Öffentlich oder Örtchen: Neues Projekt startet in Marburg

Die „Nette Toilette“ startet in Marburg. Zu finden sind kostenlose Klos in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden.
Eher selten wird darüber gesprochen, obwohl es doch ein Grundbedürfnis ist: Wer „muss“, braucht das entsprechende „Örtchen“. Doch unterwegs stellt das mitunter eine ziemlich große Schwierigkeit dar.
Das Projekt „Nette Toilette“ soll dem Abhilfe schaffen und ein flächendeckendes Netz öffentlich zugänglicher Toiletten in der Universitätsstadt Marburg aufbauen. Dafür stehen Toiletten in teilnehmenden Gastronomiebetrieben und öffentlichen Gebäuden kostenlos zur Verfügung.
„Ein öffentlich zugängliches Netz an Toiletten ist für viele Menschen eine Erleichterung, für andere eine unverzichtbare Infrastruktur“, , sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies anlässlich der Vorstellung des Projekts „Nette Toilette“ in Marburg. „Wir sind der Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe dankbar für diesen wichtigen Vorstoß, den wir gerne aufgenommen haben.“
Der Gesundheitsdezernent ergänzte,dass das Projekt von der Selbsthilfegruppe angestoßen wurde. Zusätzlich sollen auch Hygienebehälter aufgestellt werden, die oftmals auf den Toiletten für Männern fehlen.
Neben 270 Städten und Gemeinden in Deutschland setzt nun auch die Universitätsstadt Marburg das Konzept „Nette Toilette“. Der Fachdienst „Gesunde Stadt“ spricht in Kooperation mit dem Referat für Stadt-, Regional-
und Wirtschaftsentwicklung Gastronomiebetreibende der Stadt an, ob sie ihre Toiletten öffentlich zur Verfügung stellen. Alle Menschen können diese zum Lokal gehörenden Toiletten dann kostenlos nutzen, ohne etwas in dem Lokal zu konsumieren.
Susanne Hofmann vom Fachdienst „Gesunde Stadt“ erläuterte: „Einige Mitmenschen sind durch gesundheitliche Beeinträchtigungen unbedingt auf ein dichtes Netz an Toiletten angewiesen. Aber auch Tourist*innen oder Konsument*innen sowie alle Bewohner*innen Marburgs profitieren von einem flächendeckenden Netz öffentlich zugänglicher Toiletten.“
Das bestätigte auch Hans-Werner Biehn von der Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe: „Viele Männer meiner Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe haben Kontinenzprobleme. So mancher hat sich aus Furcht vor einem Missgeschick nur noch selten in die Öffentlichkeit getraut. Das wird durch die ,nette Toilette‘ anders werden. Dadurch können wir mit unseren Familien viel besser und ohne Ängste gemeinsam am öffentlichen Leben in Marburg teilnehmen.“
Auch Anna Kaczmarek-Kolb von der städtischen Wirtschaftsförderung begrüße das Projekt, das ebenso den Gastronomiebetreibenden Vorteile bringe: „Die Gastronomie kann neue Kundschaft gewinnen und erhält eine kleine finanzielle Unterstützung für den Unterhalt der Toiletten durch die Stadt. So gewinnen alle.“
Biehn drückte seinen Dank aus: „Wir sind allen Unterstützer*innen unendlich dankbar. Denn für uns ist dies ein entscheidender Zuwachs an Lebensqualität.“ Als erste Gastronomiebetriebe nehmen das „Café Großartig“ in der Oberstadt, „Memos Döner & Pizzahaus“ am Richtsberg und das Café „Frau Friedrich“ im Südviertel am Projekt teil. Alle teilnehmenden Gastronomiebetriebe sind künftig anhand eines Aufklebers im Eingangsbereich erkennbar.
Johanna Krüger vom Café „Frau Friedrich“ berichtete zum Beispiel: „Wir haben unsere Sanitärräume schon vorher öffentlich angeboten, etwa für Menschen, die auf dem Friedrichsplatz verweilen. Für uns ist das etwas Normales.“
Auch Philip Groß vom „Café Großartig“ sagte: „Auch für uns war es selbstverständlich, am Projekt teilzunehmen und unsere Toilettenräume zur Verfügung zu stellen, als die Anfrage kam. Unser Motto ist ja auch: Komm‘, wie du bist!“
Von den am Projekt beteiligten Betrieben sei es darüber hinaus ein Signal, das deutlich mache: „Wir sind ein Ort, der ein Problem erkennt“, stellte Oberbürgermeister Spies heraus. „Es ist sehr großzügig und freundlich von den Gastronomiebetrieben, die hier teilnehmen.“
Perspektivisch sollen in Marburg weitere Gastronomiebetriebe bei dem Projekt „Nette Toilette“ mitmachen – Interessierte können sich bei der Stadt per Email an nette-toilette@marburg-stadt.de melden. Zudem werden auch öffentliche Gebäude beteiligt.

* pm: Stadt Marburg

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