Kinder kapieren: Michelbach übt früh den Klimaschutz

„Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz“ werden gefördert. Kinder in Michelbach sollen die Natur schätzen und schützen lernen.
„Früh übt sich“ ist das Motto für die Kindergottesdienstgruppe in Michelbach, die das Thema Naturschutz ganz praktisch angeht. Die Kinder wollen Blumen säen und Bäume pflanzen. Dafürd bekommen sie eine Förderung der Universitätsstadt Marburg.
Insgesamt neun verschiedene Projekte wurden im Jahr 2020 als „Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz“ ausgewählt und mit einer Gesamtsumme von mehr als 20.000 Euro bezuschusst. Auch in diesem Jahr werden wieder gute Ideen gefördert.
Praktisches Wissen über Naturschutz und Artenvielfalt, Makro- und Mikroklima kann man in jedem Alter vermittelt bekommen. Und weil eine Erziehung zum Umweltbewusstsein schon möglichst früh beginnen sollte, setzt sich Jutta Richebächer in Michelbach in ihrer Kindergottesdienstgruppe genau dafür ein. Die Biologielehrerin möchte zusammen mit gut einem Dutzend Kindern im Alter zwischen 8 und 13 Jahren in diesem Frühjahr einen Teil des kirchlichen Grunds in Michelbach zum Blühen und Grünen bringen.
Ökologie und Theologie sieht die langjährige Organisatorin von Kindergottesdiensten dabei ganz eng verbunden: „Freude an Gottes Schöpfung und die Achtung der Geschöpfe“ ist für sie im Umweltbewusstsein enthalten. Die Kinder sollen eine Bindung zu den Tieren und Pflanzen vor ihrer Haustür aufbauen.
Dazu trägt ebenso die Beobachtung wie auch die Pflege der Natur bei, so Richebächer. Und wie man Verantwortung übernimmt, das lernen die Kinder nebenbei auch noch.
Was braucht ein Baum zum Wachsen? Welche Insekten ernähren sich von den Blumen auf einer Wiese? Welche Auswirkungen haben Pflanzen auf das Klima? Diese Fragen gilt es, ganz praktisch zu beantworten, indem die Kinder selbst aktiv werden. Zwei Obstbäume und einen Walnussbaum wird die Gruppe demnächst pflanzen.
Bislang stehen die Bäumchen auf dem Grundstück von Richebächer, wo die Kinder auch schon einmal gezeigt bekommen, wie das mit dem richtigen Aussäen von Saatgut funktioniert. Schwungvoll in die Erde verteilt und dann ordentlich festtreten, so funktioniert es dann hoffentlich mit einer blühenden Wiese im Sommer.
Auch eine spezielle Mischung von Wildblumen und -gräsern gehört zu den Dingen, die die Gruppe mit der Förderung als „Nachbarschaftsprojekt im Klimaschutz“ gekauft hat. Nicht nur eine große Wiese auf kirchlichem Grund soll künftig zum Blühen gebracht werden, jeder bekommt auch ein kleines Tütchen mit Samen mit nach Hause.
Angefangen hat alles mit der Idee der Kinder, einen Teil des Erlöses von ihrem Stand beim letzten Martinsmarkt in das Pflanzen eines Baumes zu investieren. „Die Kinder haben viel Interesse am Thema Natur und Naturschutz“, berichtete Richebächer.
Der 13-jährige Ergi erzählt, er kümmert sich zuhause um seine Kaninchen. Früher habe er in einer großen Stadt gewohnt, da sei es nicht möglich gewesen, Tiere zu halten.
Seit er mit seiner Familie in Michelbach lebt, freuen er und seine Schwester Iris sich über die kuscheligen Mitbewohner. Das hat auch seinen Berufswunsch beeinflusst: Er möchte später einmal Tierarzt werden.
Der ebenfalls 13-jährige Jonathan begeistert sich ebenfalls für Tiere und hat von einem Michelbacher Bewohner einen Garten zur Verfügung gestellt bekommen, in dem er eigene Hühner hält. Dass jedes Tier und jede Pflanze ebenso wie jeder Mensch ein Geschöpf Gottes ist, das versuchen Richebächer und das ganze Kindergottesdienstteam von „KiGo+“ zu vermitteln.
Darüber hinaus hat die Biologielehrerin noch eine Menge Ideen mehr. „Ich würde mich zum Beispiel freuen, wenn wir Privatpersonen finden, die eine Regentonne auf ihrem Grundstück aufstellen würden, aus denen die Kinder bei trockenem Wetter Gießwasser holen können“, erklärte sie. Auch Nistkästen für Vögel könnten das Projekt ergänzen.
Außerdem gibt es in Michelbach Familien, die händeringend nach Gartenland mit Wasseranschluss suchen, berichtete sie. Im Ortsbeirat wurde deshalb bereits angefragt, ob Flächen dazu neu ausgewiesen werden können. In beengten Wohnanlange könnte sie sich auch ein „urban gardening“-Projekt vorstellen.

* pm: Stadt Marburg

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