Entsorgung: Müllumladestation Wehrda wird ausgebaut

Die Müllumladestation wird zum Entsorgungszentrum. Die Abfallwirtschaft Lahn-Fulda erneuert die zentrale Entsorgungsanlage in Wehrda.
Als 1982 die Marburger Müllumladestation gebaut wurde, ging man davon aus, dass die Anlage an der Siemensstraße nur als Übergangslösung benötigt wird, bis der Landkreis Marburg-Biedenkopf eine eigene Deponie besitzt. Mit Eisenbahnwaggons wurde der Abfall aus dem Landkreis in den Anfangsjahren zur Deponie Wabern in den Schwalm-Eder-Kreis gefahren und dort abgelagert.
Getrennt wurde nur nach Grob- und Feinmüll. Der Feinmüll wurde direkt im Deponiekörper eingebaut; der Grobmüll wurde vor dem Einbau zerkleinert. Mehr Abfalltrennung gab es zunächst nicht.
Das änderte sich in den Folgejahren. Immer mehr verschiedene Abfallfraktionen wurden auf der Marburger Anlage getrennt angenommen und im Anschluss zu Verwertungsanlagen transportiert.
Die immer feingliedrigere Trennung der Abfälle wirkte sich auch auf die Transportlogistik aus. Wegen der Vielzahl unterschiedlicher Anlagen, die angefahren werden mussten, war ein Transport über die Schiene nicht mehr möglich.
Spätestens nachdem die Planungen einer eigenen Deponie Mitte der 90er Jahre vom Tisch waren, wurde aus der Übergangslösung in Wehrda die zentrale Entsorgungsanlage des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Neben dem gesamten Haus- und Sperrmüll sowie zahlreichen Abfallfraktionen wie Altholz, Rigips und Metallen werden heute auch verschiedene Gewerbeabfälle auf der Anlage umgeschlagen.
Die immer feingliedrigere Trennung der Abfallströme erforderte bereits mehrfach einen Um- und Ausbau der Anlage. Mehr Abladestellen wurden errichtet. Für das Abstellen der mehr als 100 Großcontainer wurden die erforderlichen Flächen geschaffen.
Die letzte große bauliche Veränderung fand 2012 statt. Durch den Bau einer Umschlaghalle für Hausmüll war beim Abtransport der Einsatz von sogenannten Sattelaufliegern möglich. Im Vergleich zu Containertransporten konnte die Anzahl der Transporte von Marburg nach Kassel wegen der besseren Ausladung dadurch um rund ein Drittel gesenkt werden.
Ab Juni steht nun die nächste große Umbaumaßnahme bevor, mit der aus der Müllumladestation das „Entsorgungszentrum Marburg-Biedenkopf“ wird. „Wir verfolgen dabei im Wesentlichen drei Ziele“, erklärte Landrätin Kirsten Fründt. „Wir wollen die Wartezeiten der Kundinnen und Kunden verkürzen, in dem wir zukünftig zwei Waagen einsetzen. Dadurch muss sich niemand mehr für die Rückverwiegung ein zweites Mal anstellen, wenn er seine Abfälle entladen hat. Zudem wollen wir die Sicherheit für die privaten Kunden durch einen eigenen abgegrenzten Abladebereich erhöhen. Dadurch en wir den Begegnungsverkehr zwischen Pkws und den großen Sammelfahrzeugen, Lkw`s und Baumaschinen. Zu guter Letzt wollen wir nach dem Umbau auch das komplette Altpapier aus dem Kreisgebiet auf unserer Anlage umschlagen, da unser aktueller Vertragspartner dies auf seiner Anlage aus genehmigungsrechtlichen Gründen zukünftig nicht mehr tun kann. Dadurch schaffen wir auch für diese Abfallfraktion langfristige Entsorgungssicherheit.“
Die Planungen zum Umbau der Anlage haben bereits vor einigen Jahren begonnen. „Weil sich unser Grundstück an der Siemensstraße auf der ehemaligen Deponie der Stadt Marburg befindet, waren im Vorfeld umfangreiche Untersuchungen erforderlich, denn der Baugrund ist schwierig“, erläuterte ALF-Geschäftsführer Dr. Peter Zulauf.
