Der Otto-Ubbelohde-Preis geht im Jahr 2020 an die Künstlerin Hilde Genz, den Autor und Theatermacher Willi Schmidt sowie an den Polizei-Motorsport-Club Marburg. Die höchste Kultur-Auszeichnung des Landkreises Marburg-Biedenkopf ist mit einem Preisgeld von je 1.000 Euro verbunden.
„Der Otto-Ubbelohde-Preis ist eine besondere Auszeichnung; und ich freue mich sehr, dass wir sie auch in diesem Jahr vergeben können“, betonte Landrätin Kirsten Fründt. „Bei der Jurysitzung wird immer wieder deutlich, wie vielfältig und engagiert das kulturelle Leben und Angebot im Landkreis ist. Dafür allen Beteiligten meinen herzlichen Dank!“
Die Preisträgerin und die beiden Preisträger des Jahres 2020 mussten sich dabei wieder gegen starke Konkurrenz durchsetzen: Insgesamt 45 Bewerbungen hat die Jury sorgfältig beurteilt und geprüft.
„Das spricht auch für das Ansehen dieses Preises“, sagte Fründt. „Es war keine leichte Wahl, deshalb möchte ich auch der Jury für die ihre gute Arbeit danken. Ich gratuliere den diesjährigen Preisträgern auch im Namen der Jurymitglieder und Kreisgremien.“
Die Jurymitglieder nutzten dabei den großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung, um die entsprechenden Abstandsregelungen einhalten zu können. Der Otto-Ubbelohde-Preis des Landkreises Marburg-Biedenkopf ist mit jeweils 1.000 Euro dotiert und wird im September verliehen.
Die Keramik-Künstlerin Hilde Genz aus Biedenkopf wird für ihre künstlerische Leistung und ihre kritische Auseinandersetzung mit Themen der Zeit ausgezeichnet. Willi Schmidt aus dem Ebsdorfergrund wird für seine Veröffentlichungen und seine Theaterstücke geehrt, die sich vor allem mit den schwierigen Lebensbedingungen der Dorfbevölkerung in früheren Zeiten im Landkreis befassen. Der Polizei-Motorsport-Club 1990 Marburg erhält die hohe Auszeichnung für seine herausragende Arbeit im ersten deutschen Polizei-Oldtimer-Museum Marburg.
Im Botanischen Garten war Genz´ Arbeit „Vom Fischer un siner Frau“ aus den Märchen der Brüder Grimm zu sehen. Seit 2001 nimmt sie regelmäßig an den Kunsttagen Marburg-Biedenkopf teil. Bei der Vernissage der Kunsttage im Landgrafenschloss 2018 sprach sie zur Begrüßung stellvertretend im Namen aller teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler.
Mit Schmidt würdigt der Landkreis einen Autor und Theatermacher, der sich intensiv mit Themen aus dem Landkreis beschäftigt hat. Die Geschichten der von ihm verfassten Theaterstücke sind tief in der regionalen Geschichte des Landkreises angesiedelt. Sie behandeln Themen wie etwa das bäuerlich geprägte Landleben in „Unterm Eschbann“, „In die neue Welt“, „Wirtshaus an der Lahn“ 1 bis 3, „Affenfelsen“ und „ndere mehr.
In vielen Stücken wird der regionale Dialekt gesprochen, um die größtmögliche Authentizität zu erzielen. In seinen Stücken bezieht Schmidt Dialekt sprechende Laienschauspieler seines Heimatdorfs Wittelsberg sowie anderer Orte des Ebsdorfergrunds oder Großseelheims ein. Ausnahmslos alle Theateraufführungen sind jenseits einer verklärenden Idylle gebaut.
Sie handeln von realen Problemen der Menschen. Darunter sind etwa bäuerliche Großmacht und Ausbeutung von Mägden und Landarbeitern, Auswanderung aus Armutsgründen, „verbotene Liebe“ zwischen Magd und Knecht, Ausgrenzung von Menschen mit psychischen Problemen, technischer Fortschritt versus Handarbeit, soziale Verwerfungen auf dem Lande oder Bodenspekulation versus Erhalt einer Kultgaststätte.
Bekannt ist der Autor, Darsteller und Regisseur auch aus der Waggonhalle. Die Auszeichnung von Willi Schmidt dient der Würdigung seines Lebenswerks und damit auch der kritischen Auseinandersetzung mit historischen Themen der Region. In Anerkennung seines vielfältigen kulturellen Schaffens zeichnet der Landkreis Marburg-Biedenkopf Willi Schmidt aus dem Ebsdorfergrund mit dem Otto-Ubbelohde-Preis 2020 aus.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf zeichnet den Polizei-Motorsport-Club Marburg 1990 (PMC) für sein großes Engagement im vom Verein betriebenen „Ersten deutschen Polizeioldtimer-Museum Marburg“ aus. Nach umfangreichen Umbauarbeiten erfolgte am 12. Juli 2003 die offizielle Einweihung des Museums. Mit der Eröffnung entsprachen die Akteure dem dauerhaft immer größer gewordenen Interesse an historischen Polizeifahrzeugen.
Seitdem haben zigtausende Besucherinnen und Besucher die regelmäßigen Öffnungszeiten mit freiem Eintritt wahrgenommen. Viele nehmen dafür auch weite Anreisen in Kauf, um in den Landkreis Marburg-Biedenkopf zu kommen.
Im Mittelpunkt des Museums stehen die außergewöhnlichen, historischen Polizeifahrzeuge des PMC. Die Sammlung, in dieser Größe einmalig in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit, umfasst weit über 90 Polizeifahrzeuge ganz unterschiedlicher Bauart von Motorrädern und gepanzerten Sonderwagen über Wasserwerfer bis hin zu einem Schwimmwagen. Weitere polizeiliche Exponate, Infotafeln und viele Fotos bieten den Besuchenden Eindrücke über die Motorisierung der Polizei und in die vielseitige, interessante und die nicht selten schwierige Arbeit der letzten 75 Jahre.
Das jährliche Sommerfest im Museum, das die alltägliche Polizeiarbeit aus der Praxis und in Sachen Prävention mit den Polizeioldies verbindet, ist ein sehr gut besuchtes Glanzlicht der Region. Ursprünglich hatten die Beteiligten in erster Linie an die Bildung einer Kradstaffel gedacht, die mit ihren akrobatischen Auftritten einen bundesweit guten Ruf erworben hat und so mancher Veranstaltung zum Höhepunkt verhalf.
Die Fahrzeuge des Polizei-Oldtimer-Museums sind inzwischen bundesweit bekannt und kamen bereits in vielen Film- und Fernsehproduktionen zum Einsatz wie etwa in „Der Baader-Meinhof Komplex“ mit fünf Fahrzeugen oder beispielsweise in „Das Wunder von Bern“. Sieht man also alte deutsche Polizeifahrzeuge auf der Kinoleinwand oder im Fernsehen, so kommen sie sehr oft aus Marburg.
Die Jury legte Wert darauf, deutlich zu machen, dass Polizeifahrzeuge aus dem Polizei-Oldtimer-Museum nicht nur in vielen Filmen zu sehen sind, sondern dass sie damit auch die Universitätsstadt Marburg und den Landkreis repräsentieren. Zudem würdigte die Jury das große ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder, die die Fahrzeuge selbst restaurieren und Einzelteile sogar von Hand fertigen müssen, wenn es keine Ersatzteile mehr gibt.
* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf