Förderung verlängert: Armutsbekämpfung durch Infektionsforschung

Das Land Hessen fördert das „LOEWE-Zentrum DRUID“ für weitere drei Jahre. Damit leistet es einen Beitrag zur Bekämpfung globaler Armut.
Weltweit sind mehr als eine Milliarde Menschen von vernachlässigten und mit Armut zusammenhängenden Tropenkrankheiten und ihren massiven gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen betroffen. Das LOEWE-Zentrum „Novel Drug Targets against Poverty-Related and Neglected Tropical Infectious Diseases“ (DRUID) erforscht diese Erkrankungen und geht dringenden Fragen zur Identifikation und Charakterisierung potenzieller Zielmoleküle für die Entwicklung notwendiger Wirkstoffe und Diagnostika nach. Das Land Hessen fördert das LOEWE-Zentrum DRUID für weitere drei Jahre von 2022 bis 2024 mit insgesamt rund 16,2 Millionen Euro.
In der zweiten Förderperiode liegt die Federführung bei der Philipps-Universität. Im DRUID-Konsortium arbeiten ferner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), der Goethe-Universität Frankfurt (GUF), des Paul-Ehrlich-Instituts Langen (PEI), der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), und des Fraunhofer Instituts für Translationale Medizin und Pharmakologie Frankfurt (Fraunhofer ITMP) zusammen.
Vernachlässigte Tropenerkrankungen „Neglected Tropical Diseases“ (NTDs) und armutsassoziierte Infektionskrankheiten „Poverty Related Diseases“ (PRDs) werden durch Infektionserreger wie Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilze verursacht. Diese Krankheiten können hochakute lebensbedrohliche Verlaufsformen nehmen, führen aber oft auch zu schweren chronischen Erkrankungen.
„Ihre Bekämpfung ist daher aus medizinischer und humanitärer Sicht eine zwingende Notwendigkeit“, erklärte DRUID-Sprecher Prof. Dr. Stephan Becker von der Philipps-Universität. „Sie leistet gleichzeitig einen entscheidenden Beitrag zur Unterbrechung von Armutskreisläufen, die nicht nur Infektionsrisiken erhöhen, sondern auch zu existenzbedrohenden Lebensumständen, sozialer Ungerechtigkeit, Gewaltbereitschaft und Migration führen.“
Für die meisten der im LOEWE-Zentrum DRUID untersuchten Krankheiten gibt es zu wenige wirksame Medikamente. Viele der derzeit eingesetzten Wirkstoffe haben zudem schwere Nebenwirkungen. Schließlich drohen Resistenzen, die entweder bereits bestehen oder mittelfristig wegen des Mangels an alternativen Medikamenten auftreten können.
Die aktuelle Corona-Pandemie hat die Lage in vielen betroffenen Ländern noch verschärft. COVID-19-Infektionen und Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie können in wirtschaftlich ohnehin stark belasteten Ländern Rezessionen auslösen.
„Es ist nicht nur SARS-CoV-2, welches Menschen weltweit bedroht“, erklärte der stellvertretende DRUID-Sprecher Prof. Dr. Christoph Grevelding von der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Schon lange kennen wir unzählige weitere Infektionserreger, die nahezu überall auf diesem Erdball auftreten und verschiedene Erkrankungen mit schwerwiegenden Folgen auslösen.“ Jedoch sind diese Infektionskrankheiten in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt.
„Umso bedeutender ist das Signal, dass die hessische Landesregierung durch die Förderung DRUIDs setzt“, fuhr er fort. „Langfristig wird sich dieses Engagement nicht nur für betroffene Länder auszahlen. Im Zeitalter der Globalisierung und des Klimawandels, die zur weiteren Ausbreitung dieser Krankheiten beitragen, ist dies ein in die Zukunft gerichteter Schritt – auch für uns in Europa“, erläuterte Grevelding.
„Das LOEWE-Zentrum DRUID hat Hessen auf der internationalen Landkarte der infektionsbiologischen Forschung nachhaltig eingetragen“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. „Dass das wichtige Zentrum weiter gefördert wird, freut mich als Präsidentin der Sprecherhochschule sehr, vor allem, weil das Zentrum gesellschaftlich relevante Fragen von globaler Bedeutung angeht und nach Lösungen sucht. Ich gratuliere allen Beteiligten sehr herzlich.“
Der Forschungsansatz von DRUID zielt darauf ab, die medizinische und veterinärmedizinische Grundlagenforschung mit translationaler Forschung zu verbinden, um die Entwicklung dringend benötigter Medikamente gegen NTDs und PRDs und neuer Diagnostika auf den Weg zu bringen. In DRUID werden Infektionserreger erforscht, die meist in tropischen Regionen vorkommen, durch die Klimaveränderung und weitere Faktoren aber zunehmend auch in gemäßigten Klimazonen auftreten wie vermehrt auch in Europa.
Ein Schwerpunkt in den nächsten drei Jahren liegt auf den translationalen Aspekten der Forschung, die das Zentrum mit der Identifizierung neuer Wirkstoffziele, präklinischer Wirkstoffentwicklung und der Entwicklung neuer Diagnostika adressiert. Durch die LOEWE-Förderung leistet das Land Hessen mit den Forscherinnen und Forschern aus DRUID einen maßgeblichen Beitrag zum Strategiekonzept der Bundesregierung zur Globalen Gesundheit, den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO NTD-Roadmap 2021-30). Das „LOEWE-Zentrum DRUID“ ist das Resultat der konsequenten Entwicklung der infektionsbiologischen Forschung in Hessen und ein einzigartiges nationales Verbundprojekt mit internationaler Strahlkraft.
Das LOEWE-Zentrum DRUID wird seit 2018 vom Land Hessen gefördert. Die Federführung in der ersten Förderperiode lag bei der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Die Sprecherschaft liegt seit 2020 bei Prof. Dr. Stephan Becker in Marburg.
Ab 2022 wechselt auch die organisatorische Federführung an die Philipps-Universität. Beteiligte Fachrichtungen sind Pharmazie, Virologie, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Chemie, Ernährungswissenschaften, Parasitologie, Pharmakologie und Toxikologie, Bioverfahrenstechnik und Pharmazeutische Technologie, Veterinär-Physiologie und -Biochemie, Präklinische Forschung Beteiligte Institutionen sind die Philipps-Universität, die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), die Goethe-Universität Frankfurt, das Paul-Ehrlich-Institut Langen (PEI), die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) sowie das Fraunhofer Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie in Frankfurt.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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