Dass die Erweiterung und Umgestaltung der Anlage dringend erforderlich ist, zeigen die Anlieferzahlen. „Dadurch, dass unsere Anlage zentral im Landkreis liegt, im direkten Umfeld viele Menschen wohnen und wir über eine sehr gute Verkehrsanbindung verfügen, nutzen sehr viele Kundinnen und Kunden unser Entsorgungsangebot“ freute sich Landrätin Fründt.
„Pro Jahr finden etwas mehr als 43.000 Anlieferungen statt“, berichtete Zulauf. „Das sind im Durchschnitt zirka 110 Anlieferungen pro Tag.“
Die Anlieferungen verteilen sich auf rund 6.000 Sammelfahrzeuge, die den Abfall aus den privaten Haushalten anliefern, etwas über 16.000 privaten Anlieferungen und rund 21.500 Anlieferungen von Gewerbekunden. Die Zahlen belegen laut Zulauf die Bedeutung der Anlage.
„Wenn man sich dann anschaut, auf welch` kleiner Fläche die Anlieferung und der Umschlag stattfinden, wird deutlich, warum die Anlage dringend erweitert werden muss“, machte der Geschäftsführer deutlich. „Der Umbau wird für alle Kundinnen und Kunden, aber auch für unsere Beschäftigten Vorteile bringen und sicherlich den Zuspruch noch weiter erhöhen“, ist sich Landrätin Fründt sicher.
Fründt freute sich ganz besonders über die zahlreichen positiven Rückmeldungen, die von Menschen kommen, die Abfälle auf der Anlage angeliefert haben: „Nicht nur die moderaten Preise für kleine Abfallmengen, sondern insbesondere die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter wird immer wieder positiv hervorgehoben und das macht mich ganz besonders stolz.“
Neben dem neuen Kleinanlieferplatz mit 8 überdachten Abkippstellen und zwei neuen Waagen ist die Umschlaghalle für Altpapier ein wesentlicher Baustein des Umbaus. „Wir werden pro Jahr rund 14.000 Tonnen Altpapier aus den blauen Tonnen der Haushalte in der Halle in Sattelauflieger verladen“, kündigte Zulauf an. „Die Lagermenge werden wir so gering wie möglich halten, im Idealfall wird die gleiche Menge, die am Tag angeliefert wird auch wieder abgefahren.“
Für den Abtransport des gesamten Altpapiers werden rund 650 Lastwagenlahrten erforderlich sein. Dafür sollen zwei bis drei Abholungen pro Tag erfolgen. Das Papier wird zur weiteren Verwertung in Papierfabriken transportiert.
Die Sammelfahrzeuge, die das Altpapier anliefern, haben im Durchschnitt sieben Tonnen geladen, so dass im Jahr rund 2.000 Anlieferungen stattfinden. Bei rund 300 Öffnungstagen entspricht das knapp 7 Anlieferungen pro Tag.
Nachdem die Abfallwirtschaft Lahn-Fulda die Bauarbeiten ausgeschrieben hat, fällt nun der Startschuss. „Natürlich müssen wir auch während der Baumaßnahme die Abfallentsorgung sicherstellen und werden unsere Anlage weitgehend uneingeschränkt offen halten“, versprach Zulauf. Mit der Gesamtmaßnahme beauftragt wurde eine Bietergemeinschaft unter Federführung des Bauunternehmens Heinrich Lauber aus Dillenburg.
Wenn alles wie geplant läuft, wird die Baumaßnahme laut Zulauf Ende 2022 abgeschlossen sein. Die Kosten für den jetzt anstehenden Umbau belaufen sich mit Planung und Anschaffung zusätzlich erforderlicher Maschinen und Fahrzeuge auf rund 6 Millionen Euro. „Wir sind sicher, dass dies nicht nur eine zwingend erforderliche, sondern auch eine sinnvolle Investition in die Zukunft ist, mit der wir die Entsorgungssicherheit in unserem Landkreis langfristig gewährleisten“, erklärte Landrätin Fründt abschließend.
Die Abfallwirtschaft Lahn-Fulda (ALF) ist ein Zweckverband der Landkreise Marburg-Biedenkopf und Schwalm-Eder. Die ALF hat die abfallwirtschaftlichen Aufgaben der Landkreise übernommen und betreibt seit 2011 mit 75 Beschäftigten verschiedene Entsorgungsanlagen in beiden Kreisen.

* pm: Abfallwirtschaft Lahn-Fulda

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