Eine Krisensimulation der Philipps-Universität wird künftig in Europa eingesetzt. Damit will die EU den Krisen von morgen gewachsen sein.
Die Studierenden von heute sind die Entscheidungsträgerinnen und -träger von morgen. Es ist wichtig, dass sie die Komplexität politischer und gesellschaftlicher Konflikte erkennen sowie Deeskalations- und Lösungsstrategien anwenden können. Am Zentrum für Konfliktforschung (ZfK) der Philipps-Universität erproben Studierende regelmäßig den Ernstfall.
In Kriseninterventionssimulationen schlüpfen sie in die Rolle internationaler Friedens-, Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen und sammeln so praktische Erfahrungen in der Konfliktbewältigung. Mit dem Projekt „Simulating Human Rights in Peacebuilding“ (SHARINPEACE) sollen die erfolgreichen Simulationen künftig gemeinsam mit Partnerhochschulen aus Dänemark, Polen, Schweden, Serbien und Deutschland europaweit durchgeführt werden. Das Projekt wird mit knapp 380.000 Euro von der Europäischen Union (EU) im Rahmen des Programms „Erasmus+ Cooperation Partnerships“ gefördert.
In der zweitägigen Kriseninterventionssimulation an der Philipps-Universität wird ein realer Konflikt wie etwa der Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria fiktiv eskaliert. Die Studierenden entwickeln in ihrer jeweiligen Rolle verschiedene Strategien, wie sie den Konflikt deeskalieren und lösen können. „SHARINPEACE“ entwickelt das erfolgreiche Lehrmodul nun auf verschiedenen Ebenen weiter.
„Bislang hat sich die Simulation sehr stark auf deutsche Akteurinnen und Akteure der Konfliktbearbeitung konzentriert“, berichtete Projektleiter Dr. Stéphane Voell von der Philipps-Universität. „Mit SHAREINPEACE können wir das Modul nun europaweit durchführen und europäische Hochschulen und Organisationen in die Simulation mit einbeziehen.“
Die Studierenden der teilnehmenden Partnerhochschulen bilden Teams und tauschen sich unter anderem mit den europäischen Organisationen, die sie im Planspiel vertreten, vor der Simulation intensiv zum jeweiligen Thema aus. „Krisen sind international; unsere Simulation muss es auch sein“, erklärte Voell. „Wir sind sehr froh, dass wir unser Modul nun auf eine internationale Ebene bringen können. Ich bin mir sicher, dass die Studierenden sehr davon profitieren werden – persönlich, aber auch für ihr späteres Berufsleben.“
Darüber hinaus wird die Simulation einen stärkeren Fokus auf die Vermittlung des Zusammenhangs zwischen Menschenrechten und Frieden legen. „Frieden und Menschenrechte stehen in einem engen Zusammenhang“, erläuterte Voell. „Ohne die Einhaltung von Menschenrechten ist der Frieden brüchig und ohne Frieden können Menschenrechte nicht verwirklicht werden.“
Das zeige nicht zuletzt ein Blick in die europäische Geschichte. „Mit SHARINPEACE machen wir den Zusammenhang von Menschenrechten und Frieden im Studium erlernbar – und das auf internationaler Ebene“, sagte Voell.
SHARINPEACE erhält eine Förderung von knapp 380.000 Euro im Rahmen der Erasmus+ Cooperation Partnerships der Europäischen Union. Neben der koordinierenden Philipps-Universität sind die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Hochschule Södertörn, die Süddänische Universität, die Universität Lódzm sowie die Universität Singidunum am Projekt beteiligt. Für die Weiterentwicklung der erfolgreichen Kriseninterventionssimulation erhielten Voell, Prof. Dr. Thorsten Bonacker und Dr. Kerstin Zimmer bereits 2021 den Lehrpreis „Lehre@Philipp“ der Philipps-Universität Marburg“.
* pm: Philipps-Universität Marburg