„IKEK“ steht für städtisches Fördergeld zum Sanieren und Bauen in den Außenstadtteilen. Beantragen kann man es bis ‚Ende 2023.
Ein Fachwerkhaus braucht Pflege. Diese Pflege benötigt Geld, Zeit und Fachwissen. Dank des Zuschusses aus dem Dorfentwicklungsprogramm haben Edmund Voges und seine Frau Inken Schmidt-Voges die Fassaden ihres denkmalgeschützten Fachwerkhauses in Michelbach saniert.
Noch bis Ende 2023 können alle, die ein Grundstück, ein Gebäude oder eine Hofanlage im Ortskern eines Außenstadtteils von Marburg haben, Zuschüsse für Sanierungen, Um- oder Neubauten beantragen.
„Bei einem Fachwerkhaus Hand anzulegen, muss man sich erstmal trauen“, sagte Edmund Voges. „Denn wenn die Verkleidung entfernt wird und alles offen liegt, zeigt sich erst, was wirklich alles gemacht werden muss.“
Häufig seien dann mehr Schäden zu entdecken, als anfangs vermutet. Dabei sei eine finanzielle Unterstützung unerlässlich. „Alleine, ohne die Förderung, hätten wir das nicht stemmen können“, erklärte Voges.
Dabei hat das Ehepaar schon einiges an Erfahrung in der Sanierung eines Fachwerkhauses gehabt. Dabei handelte es sich um das selbe Haus.
Im Jahr 2016 kauften Edmund Voges und Inken Schmidt-Voges ihr Haus in Michelbach. Dann nahmen sie als erstes eine umfangreiche Innensanierung vor. Zudem ist die rückwärtige Fassade in Stand gesetzt worden.
Die Sanierung der anderen drei Außenfassaden erfolgte 2021 mit Hilfe der Förderung durch das Dorfentwicklungsprogramm. Davon erfuhren sie bereits während ihres ersten Sanierungsvorhabens 2016 durch die Michelbacher Dorfzeitung „Mize“. Auch Nachbarn des Ehepaars hatten bereits Zuschüsse beantragt; und so beschlossen sie, für die Sanierung der verbliebenen drei Fassadenseiten dieses Angebot ebenfalls zu nutzen.
„Für so ein Vorhaben braucht es eine gut durchdachte Planung mit hinreichend Vorlauf“, weiß Inken Schmidt-Voges aus Erfahrung. Da die Förderung durch IKEK für das Sanierungsvorhaben des Ehepaar Voges im selben Jahr abgerufen werden musste, in dem es beantragt wurde, galt es, alle beteiligten Akteure frühzeitig und gut koordiniert einzubinden.
Dazu gehören neben den Gewerken auch die Untere Denkmalschutzbehörde, die Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf und gegebenenfalls auch die Untere Naturschutzbehörde. „Gerade für die Kalkulation ist es wichtig, einen großen Puffer für Unvorhergesehenes einzuplanen.“ Da auf dem Bau nicht immer alles liefe wie geplant, könnten einen die Fristen zur Einreichung von Anträgen und Rechnungen laut dem Ehepaar ganz schön ins Schwitzen bringen.
Daher empfehlen Edmund Voges und Inken Schmidt-Voges, sich eine Bauleitung zu suchen und mit dieser den detaillierten Ablauf durchzusprechen. „Eine Bauleitung kennt nicht nur alle einzelnen Schritte, sondern koordiniert auch die Kommunikation mit allen Beteiligten wie zum Beispiel den Gewerken, und sorgt dafür, dass alle im Zeitplan bleiben“, erläuterte Voges. Diese Unterstützung habe dem Ehepaar einige Nerven im Prozess erspart
Es sei wichtig, so konkrete Absprachen wie nur möglich zu treffen. „Eine gute Planung ist alles, dann klappt das schon“, sagte Voges.
Auch die gemeinsame Planung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie der Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf empfand das Paar als sehr hilfreich und konstruktiv. „Die Kommunikation war wirklich entgegenkommend“, berichtete Schmidt-Voges.
Nachdem im Juni 2021 die Bescheide eingetroffen waren, ging es dann konkret mit den Baumaßnahmen los. Alle Gefache des Hauses waren kaputt und wurden daher im Juli und August 2021 bis auf den Lehm abgeklopft und der alte Farbauftrag auf dem Holz abgeschliffen.
