Eine neue Arbeitsgruppe entwickelt das Verkehrskonzept „Move35“. Sie hat nun erstmals getagt.
Wie sollen Verkehr und Mobilität in Marburg in der Zukunft aussehen? Wie können die Menschen sich bewegen? Wie können sie den begrenzten Stadtraum bestmöglich nutzen? Diese Fragen sollen die Marburger*innen gemeinsam mit Verwaltung und Politik beantworten und das Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungskonzept MoVe35 mitentwickeln.
Ein Gremium, das den Prozess eng begleitet, ist die Arbeitsgruppe „MoVe35“. Sie hat nun erstmals getagt.
MoVe35 soll auf ganz vielen Ebenen entwickelt werden, auf denen sich alle interessierten Menschen und unterschiedliche Zielgruppen beteiligen können. Neben öffentlichen Beteiligungsformaten und Workshops gezielt für Ortsbeiräte gibt es auch die AG MoVe35. In der AG arbeiten gemeinsam 50 unterschiedliche Akteur*innen.
Neben allen Fraktionen im Parlament und der Verwaltung sind das auch Verbände wie der Allgemeine Deutsche Farradclub (ADFC), der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) und ACE, ProBahn und der Fahrgastbeirat. Mit dabei sind auch Vertreter*innen des Landkreises und der umliegenden Kommunen, der Stadtwerke Marburg (SWM), der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer, der Pharma-Standorte, des Universitätsklinikums, der Uni, von Polizei, Feuerwehr und das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa). Außerdem arbeiten die Bürgerinitiativen Verkehrswende, Allnatalweg Stop sowie das ASTA Verkehrsreferat in der AG MoVe35 mit.
„Sie alle sollen Ihr Fachwissen einbringen, Ihre Ideen und Erfahrungen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur Begrüßung in der ersten AG-Sitzung. „Wir wollen hier den gemeinsamen Dialog ganz verschiedener Interessen führen.“
Der Oberbürgermeister wies darauf hin, dass es Konflikte in den Interessen geben werde, die in der AG lösungsorientiert diskutiert werden sollen. Und er merkte an, dass viele Menschen Ideen für einzelne kleine Maßnahmen an einzelnen Stellen haben. Aber: „Das hat in unserer engen Stadt Auswirkungen auf viele andere Stellen. Deswegen müssen wir den Verkehr im gesamten betrachten“, so Spies.
Zu Beginn der Sitzung gab der Oberbürgermeister einen kurzen Überblick über MoVe35. Er erklärte, dass die Einpendler*innen einen hohen Anteil am Verkehr in Marburg ausmachen – dass aber ohne sie die Stadt nicht lebensfähig sei. Deswegen müsse das nun beauftragte Gutachten die Mobilitätsbedarfe der Menschen in Marburg, der Menschen nach Marburg und der Menschen aus Marburg hinaus in den Blick nehmen.
Verkehrsplanerin Jana Schönemann und Stadtplanerin Manuela Klug gaben einen kurzen Überblick über MoVe35 und den Zeitplan. Wichtig sei: bereits bestehende Konzepte – etwa das Radverkehrsentwicklungskonzept, der Green-City-Plan und die Klimaschutz-Teilkonzepte Leopold-Lucas-Straße und Lahnberge fließen mit ein. Klar sei auch, dass Planer*innen, Verwaltung und Bürger*innen gemeinsam an MoVe35 arbeiten.
2022 solle das Konzept dann fertiggestellt sein. Derzeit geht es um die Analyse der Stärken und Schwächen der verschiedenen Verkehrsträger (Fuß, Rad, Bus, Bahn, Auto und Wirtschaftsverkehr) in Marburg.
Im Anschluss werden die Ziele und Leitlinien des MoVe35-Konzepts erarbeitet. Auf der Grundlage von Prognoseszenarien werden passgenaue Maßnahmenempfehlungen entwickelt, beraten und priorisiert.
Erste Einschätzungen von Marburg und dem Verkehr hat die für das Gutachten beauftragte Planersocietät der AG MoVe35 direkt vorgestellt. Der erste Eindruck der Planer*innen war, dass Marburg ein ausgedehntes Fußwegenetz hat. Die Stadtautobahn B3a habe aber eine zerschneidende Wirkung.
Bei der Barrierefreiheit sei in Marburg schon sehr viel gemacht – aber gerade die Treppenanlagen seien noch eine große Herausforderung. Es gebe eine hohe Aufenthaltsqualiltät in der Oberstadt und an der Lahn. Auch ein dichtes Radwegenetz gebe es in Marburg – fast keine Lücken in der Innenstadt.
Aber je weiter man sich vom Zentrum entferne, desto mehr müsse da noch getan werden. Gleiches gelte auch für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV): In der Kernstadt gebe es ein dichtes Netz und einen engen Takt fast auf Großstadtniveau; aber: Weiter vom Zentrum entfernt werde es auch da schon schwerer.
Beim Parken stehe die Stadt vergleichsweise gut da. Im Vergleich zu anderen Städten habe Marburg sehr viele Parkflächen. Aber in manchen Bereichen – etwa im Südviertel – sei der Parkdruck schon hoch.
Die vorgestellten Ergebnisse wurden mit den AG-Mitgliedern in vier Gruppen diskutiert. Mehr als eineinhalb Stunden lang haben die Beteiligten dann rege Stärken und Schwächen gesammelt zu ÖPNV, Radverkehr, Autoverkehr und den Bedingungen für Fußgänger*innen. Die vielen gesammelten Hinweise sollen dann in das Mobilitäts- und Verkehrskonzept (MoVe35) einfließen.
* pm: Stadt Marburg