Neu für Kanzler: KiJuPa diskutierte mit Olaf Scholz

scholz

Kilian Behrens stellt Olaf Scholz die Arbeit des KiJuPas vor. (Foto: Laura Schiller)

„Ihr habt lange durchgehalten“, lobte Olaf Scholz das KiJuPa. Im EPH stand der Bundeskanzler 119 Kindern und Jugendlichen Rede und Antwort.
Das Gespräch mit den Mitgliedern des Kinder- und Jugendparlaments (KiJuPa) im Erwin-Piscator-Haus (EPH) war der Höhepunkt des Kanzlerbesuchs am Donnerstag (2. Februar) in Marburg. Zuvor hatte Scholz das Produktionswerk des Pharmaunternehmens BioNTech in Marbach besucht. Dort hatte Firmengründer Prof. Dr. Dr. Uğur Şahin die Investition von 40 Millionen Euro in eine neue Plasmid-Produktion am Standort Marburg bekanntgegeben.
Trotzdem betrat Scholz den großen Saal des EPH bereits vor dem angekündigten Zeitpunkt. Gerade erst hatten die Mitglieder des KiJuPa sich einen Film angeschaut, in dem Scholz und sein bisheriges Leben vorgestellt wurde, da war er auch schon da.
Bevor das eigentliche Gespräch losging, stellten Magdalena Hescher und Kilian Behrens ihm die Arbeitsweise und die Rechte des KiJuPa vor. Wichtig war ihnen, zu betonen, dass ihre Themen nicht „von oben“, sondern von den Kindern und Jugendlichen selbst beschlossen werden.
„Ein weiteres besonderes Merkmal ist, dass wir überparteilich arbeiten“, Hescher. „Es geht also wirklich um die Themen der Kinder und Jugendlichen.“
Seit 1997 bereits besteht das KiJuPa der Universitätsstadt Marburg. „1998 bin ich zum ersten Mal in den Bundestag gewählt worden“, antwortete Scholz mit merkbarer Anerkennung für die Leistungen der jungen Parlamentarier.
Auf die erste Frage der dreizehnjährigen Lilli, , welche Themen und Sorgen den Bundeskanzler selbst als Kind und Jugendlicher beschäftigt haben, äußerte sich Scholz zu Ungerechtigkeiten im Bildungssystem, die ihn dazu bewegt hätten, sich politisch zu engagieren. Diese Ungerechtigkeiten seien so offensichtlich gewesen, dass er den Drang verspürt habe, daran etwas zu ändern, erklärte Scholz.
Für das Gespräch hatten die Kinder und Jugendlichen Fragen zu fünf Themenkomplexen vorbereitet: Ihr Interesse richtete sich auf die Jugend zwischen Krise und Zukunft, Bildung – Schule, Ausbildung und Beruf, Soziale Gerechtigkeit, Klima und Umwelt, Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.
Dann ging es auch schon in die intensive Gesprächsrunde, in der sich die Kinder und Jugendlichen mit dem Bundeskanzler zu den verschiedenen Themen austauschten. Neben der besseren Bezahlung in Pflege- und Sozialberufen sprachen sich die KiJuPaler auch für eine breite Beteiligung der Kinder und Jugendlichen auf allen politischen Ebenen aus. Sie befragten den Bundeskanzler unter anderem zur aktuellen Klimapolitik, der Sicherung der Renten, dem Vorgehen gegen Kinder- und Altersarmut und der Bildungspolitik. Außerdem wollten die jungen Menschen wissen, was die Bundesregierung plant, um Langzeitfolgen bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, die aufgrund der Krisen in den letzten Jahren viele Belastungen, Stress und eine große Verunsicherung spürten.
Mehr als eine Stunde lang stand Scholz den jungen Leuten Rede und Antwort. Dieser Teil der Sitzung war jedoch nicht öffentlich. Allerdings berichteten Teilnehmerinnen und Teilehmer der Presse davon im Anschluss an die Fragestunde.
Qays El-Hamdan lobte die Offenheit des Kanzlers. Zudem habe er sich sehr klar für ein gerechteres Bildungssystem ausgesprochen. Anderen Fragen – beispielsweise zum Klimaschutz – sei er hingegen ausgewichen.
Ähnlich äußerte sich auch Marie Kaiser. „Ich hätte mir zum Klimaschutz eine ausführlichere Antwort erwartet“, erklärte die Jugendliche. „Insbesondere Fragen zu Lützerath ist er ausgewichen.“
Auch er KiJuPa-Vorsitzende Lasse Wenzel war angetan von Schokz. „Wir haben auf Augenhöhe mit ihm gesprochen“, erklärte der Schüler. Das sei eine große Motivation für alle, sich für die Demokratie einzusetzen.
Dieses Lob teilten alle Vertreter des KiJuPa-Vorstands. Sie sind sich bewusst, dass sie diesen Tag ihr Leben lang nie mehr vergessen werden. „Wir haben heute stellvertretend für die Jugendlichen in ganz Deutschland gesprochen“, erklärte Antonin Bau selbstbewusst.

* Franz-Josef Hanke