Beeindruckende Begegnungen: Spies klingelt an Haustüren

Zielgruppe eines neuen angebots für Obdachlose sind Frauen und Familien. Die Stadt informiert die Nachbarschaft über dieses Vorhaben.
Für Frauen und Familien ohne Obdach wird geplant, im Marburger Stadtteil Ockershausen eine Unterkunft mit zehn Plätzen und pädagogischer Betreuung einzurichten. Die Stadt und die städtische Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau Marburg haben Bürgerinnen und Bürgern bereits in einer Ortsbeiratssitzung das Konzept vorgestellt.
Nun sind Mitarbeitende der städtischen Fachdienste und Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies mit den Nachbarinnen und Nachbarn bei Tür-zu-Tür-Gesprächen in Austausch getreten. Die meisten ‚Angesprochenen zeigten sich offen für das Vorhaben.
„Schicksalsschläge wie Räumungen oder Hausbrände können dafür sorgen, dass Menschen von heute auf morgen obdachlos werden“, erklärte Oberbürgermeister Spies. „Neben einem neuen Angebot für Männer gibt es Ideen für eine Unterkunft speziell für Frauen und Familien in Ockershausen, die den Betroffenen als Übergangslösung dienen soll.“
Der Oberbürgermeister möchte die Nachbarschaft von der Notwendigkeit der geplanten Einrichtung überzeugen. „Dabei ist uns wichtig, dass das Vorhaben auch von der Stadtgesellschaft mit getragen wird. Deshalb wollen wir mit den Nachbar*innen ins Gespräch kommen.“
Mehr als zwei Stunden lang klingelte Spies gemeinsam mit Sozialplanerin Monique Meier und Sarah Mehringer vom Fachdienst Bürgerbeteiligung an Türen und sprach mit den Anwohnenden. „Wir sind hier eine Gemeinschaft; und es wäre schön, wenn die Frauen und Familien hier eingebunden wären“, sagte eine Nachbarin an ihrer Haustüre. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie sich auch schon bei der Ortsbeiratssitzung informiert. Ein anderer Nachbar hatte mit der Sozialplanerin schon telefonisch Fragen geklärt. Trotzdem freuten sie sich über den Besuch des Oberbürgermeisters. Der sagte: „Wir möchten gerne vorher informieren und offene Fragen klären.“
Eine andere Anwohnerin sagte, sie freue sich über die Transparenz. Eine weitere bot ihre Hilfe an und wollte ehrenamtlich für neue Projekte der Stadt für obdachlose Menschen aktiv werden.
Die Beschäftigten der städtischen Fachdienste sind derzeit in Ockershausen vor Ort, um mit Nachbarinnen und Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Die meisten zeigten sich insgesamt offen und verständnisvoll, reagierten positiv auf den persönlichen Besuch des Oberbürgermeisters. Noch bis Freitag (8. April) wird die Koordination der Gemeinwesenarbeit der Universitätsstadt Marburg, Isabelle Abanda, weitere Nachbar*innen besuchen und für Fragen im Stadtteil präsent sein.
„Im Februar haben wir das Vorhaben und die konzeptionellen Ideen in einer Sitzung des Ortsbeirats in Ockershausen vorgestellt“, berichtete Sozialplanerin Meier. „Das Projekt findet im Stadtteil wohlwollende Unterstützung.“
Auch die Gemeinwesenarbeit im Fachbereich Soziales und Wohnen der Stadt Marburg und der IKJG-Quartiersmanager Marcel Funk sind eingebunden. Zuvor hat die Stadt bereits 400 Briefe an die Bewohnerschaft Ockershausens verschickt, um sie über das Vorhaben zu informieren; und es wurde ein Artikel in der Stadtteilinfo veröffentlicht.
Geplant ist, ein Haus In der Gemoll in Ockershausen herzurichten. Das ist momentan noch im Besitz der Caritas Fulda und wurde als Wohnheim genutzt. Nun erwägt die städtische Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau, es zeitnah zu erwerben und an die Stadt Marburg zu vermieten.
Es soll zehn Plätze für obdachlose Frauen und Familien geben, zudem eine Gemeinschaftsküche und ein Büro für eine pädagogische Leitung. So sollen die Bewohner*innen nicht nur ein Zuhause als Übergangslösung, sondern auch feste Ansprechpersonen vor Ort und Unterstützung finden.
Das Konzept ist Teil einer Umstrukturierung der städtischen Unterbringung von Menschen ohne Obdach durch den Fachbereich Soziales und Wohnen. Der Fachdienst Wohnungswesen ist für die Unterbringung zuständig. Der jetzige Standort mit den Unterkünften der Stadt am Ginseldorfer Weg soll durch insgesamt drei Angebote ersetzt werden.
Neben dem bereits bestehenden Probewohnen, bei dem Betroffene mit pädagogischer Unterstützung in ein reguläres Mietverhältnis zurückkehren, sind zwei neue Wohnformen geplant. Denn auch für Männer soll es eine neue Art der Unterbringung geben. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „VinziDorf“ mit Minihäusern.
Bürgerinnen und Bürger, die Fragen, Anregungen oder Interesse an einer Mitgestaltung eines gelungenen Miteinanders haben, können sich bei der städtischen Sozialplanerin Monique Meier unter (06421) 201-1933 oder per Mail an Monique.Meier@marburg-stadt.de melden. Alternativ ist das auch möglich bei Isabelle Abanda bei der Koordination der Gemeinwesenarbeit der Universitätsstadt Marburg unter der Telefonnummer 06421/201-1121 oder per Mail an Isabelle.Abanda@marburg-stadt.de.

* pm: Stadt Marburg

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