Das Sicherheitsempfinden steigern soll „Krav Maga“. Dazu gibt es ein kostenloses Training für Marburger*innen ab 50 Jahren.
Die Universitätsstadt Marburg und die verbandsfreie Organisation „I. S. D. Krav Maga Germany“ bieten Menschen ab 50 Jahren ein kostenloses Sicherheitstraining an. An insgesamt drei Terminen im März und April gehen Trainerinnen und Trainer speziell auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ein.
„Die Sicherheit aller in Marburg hat für die Stadt eine hohe Priorität“, betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Dabei spielt jedoch ein wesentlicher Faktor mit rein, und zwar das persönliche Sicherheitsempfinden.“
Damit sich alle in Marburg wohl und sicher fühlen, stellt die Stadt verschiedene Angebote bereit. Dabei ist es wichtig, die spezifischen Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen zu berücksichtigen und auf sie einzugehen. „Daher freuen wir uns, in Kooperation mit der ,I. S. D. Krav Maga Germany‘ ein spezielles und kostenloses Sicherheitstraining für Marburger*innen ab 50 Jahren anbieten zu können“, erklärte Spies.
Auch Dr. Petra Engel vom Fachdienst Altenplanung der Universitätsstadt Marburg betont edie Wichtigkeit zielgruppenspezifischer Angebote: „Die Kriminalstatistik für 2020 zeigt, dass Personen höheren Alters im Alltag weniger Gefahren ausgesetzt sind als jüngere Menschen. Dennoch gibt es ein größeres Unsicherheitsgefühl und altersspezifische Themen. Ein Sicherheitstraining, das speziell für ältere Personen ausgerichtet ist, ist daher von besonderer Bedeutung.“
Das Sicherheitstraining umfasst insgesamt drei Termine und findet im März und April an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden in mehreren Marburger Stadtteilen statt. „Für den Kurs haben wir ein Online-Konzept entwickelt“, berichtete Johannes Maaser. „Damit können wir das Training unabhängig von der Corona-Lage anbieten und die Gesundheit der Teilnehmenden schützen.“
In der Stadtverwaltung koordiniert er das Projekt „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“. Bei hohen Infektionszahlen findet das angepasste Trainingskonzept als Videokonferenz statt. Mitarbeitende der Stadtverwaltung unterstützen Teilnehmende bei Bedarf mit der entsprechenden Technik und stehen beratend zur Seite.
Die Inhalte des Sicherheitstrainings orientieren sich an den Grundlagen des Selbstverteidigungssystems „Krav Maga“. „Krav Maga“ ist hebräisch für „Kontaktkampf“. Es vereint Techniken verschiedenster Ansätze.
„Das Besondere an Krav Maga ist die Nutzung natürlicher Reflexe und einfacher Bewegungsabläufe“, erklärte „I.S.D.“-Gründer Tayfur Imprahem. „So können die Techniken schnell erlernt und besonders effektiv eingesetzt werden. Krav Maga eignet sich damit vor allem für den Selbstschutz im Alltag.“
Im Mittelpunkt des Trainings stehe die Schärfung mentaler Fähigkeiten: Eine Erhöhung der Aufmerksamkeit und eine realistische Einschätzung der Sicherheitslage sollen dazu beitragen, Gefahrensituationen zu vermeiden und gewaltfreie Lösungen zu finden. Nur für den Fall, dass diese Strategien nicht ausreichen, werden im Training Selbstverteidigungstechniken vermittelt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kampfsportarten funktioniert „Krav Maga“ auch ohne stetiges Training und ohne besondere körperliche Fitness. Christian Schäfer hat jahrelange Erfahrung als Krav Maga-Trainer.
„Das Ziel ist ein möglichst konfliktfreier und sicherer Alltag“, erläuterte er. „Oft reicht es dafür schon aus, potentielle Gefahrensituationen zu erkennen, um diese angemessen vermeiden oder entschärfen zu können. Körperliche Auseinandersetzungen können durch das richtige Verhalten meist schon im Vorfeld abgewendet werden.“
Das Sicherheitstraining wird vom Projekt „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ begleitet und evaluiert. Es handelt sich dabei um eine Wissenschaft-Praxis-Kooperation zur Abstimmung von Präventionsstrategien in der Stadt. Dafür werden die Teilnehmenden vor und nach dem Training zu ihrem Sicherheitsempfinden und ihrem Verhalten in Gefahrensituationen befragt.
„Wir möchten sicherstellen, dass die Teilnehmenden die Trainingsinhalte auch wirklich in ihrem Alltag anwenden können“, erklärte Charlotte Riemer, die im Rahmen ihres Studienabschlusses am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität an der Evaluation des Sicherheitstrainings beteiligt ist. „Nur dann ist das Training effektiv und leistet einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit von Bewohner*innen in Marburg.“
Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zur Wirkung des Sicherheitstrainings zu erhalten, werden zeitgleich zu den Trainingseinheiten Marburger*innen ab 50 Jahren als Kontrollgruppe zu ihrem Sicherheitsempfinden befragt. Die Forschenden stellen den Teilnehmenden unter anderem Fragen wie: „Wie sicher fühlen Sie sich, wenn Sie nachts alleine in ihrem Stadtteil unterwegs sind?“
Eine Anmeldung für das Sicherheitstraining ist ab sofort bei der Marburger Altenplanung im BiP möglich entweder per E-Mail an altenplanung@marburg-stadt.de oder telefonisch unter 06421/201-1844. Das Training ist für alle Teilnehmenden kostenlos. Weitere Informationen zur Studie gibt es bei Charlotte Riemer per E-Mail an riemerch@students.uni-marburg.de oder über das Projekt „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ über einsicht@marburg-stadt.de.
* pm: Stadt Marburg