Mit breitem Ansatz: Neues Buch zur Jugendpolitik der AfD

Was Parlamentarier der AFD zum Thema Jugend beitragen, steht im Fokus einer Neuerscheinung. Das Buch haben Wissenschaftler aus Marburg, Siegen und Hamburg geschrieben.
Die Partei ist noch jung, wenn auch viele ihrer Wähler Männer in mittlerem Alter sind; die Politik der „Alternative für Deutschland“ (AfD) zielt jedenfalls unter anderem auf die Jugend und würde die Jugend- und Bildungspolitik der Republik stark verändern, wenn die Partei an die Macht käme – das zeigt ein neues Buch, das parlamentarische Initiativen der AfD in Kommunen, Landtagen und dem Bundestag unter die Lupe nimmt.
Prof. Dr. Benno Hafeneger aus Marburg, Hannah Jestädt aus Siegen sowie Moritz Schwerthelm, Dr. Nils Schuhmacher und Gillian Zimmermann haben die 170 Seiten starke Untersuchung verfasst. Ihr Titel lautet „Die AfD und die Jugend. Wie die Rechtsaußenpartei die Jugend- und Bildungspolitik verändern will“. Erschienen ist das Buch beim Wochenschau Verlag in Frankfurt unter der ISBN 978-3-7344-1164-9.
Mit dem slogan „Für unsere Zukunft, für unsere Kinder“ präsentiert sich die hessische Parteigliederung im Herbst 2020 auf ihrer Homepage. Wie gestaltet sich die Jugendpolitik der AfD konkret? Die Anfragen, Anträge und Debattenbeiträge der Partei in den Parlamenten machen deutlich, „was die AfD kritisiert und infrage stellt, wohin sie die politische Kultur und Gesellschaft verändern will“, schreiben der Marburger Erziehungswissenschaftler Hafeneger und Koautorin Jestädt im ersten Teil des Buches.
Ergänzt wird die materialreiche Auflistung durch Berichte aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. In Art einer „Tiefenbohrung“ führen Schwerthelm, Schuhmacher und Zimmermann aus, wie die AfD in diesem Arbeitsfeld interveniert.
Wie tritt die Partei auf, wie gehen die Betroffenen damit um, welche Erfahrungen – und Befürchtungen – formulieren die Fachleute aus der Praxis? Haben sich die Interventionen verändert? Welche Auswirkungen zeigen sich, wie reagieren unbeteiligte Akteure?
Die empirische Auswertung erhellt, welches Jugendbild die AfD hat – und in welche Richtung sie die Jugendpolitik beeinflussen will. So forderte eine Landtagsfraktion, die Anwendung des Jugendstrafrechts auf Heranwachsende aufzuheben; in einem anderen Landesparlament beantragte die Partei, weniger Geld für die Erstattung von Kosten einzuplanen, die der örtlichen Jugendhilfe für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge entstehen, denn viele der unbegleiteten Minderjährigen seien in Wirklichkeit volljährig, behaupteten die Antragsteller.
Würde die AfD ihre Vorstellungen umsetzen, wäre das „mit einer veränderten Förderpolitik und Trägerlandschaft, neuen Schwerpunktsetzungen, der Einengung von Pluralismus und Handlungsspielräumen verbunden“, konstatieren die Autorinnen und Autoren in einem Zwischenfazit. „Es käme zu einer inhaltlichen und förderungspolitischen Neuausrichtung der Jugendpolitik“, prognostizieren Jestädt und Hafeneger. Diese Neuausrichtung sei vor dem Hintergrund einer Gesamtstrategie der Partei zu beurteilen, „die auf eine autoritär verfasste Gesellschaft und ein autoritäres Staatsverständnis zielt, das populistisch-nationalistisch ausgerichtet ist.“
Hafeneger lehrte außerschulische Jugendbildung an der Philipps-Universität und hat zahlreiche Bücher zu außerschulischer Jugendbildung sowie über die AfD publiziert. Zuletzt erschien „AfD im Hessischen Landtag“ gemeinsam mit Hannah Jestädt.
Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department Erziehungswissenschaft der Universität Siegen. Die anderen drei Mitautoren arbeiten an der Universität Hamburg.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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