Klein und fein: VinziDorf bietet Wohnraum für Obdachlose

Marburg engagiert sich für ein „VinziDorf“. Es soll Unterstützung für Wohnungslose bieten.
Obdachlosen ein Zuhause geben will das Konzept der „VinziDörfer“ aus Österreich. Ein „VinziDorf“ besteht aus Kleinsthäusern für obdachlose Männer, für die es sonst keine Bleibe gibt. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau Marburg-Lahn und die Universitätsstadt Marburg haben diesen Ansatz zusammen mit sozialen Einrichtungen und Engagierten in Marburg aufgenommen.
Das „VinziDorf Marburg“ soll Realität werden – mit möglichst breiter Unterstützung der Stadtgesellschaft. „Die Unterstützung bei Obdach- und Wohnungslosigkeit hat einen hohen Stellenwert in der Universitätsstadt Marburg“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Im Zuge der Weiterentwicklung vorhandener Strukturen wollen wir eine Perspektive für zehn von Obdachlosigkeit betroffene Männer schaffen.“
Daneben hält die Stadt andere Angebote für Frauen und Familien bereit. „Das VinziDorf Marburg ist für Menschen da, wenn es keine andere Perspektive gibt wie zum Beispiel Betreutes Wohnen oder eine eigene Wohnung“, erläuterte Spies. „Auch sie sollen ein sicheres Zuhause bekommen.“
Die Idee des „VinziDorfs“ stammt vom Architekten Alexander Hagner, der im Rahmen der Zukunftsreihe „Marburg800 – weiter denken“ seinen Ansatz einer „Architektur für Obdachlose“ vorstellte. Marburg feiert 2022 seinen 800. Stadtgeburtstag. Unter dem Motto „Marburg erfinden“ widmet es sich dabei auch den Zukunftsfragen der Stadt.
Hagners Idee wurde in Wien und Graz mit der Vinzenzgemeinschaft „VinziWerke“ als Träger und Namensgeber umgesetzt. Dabei erhält jeder Bewohner sein eigenes kleines Haus mit grundlegender Möblierung und sanitärer Grundausstattung. Zudem gibt es ein Verwaltungs- und Versorgungsgebäude als zentralen Treffpunkt.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft „GeWoBau Marburg-Lahn“ plant jetzt den Bau der kleinen Häuser. Die Unterbringung und Betreuung der obdachlosen Menschen wird durch die Stadt erfolgen, die dafür gesetzlich zuständig ist. Bei der Planung und Umsetzung des „VinziDorfs Marburg“ werden die Betroffenen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen ebenso wie die Marburger Stadtgesellschaft einbezogen.
Daher wurde ein Projektbeirat gegründet, in dem ein breites Bündnis unterschiedlicher Einrichtungen vertreten ist. Dazu gehören Caritas Marburg, das Diakonische Werk Marburg-Biedenkopf, die Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf, die GeWoBau, der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) und Vertreter der Philipps-Universität. Mit dabei sind auch der Vorsitzende des Sozialausschusses der Stadtverordnetenversammlung (StVV) Roland Böhm sowie Oberbürgermeister Spies und Stadträtin Kirsten Dinnebier zusammen mit der Sozialplanung und weiteren Fachleuten der Verwaltung.
Als ersten Schritt zur Beteiligung der Stadtgesellschaft wird der Projektbeirat einen Workshop am Donnerstag (7. April) von 18 bis 21 Uhr durchführen, bei dem Kriterien für einen Standort des „VinziDorfs“ in Marburg erarbeitet werden sollen. Zudem können dort Menschen, die an einem Engagement für das „VinziDorf Marburg“ interessiert sind, ins Gespräch kommen und ihre Ideen und Fragen einbringen. Anmeldungen dazu sind unter n.friedrichs-karimi@gewobau-marburg.de möglich.
Darüber hinaus lädt der Projektbeirat Interessierte dazu ein, dem Engagement-Bündnis für ein „VinziDorf Marburg“ beizutreten. Das Bündnis ist dabei offen für ganz unterschiedliche Wege, das „VinziDorf Marburg“ zu unterstützen. So ist es möglich, ganz unkompliziert ein persönliches Zeichen zu setzen und sich bereit zu erklären, mit dem eigenen Namen für das Projekt einzustehen oder in persönlichen Gesprächen für die Idee des Projekts zu werben.
Engagierte können aber auch eine Zeitlang bei dem Bau der kleinen Häuser oder bei der Anlegung eines Gartens helfen. Auch später können Marburgerinnen und Marburger, die sich längerfristig einbringen möchten, mitwirken zum Beispiel bei der Nachbarschaftsarbeit oder durch Angebote im Bereich Kochen oder Bewegung. Alle Formen des Engagements sind willkommen.
Interessierte werden zu der Frage beraten, wie sie am besten mitmachen können. Wer Teil des Engagements-Bündnisses für ein VinziDorf in Marburg sein möchte, kann sich über die Beteiligungsplattform MarburgMachtMit der Universitätsstadt Marburg unter dem Link marburgmachtmit.de/VinziDorf melden.
Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es auf der Website der GeWoBau Marburg unter www.gewobau-marburg.de/neubau/neubau-117copy.html sowie bei der Sozialplanerin Monique Meier unter der Telefonnumer 06421/201-1933 oder per Mail an Monique.Meier@marburg-stadt.de. Weitere Informationen zum Engagement-Bündnis gibt es über den Fachdienst Bürger*innenbeteiligung bei Carina Bangert unter der Rufnummer 06421/201-1002 oder per Mail an carina-bangert@marburg-stadt.de.

* pm: Stadt Marburg