Was kleben bleibt: Das KiJuPa und der Kanzler

scholz

Kilian Behrens stellt Olaf Scholz die Arbeit des KiJuPas vor. (Foto: Laura Schiller)

An meiner Kamera klebt noch das Prüfsiegel vom BKA. Ansonsten ist alles wieder wie sonst immer.
Anders hingegen war das am Donnerstag (2. Februar). Da war in Marburg „der Teufel los“. Dieser „Teufel“ heißt Olaf Scholz und ist der amtierende Bundeskanzler.
Mit Eskorte brauste der Bundeskanzler durch Marburg. Erst fuhr er zum BioNTech-Werk im westlichen Marburger Stadtteil Marbach. Dann ging es von dort durch die Ketzerbach und die Biegenstraße zum Erwin-Piscator-Haus (EPH).
Dort hatten sich derweil einige Demonstrantinnen und Demonstranten eingefunden. Als wir zum EPH gingen, spielten sie gerade ein Lied von Hannes Wader zum sinnlosen Sterben bei einem Krieg. Danach erklang dann aber das Deutschlandlied.
Diese Musikfolge passt nicht wirklich zusammen. Die Gruppe „“Weiterdenken-Marburg“ hatte sich offenbar nach links und rechts angebiedert. Angesichts der wenigen Hanseln vor dem EPH schien das wohl auch wünschenswert zu sein für das kleine Grüppchen aufrechter Rechter oder rechter „Aufrechter“.
Am Haupteingang des EPH empfing uns eine Mitarbeiterin der städtischen Pressestelle. Sie geleitete uns zu einer Theke, wo normalerweise Karten für die jeweiligen Veranstaltungen verkauft werden. Am Donnerstagmittag wartete dort jemand von der „Security“ auf die Presseleute.
Unsere Kamera wurde geprüft. Nach einigen Minuten erhielten wir sie zurück. An der Kamera wie auch an der Kameratasche prangte ein Aufkleber vom Bundeskriminalamt (BKA).
Mehr als eine Stunde lang warteten wir dann gemeinsam mit den anderen Presseleuten im „Panoramasaal“, bis wir in den großen Saal hinein durften. Dort saßen 119 Kinder und Jugendliche. Bundeskanzler Scholz wollte am Nachmittag mit dem KiJuPa diskutieren.
Kaum hatten wir Platz genommen, da begann auch schon die Einstimmung auf den prominenten Gast. Ein Film stellte dem Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) den politischen Werdegang von Olaf Scholz vor. Unmittelbar nach dem Ende des Films betrat der Kanzler dann auch schon den Saal.
Zunächst stellten zwei junge Menschen ihm die Arbeitsweise des KiJuPa vor. Wichtig war dabei die Tatsache, dass die Kinder und Jugendlichen in Marburg über ihre Belange selber entscheiden. Mit dieser Vorstellung läuteten Magdalena Hescher und Kilian Behrens die Fragestunde mit dem Kanzler durchaus souverän ein.
Als Erste fragte die dreizehnjährige Lili den Kanzler, was ihn als Kind und Jugendlichen bewegt habe. Nach seiner Antwort musste die Presse den Saal verlassen. Die anschließende Debatte war nicht öffentlich.
Fast zwei Stunden später kamen vier Vertreter des KiJuPa in den Panoramasaal, wo die Presse sie bereits neugierig erwartete. „Wie war´s mit dem Kanzler?“ Diese Frage der anwesenden Journalistinnen und Journalisten beantworteten die jungen Leute so routiniert und souverän, als stünden sie jeden Tag vor der Kamera, um Statements abzugeben.
Was das KiJuPa leistet, das hatte auch Scholz beeindruckt. Das hat er bereits in seiner ersten Antwort deutlich gemacht. Dieses Gremium ist nicht nur eine gute Lernwerkstatt für junge Menschen, sondern sogar ein Vorbild für die Demokratie.
Noch klebt der Sticker an meiner Kamera und der dazugehörigen Tasche. Bald wird er aber abgehen, vermute ich. Das Gespräch mit dem Bundeskanzler aber werden die 119 Parlamentarierinnen und Parlamentarier des KiJuPa vermutlich ebenso lange in Erinnerung behalten wie ich meinen Besuch als 17-jähriger Jugendlicher beim damaligen Bundespräsidenten Dr. Gustav Heinemann in der Villa Hammerschmidt.

* Franz-Josef Hanke

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