Den Zulassungsbescheid für seine Impfstoffproduktion in Marburg hat Biontech am Freitag (15. Januar) erhalten. 750 Millionen Impfdosen pro Jahr soll das Werk in Michelbach liefern.
Zweifellos ist das eine gute Nachricht. Noch nie ist ein Medikament gegen eine neue Krankheit so schnell entwickelt worden wie jetzt der Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech. Noch nie sind Zulassungsverfahren für ein Medikament und für die Fabrikation im Marburger Stadtteil Michelbach so zügig abgeschlossen worden wie jetzt unter dem Druck der tödlichen Corona-Pandemie.
Im November 2020 hatte Biontech die Fabrik in Michelbach von Novartis übernommen. Bereits im Januar hat sie den Genehmigungsbescheid des Regierungspräsidiums Gießen (RP) erhalten. Bereits im Februar sollen die ersten Impfstoffe aus Marburger Produktion ausgeliefert werden.
Ebenso erfreulich wie die rasante Geschwindigkeit bei der Impfstoffherstellung ist auch die vorbildliche Unterstützung der Stadt für Hochbetagte bei Vergabe und Wahrnehmung ihrer Impftermine. Dabei muss die Stadt allerdings das ausbaden, das die Kassenärztliche Vereinigung (KAV) und das Land Hessen vergeigt haben bei der Organisation der Impfkampagne. Eine – nicht einmal barrierefreie –
Internetplattform ist garantiert keine zielgruppengerechte Anmeldemöglichkeit für Menschen über 80 Jahre.
Natürlich ist Kritik an Missmanagement bei der Bewältigung der Corona-Krise für Außenstehende immer wohlfeil. Legion sind die Heerscharen der Besserwissenden, die lautstark über zuwenig Impfstoff und einen „misslungenen Start der Impfkampagne“ klagen. Zumindest bei der Vergabe der Impftermine hätte das Land Hessen sicherlich für Hochbetagte über 80 Jahre die Sensibilität zeigen können, die die Stadt Marburg nun erfreulicherweise lebt.
Gejammer über zuwenig Impfstoff hingegen zeugt sowohl von Unkenntnis über die Schwierigkeiten der Pharmaproduktion als auch von latentem Rassismus. Die gesamte Welt will möglichst rasch geimpft werden. Warum sollten ausgerechnet die Deutschen dabei eine privilegierte Vorreiterrolle bekommen, nur weil der Impfstoff in Deutschland entwickelt wurde?
* Franz-Josef Hanke