Die Corona-Pandemie verursacht viele psychische Probleme. Zugleich behindert sie bereits bestehende Selbsthilfegruppen bei ihrer Arbeit.
„Auf diese prekäre Lage hat die Gruppe „Aufbruch Marburg“ aufmerksam gemacht. Sie arbeitet im Bundesverband Psychiatrieerfahrener mit Sitz in Bochum mit.“
Wegen eines Eigentümerwechsels wurde das bisherige „städtische Selbsthilfezentrum“ am Krummbogen geschlossen. Die meisten Selbsthilfegruppen treffen sich jetzt bei der Lebenshilfe in der Leopold-Lucas-Straße 15 unweit des Georg-Gaßmann-Stadions. Die Gruppe „Aufbruch Marburg“ für Psychiatrie- Erfahene trifft sich wie bisher jeden Donnerstag um 18:00 Uhr in diesen neuen Räumen.
„Selbsthilfestrukturen brechen nachhaltig zusammen, während psychisches Leid und psychiatrische Diagnosen innerhalb des Diskurses um Covid 19 weiter für Stigmatisierung der Betroffenen sorgen“, erklärt der Bundesverband Psychiatrie-Erfahrene. Er verfolgt die Situation der Psychiatrien und Psychiatrie-betroffenen in der Covid-19-Pandemie. „Das allgemeine Erleben von Krisen nimmt allerdings zu“, stellt er fest.
Somit birgt die Pandemie die Chance, dass mehr Verständnis dafür entsteht, dass psychische Krisen keine rein biologisch zu betrachtende Zustände sind, sondern auch gesellschaftliche Faktoren zugrunde liegen. Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung sind in der Regel Krisen-erfahren Ihr Wissen sollte allen zugänglich sein, die nun schwere Zeiten durchmachen.
Deshalb müssen die Selbsthilfestrukturen gerade jetzt mehr denn je gestärkt werden. Die digitale Teilhabe sollte selbstverständlich umgehend als Teilhabeleistung mit aufgenommen werden.“
Einsamkeit und Zukunftsängste bedrängen viele Menschen gerade jetzt in der Pandemie. Die Psychiatrieerfahrenen (PEs) bei „Aufbruch Marburg“ können Betroffenen mit gutem Rat aus eigener Erfahrung beistehen. Diese Kenntnisse betrachten sie als persönlichen Reichtum, der auch andere Menschen stärken und schützen kann.
* Franz-Josef Hanke