Fragebögen: Stadt will mehr von Bewohnern wissen

Eine groß angelegte Fragenbogenaktion startet die Stadt Marburg. Bürger erhalten Fragebögen, können sich aber auch im Internet beteiligen.
„Die Universitätsstadt ist für Familien attraktiv, hat ein breites Angebot an Bildung, Kultur und Sport, ist für die Wirtschaft interessant, außerdem nachhaltig, fair, inklusiv und sicher.“ Die Frage ist: Stimmen die Marburgerinnen und Marburger diesen und weiteren fast 50 Aussagen zu Lebensqualität, Zukunft, Kultur und Beteiligung in ihrer Stadt voll und ganz, überwiegend oder überhaupt nicht zu? Das möchte die Universitätsstadt direkt von den Bürgerinnen und Bürgern erfahren.
„Damit erproben wir erstmals ein neues Instrument der Beteiligung“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wir wollen die Einschätzung einer möglichst großen Zahl von Einwohnerinnen und Einwohnern Marburgs besser kennenlernen.“
Dabei geht es laut Spies vor allem auch um die Meinungen, Wünsche, Ziele und Erwartungen all derer, die sich im Allgemeinen nicht laut und energisch äußern, die sich weniger beteiligen und dadurch auch weniger gehört werden. „Also fragen wir“, erklärte der Oberbürgermeister den Grundgedanken der Umfrage-Aktion. Gefragt wird dabei auf verschiedenen Wegen, damit die Ergebnisse auch repräsentativ sind und die ganze Breite der Bevölkerung widerspiegeln.
Bereits online ist der Fragebogen auf der Homepage der Stadtüber den Button „schon mal mitgemacht – Repräsentative Umfrage“ direkt auf der Startseite oder unter dem Link http://tiny.cc/UmfrageMarburg2017. Zusätzlich verschickt die Stadt in der letzten Oktoberwoche Fragebögen an 4000 zufällig ausgewählte Haushalte in ganz Marburg.
Außerdem liegen die Bögen in zentralen öffentlichen Räumen wie dem Stadtbüro aus.In einzelnen Stadtteilen – unter anderem in Cappel, Richtsberg, Waldtal und Wehrda – wird es zudem noch persönliche Befragungen geben.
Je nach Rücklauf der Antworten und Ergebnis der Zwischenauswertung können weitere Stadtteile für die Ansprachen oder weitere öffentliche Orte für das Auslegen der Bögen dazukommen, „wenn wir sehen, dass bestimmte Stadtteile, Altersgruppen oder sozialen Schichten noch nicht repräsentativ vertreten sind“, erläuterte Moritz von Oppenkowski von der studentischen Unternehmensberatung Phlink, die die Stadt mit der Durchführung und Auswertung der Befragung beauftragt hat. „Repräsentativ für Marburg wären etwa 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner“, erklärte von Oppenkowski. „Das gilt für eine Stadt in der Größe wissenschaftlich als gängiger Standard.“ Deshalb sei es auch wichtig, die soziodemografischen Angaben am Ende auszufüllen, betonte der Oberbürgermeister.
Das Ausfüllen des Fragebogens selbst dauert etwa zehn bis maximal 15 Minuten. Der Datenschutz ist gewährleistet, die Anonymität ebenso.
„Die Befragung findet im Oktober und November statt“, erklärte Dr. Griet Newiger-Addy. Sie ist die Leiterin der Bürgerbeteiligung der Universitätsstadt Marburg
Der Fragebogen wurde in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung entwickelt. Er stellt Fragen zu den vier Schwerpunkten Lebensqualität in der Stadt, künftige Bedeutung städtischer Aufgabenbereiche, Kulturangebot sowie Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Den Kulturbereich hat die Stadt ausgewählt, weil sie hier im Rahmen der EU-Charta für Gleichstellung als Modellprojekt eine angemessene Ausrichtung von öffentlichen Ausgaben an den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern im Haushalt unter dem Stichwort „Gender Budgeting“ umsetzen will.
Die Ergebnisse der Umfrage leisten einen wertvollen Beitrag zum Dialog zwischen Einwohnerschaft, Politik und Verwaltung, erklärte der Oberbürgermeister. Sie werden nach der Auswertung der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Außerdem bekommen die Stadtverordneten und die Verwaltung ein klareres Bild von den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger zu planungsrelevanten Themen und können diese bei ihrer Entscheidungsfindung einbeziehen“, ergänzte Spies, auch wenn die Umfrageergebnisse nicht direkt eins zu eins in politische Entscheidungen umgesetzt würden. Sie seien dennoch ein wichtiges, ergänzendes Element im Prozess der politischen Meinungsfindung.
„Wir sind total gespannt auf die Rückmeldungen, die Marburgerinnen und Marburger geben“, sagte Spies. Sollte die Umfrage gut angenommen werden, könne man überlegen, sie regelmäßig zu wiederholen.

* pm: Stadt Marburg

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