Im September klebten die Handwerker das Holz ab und bauten den Putz wieder neu in drei Schichten aus Lehm- und Kalkputz auf. Dabei muss die Trocknungszeit der jeweiligen Schichten miteingeplant werden. Zudem zeigte sich während der Arbeiten, dass der Grundbalken an der Ecke auf der Südseite im Eingangsbereich irreparabel zerstört und mit Beton gefüllt worden war.
Daher mussten die Gefache auf der Südseite abgebrochen werden, um die Zimmerarbeiten am Grundbalken zu ermöglichen. Anschließend mauerten die Handwerker die Gefache neu mit Lehmsteinen aus und verputzten sie ebenfalls.
„Als die Ecke fertig war, war das ein echter Meilenstein“ , erinnerte sich Schmidt-Voges. „Es war eine große Erleichterung zu wissen, dass nun das gesamte Fachwerk wieder intakt ist.“
Im Oktober erfolgten schließlich die letzten Arbeiten: Die letzte Putzschicht wurde aufgetragen und gefilzt, die Fassaden gestrichen und das Holz mit zwei Schichten aus Leinöl und Pigment behandelt.
„Ein Fachwerkhaus, das lebt und atmet“, sagte Voges. Deswegen arbeiteten die Fachleute mit ursprünglichen Materialien, die das Fachwerk atmen lassen und so Schimmelbildung verhindern. Die Handwerker fügten zudem ein Hanfband zwischen Holz und Gefachen ein, damit keine Risse entstehen, wenn sich die Materialien bewegen und sich zum Beispiel durch Temperaturunterschiede ausdehnen und zusammenziehen.
Aus seinen Erfahrungen heraus empfiehlt das Ehepaar, den ganzen Prozess mit Fachkräften detailliert durchzuplanen. Sowohl zeitlich als auch finanziell gelte es, Puffer einzuplanen. Auch müsse bedacht werden, welche Behörden in den Prozess mit einzubeziehen sind.
Das kann unter anderem auch die Untere Naturschutzbehörde sein. Werden beispielsweise Kot- oder Brutreste von Fledermäusen entdeckt, gilt es abzuklären, ob feste Brutplätze für diese nach einer Sanierung eingerichtet werden müssen.
Dag s Fachwerkhaus des Ehepaares ist Teil des historischen Ensembleschutzes des Dorfkerns Michelbach, das heißt die äußere Erscheinung soll weitestgehend den Originalzustand der Erbauungszeit wiedergeben. Bei der Gestaltung orientierten sie sich an alten Fotografien aus der Bauzeit 1894.
Auch die Nachbarschaft sei von der Sanierung sehr angetan. Machbar sei dies erst durch IKEK geworden. „Ohne die Förderung hätten wir das nicht geschafft, denn wir wollten, dass es nicht nur gut wird, sondern auch den fachlichen Standards entspricht“, erläuterte Voges.
Hintergrundser kleinen Abkürzung steckt eine ganze Menge drin. Sie steht für „Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept“. Kurz gesagt geht es im Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen darum, (Bau-)Maßnahmen in den Ortskernen zu fördern, die zum Erhalt oder zur Weiterentwicklung der Struktur beitragen.
Solche Maßnahmen umfassen beispielsweise die Modernisierung der Bürgerhäuser, den Bau von Mehrgenerationenplätzen, die Umgestaltung von Grün- und Freiflächen oder Angebote verschiedener Workshops und Aktionen. Zudem können alle, die ein Grundstück, ein Gebäude oder eine Hofanlage im Ortskern und ausgewiesenen Fördergebiet in einem der 15 Marburger Außenstadtteile besitzen, Anträge auf Zuschüsse zu Sanierungen, Um- oder Neubauten stellen. Bei einer Förderquote von 35 Prozent der förderfähigen Nettokosten, können Antragsstellende pro Objekt bis zu 45.000 Euro, für Kulturdenkmäler maximal 60.000 Euro erhalten.
Förderanträge können noch bis Ende 2023 gestellt werden. Weitere Informationen gibt es bei Rose Michelsen beim Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz der Universitätsstadt Marburg unter der Rufnummer 06421/201-1625 oder per Mail an rose.michelsen@marburg-stadt.de. Auskünfte zu den Fördermodalitäten erteilt Stefanie Auer vom Fachdienst Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf unter 06421/405-6131 oder per Mail an AuerS@marburg-biedenkopf.de.
* pm: Stadt Marburg