Prävention und Teilhabe soll ein sportpädagogisches Boxprojekt für Kinder und Jugendliche ermöglichen. Das hat die Stadt Marburg am Freitag (2. Juli) angekündigt.
In einer Kooperation haben die Universitätsstadt Marburg, der Sportkreis Marburg-Biedenkopf und der 1. Boxclub Marburg 1947 ein präventives sportpädagogisches Boxprojekt eingerichtet. Der Boxsport soll als Medium dienen, um Kinder und Jugendliche in ihren sozialen Kompetenzen zu fördern und ihnen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
„Die besondere Förderung von Kindern und Jugendlichen durch gemeinschaftliche und sportliche Aktivitäten bietet eine gute Ergänzung zu den Beratungsangeboten der Stadt, der Vereine und der freien Träger hier in Marburg“, erklärte Stadträtin Kirsten Dinnebier. Gerade für junge Menschen aus sozial benachteiligten Strukturen sei es wichtig, Angebote wahrnehmen zu können, in denen sie ein soziales und respektvolles Miteinander erfahren.
Das Boxprojekt orientiert seine inhaltliche Ausgestaltung an der jeweiligen Bedarfslage der Teilnehmenden. Kinder und Jugendliche, die negative biographische Erfahrungen oder mangelnde soziale und gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten erfahren mussten, können „herausfordernde Verhaltensauffälligkeiten“ entwickeln. Ihre Probleme können sich unter anderem in Form von Schulabwesenheit, Unausgeglichenheit, Rückzug und einem Anstieg des individuellen Aggressionspotentials äußern.
Das Ziel des Projekts ist, eben diese jungen Menschen durch ein sportpädagogisches Angebot angemessen zu fördern, zu begleiten und ihnen gesellschaftliche sowie soziale Teilhabe zu ermöglichen. „Daher bietet das Boxprojekt einen vertrauensvollen sowie gewalt- und drogenfreien Rahmen, in dem sich die Kinder und Jugendlichen persönlich und sportlich weiterentwickeln können“, erklärte Fachidenstleiter Björn Backes vom Fachdienst Sport der Stadt Marburg.
„Der Aufbau einer Vertrauensbasis ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Teilnehmenden alternative Verhaltensweisen im Umgang miteinander überhaupt erlernen können“, ergänzte Ronald Leinbach vom Boxclub Marburg. „Unser Ziel ist es, über den Sport zu integrieren und die Teilnehmenden durch ein wertschätzendes Miteinander darin zu unterstützen, besser in die Gesellschaft hineinzuwachsen.“ Dadurch sei es „für die Kinder und Jugendlichen möglich, Anerkennung und Erfolg zu erfahren, die ihr Selbstbewusstsein stärken“, weiß Jürgen Hertlein vom Sportkreis Marburg-Biedenkopf zu berichten.
Die sozialen Fähigkeiten, die die Teilnehmenden erlernen, werden ihnen nicht nur im privaten Umfeld zugute kommen. „Eigenschaften wie Teamfähigkeit und Leistungsbereitschaft sind Kern-Kompetenzen, die auch im beruflichen Kontext sehr geschätzt werden“, erläuterte Peter Schmittdiel aus dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Marburg.
Für die Teilnahme am Boxprojekt sollte die Bereitschaft bestehen, ein klares Regelsystem zu akzeptieren. Dazu gehört auch, dass im Boxprojekt ausschließlich die deutsche Sprache als gemeinsame Verständigungssprache verwendet wirdund alle Teilnehmenden – unabhängig von Geschlecht, Religion oder Herkunft – respektiert werden. Grundlegende Inhalte, die mit den Teilnehmenden des Boxprojekts umgesetzt werden sollen, sind die Entwicklung von sozialen Kompetenzen, Gruppen- beziehungsweise Teamfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Zukunftsperspektiven.
Zielgruppe sind insbesondere Kinder und Jugendliche, die im Stadtteil Richtsberg sowie in sozial benachteiligenden Strukturen leben und von bestehenden Angeboten der Kinder-, Jugend- und Vereinsarbeit bisher nicht erreicht werden. Das Boxprojekt arbeitet mit allen relevanten Institutionen, Schulen und Vereinen zusammen und stimmt die eigenen Angebote eng und regelmäßig mit den Kooperationspartnern ab. Dabei wird auf weitere bestehende Kooperationen aufgebaut, und Möglichkeiten für neue Zusammenarbeiten werden einbezogen.
Die Universitätsstadt Marburg stellt die erforderlichen Mittel für die Beschäftigung einer Vollzeitfachkraft und erforderliche Sachmittel für das Boxprojekt zur Verfügung. Der Sportkreis Marburg-Biedenkopf ist Anstellungsträger und übernimmt die Dienstaufsicht für die hauptamtlich beschäftigte Fachkraft. Die Fachaufsicht liegt beim Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Marburg.
Der Boxclub Marburg 1947 stellt seine Räume während der vom Verein ungenutzten Zeiten – nach Bedarf und Absprache – dem Boxprojekt zur Verfügung. Das Boxprojekt ist außerdem Teil des umfassenden Konzepts zur Bewegungs- und Gesundheitsförderung der Universitätsstadt Marburg im Zusammenhang mit dem Projekt „Kommunale Bewegungsförderung zur Implementierung der Nationalen Empfehlungen“ (KOMBINE). In diesem Zusammenhang stehen zahlreiche Bewegungsangebote, die der Fachdienst „Gesunde Stadt“ und der Fachdienst Sport der Universitätsstadt Marburg koordinieren.
Bereits seit Anfang 2019 ist die Stadt Marburg eine von bundesweit sechs Modellkommunen, die für das Projekt „KOMBINE“ ausgewählt wurden. Die Förderung erfolgt durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen des GKV-Bündnisses für Gesundheit.
* pm: Stadt Marburg