstände zeigen mancherorts unterdurchschnittliche Werte an. „Diesen Entwicklungen kann derzeit nur mit Sparsamkeit entgegengewirkt werden“, ist die Dezernatsleiterin überzeugt.
* pm: Regierungspräsidium Gießen