Bestand und Bewahrung: Tag der Hessischen Denkmalpflege in Marburg

Jakobi

Dr. Verena Jakobi bei "Denkmalpflege im Klimawandel". (Foto: Laura Schiller)

„Entweder wir lösen die Klimakrise, oder die Klimakrise löst uns“, warnte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Er eröffnete den 43. Tag der Hessischen Denkmalpflege.

Am Donnerstag (9. Juni) versammelten sich Architektinnen und Architekten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Marburg sowie Interessierte zu der Tagung „Denkmalpflege im Klimawandel“. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Stadtjubiläums „Marburg800“ im Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) statt.

„Was uns außerordentlich wichtig ist, und was das Selbstverständnis in der Stadt in besonderer Weise prägt, ist gerade das Verknüpfen von Geschichte und Modernität“, erklärte Spies. Das historische Bewusstsein solle dabei erhalten bleiben. Aber auch Marburgs wissenschaftlichem Anspruch wolle die Stadt gerecht werden.

„Wir möchten an dieser Stelle Verantwortung übernehmen und die Stadtentwicklung zukunftsorientiert, nachhaltig, klimaneutral, aber natürlich vor allen Dingen lebenswert für Menschen gestalten, mit Erhaltung dieses wunderbaren historischen Erbes“, fuhr er fort. Er betonte, dass die Stadt vor allem für Menschen gedacht sei.

Prof. Dr. Markus Harzenetter vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen freute sich, dass sich die Tagung sich in einer Stadt durchgeführt werde, bei der Klima- und Denkmalschutz große Wichtigkeit haben. Zudem erklärte er, dass etwa 40 bis 50 Prozent der Klimaschädigung auf die Bauwirtschaft zurückzuführen sind. „Da haben wir als Denkmalpflege eine Schlüsselrolle“.

Er sprach sich für die Erschaffung konstruktiver und zentraler Angebote für die Bauwirtschaft im Zusammenhang mit Denkmalpflege aus. Die Baudenkmalpflege habe dabei eine Vorbildrolle für eine ressourcensparende Bestandserhaltung.

Dr. Verena Jakobi von der Bau- und Denkmalpflege des Lands Hessen berichtete, dass es das Format der Tagung schon seit 1979 gibt und es immer in Kooperation mit dem Bundesland und einer Kommune stattfindet. Marburg sei dabei ein besonderes Ziel geworden, weil die Stadt schon sehr früh im Klima- und Denkmalschutz aktiv war.

Jakobi stellte die Vorträge vor, die über die Veranstaltungstage am Donnerstag (9. Juni) und Freitag (10. Juni), gehalten werden. Die Marburger Perspektive wird von Manuela Klug beigesteuert, des Weiteren gibt es Vorträge zu Themen wie Altbauschutz und stadtbauliche Pflege sowie deren Fördermöglichkeiten.

„Wir müssen den Bestand unbedingt erhalten“, betonte Jakobi. Dabei dürfe er keine Normierung geben, für jedes Gebäude müsse eine individuelle Lösung gefunden werden. Die historische Bausubstanz solle dabei ressourcenschonend und emmisionsarm erhalten werden. Auch speicherten historische Häuser einen Wissensschatz, der Auskunft über historische Bau- und Reparaturtechniken, Materialien und Klimaanpassung des Gebäudes geben könnte, sagte die Landeskuratorin.

Jakobi kündigte außerdem einen Leitfaden für Denkmalpflege und Energie für alle Behörden an. Interdisziplinär richtet sich das Projekt an Architekten, Handwerker und Juristen, um Denkmalpflege und Ressourcenschutz einfacher zu machen und vereinheitlichende Standards zu entwickeln.

*Laura Schiller

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