Gleich ging’s los: Theaterstück überraschte Zuschauer

„DRAMA FÜR DEN KOPF. (EIN KLAMAUK)“ feierte am Samstag (5. April) Premiere im Mini-TaSch. Das Stück von HENRIETTE SEIER ist der PREISTRÄGER 2024 DES CHRISTIAN-DIETRICH-GRABBE-FÖRDERPREISES.

Angefangen hat alles mit einer Schauspielerin, die nicht wusste, was sie vorführen soll.  Daraufhin kam der Spaß in den Raum als ein bunt gekleideter Mensch. Er schlug vor, um etwas mit einem Sinn zu zeigen, könnte man in die Rolle eines Arztes schlüpfen.
Viele Lacher Brachte die wuschelige, verpeilte Ärztin, die mit dem Spaß zusammen operierte und Magen aus einem Mann entfernte. Die Schauspielerin wechselte zwischen ihrem Schauspieler-Dasein und der Rolle als Ärztin. Die selben Szenen wurden immer und immer wieder gespielt.
Besonders lustig war eine Situation, bei der die Ärztin einem Patienten einen Schwangerschaftsstreifen gab. Die Patienten lagen auf der improvisierten Matte. Der Spaß und die Schauspielerin kamen immer und immer wieder zusammen zwischen den Szenen im Krankenhaus.
Viermal wurde der Alltag in einer Klinik gezeigt. Dann war es dem Spaß zu viel. Er sagte, die Menschen hätten genug davon.
Weiter ging es mit dem Spaß. Während die Schauspielerin verschwand, zog der Spaß ein Schneckenkostüm an. Er suchte im Publikum den Regisseur.
Heraus kam ein Mann mit schlechter  Miene. Er sollte den Regieanweisungen folgen. Doch er wurde laut und schimpfte.
Er wollte kein Teil des Ensembles sein. Er spiegelte die Zerrissenheit, die Unberechenbarkeit, die Spontaneität des Stücks wieder. Einen tobenden Regisseur erlebt man selten.
Die Schauspielerin kam wieder und hielt eine 10-Minütige Rede darüber, was bei der Wiedervereinigung von BRD und DDR schief laufe. Es gab einen Plan, den das Forum 89 veröffentlichte. Darin ging es darum, Deutschland solle aufblühen und kein Teil der globalisierten Welt werden. Deutschland soll sich nicht von größeren Mächten beeinflussen lassen. Sozialismus ja, aber mit Grenzen!
Dieser Plan wurde nie durchgeführt. Außerdem lehrte die Frau das Publikum: Nur weil man einen Dialekt hat, ist man nicht automatisch dumm.
Die Lacher im Publikum wurden mehr, die Stimme des Spaßes kommentierte die Verbindung von Publikum und Schauspiel. Die Stimmung war ausgelassen.
Der Spaß lächelte und tanzte, während die Schauspielerin außerhalb der Bühne eine neue Rolle suchte. Pop-Musik begleitete den Tanz. Die Schauspielerin hatte genug davon und stoppte die Musik.
Sie wollte sich nicht dem Publikum unterwerfen. Sie diskutierte mit dem Spaß, der die vermeintliche Stimme des Publikums kundtat. Wieder kam der Regisseur auf die Bühne.
Er war fuchsteufelswild. Er brüllte, um die Richtung des Theaterstücks zu beeinflussen. Doch er wurde von der Schnecke und der Schauspielerin weggetragen.
Er sollte einen Text vorlesen. Nun endete das Stück, während alle drei – die Schauspielerin, der Regisseur und der Spaß – in einer Badewanne nebeneinander saßen.
Die Essenz des Stücks ist die Frage: Was macht gutes Theater aus? Wie spontan kann Theater sein und wie erweckt man spannende Rollen zum Leben?

* Luca Mittelstaedt

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