Widersprüchliche Charaktere: Mechthild Grabner spielte Elisabeth und Nora

Mechthild Grabner

Mechthild Grabner auf dem Messeplatz (Foto: Neven Allgeier)

„Widersprüchliche Charaktere reizen mich“, sagt Mechthild Grabner. Seit 2018 gehört sie dem Ensemble des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM) an.
Gern erinnert sie sich an ihre erste Rolle in Marburg. In „Maria Stuart/Ulrike Maria Stuart“ von Friedrich Schilder und Elfriede Jelinek spielte Grabner im September 2018 die Königin Elisabeth: „Die Elisabeth ist zugleich machtgierig und hartherzig sowie voller Angst und Skrupel.“
Diese Widersprüche trage jeder Mensch in sich, bemerkt Grabner. „Sie aufzuspüren und auszuloten, reizt mich ungemein. Darin sieht die 33-jährige Schauspielerin eine der interessantesten Facetten ihres Berufs.
Geboren wurde sie in Leipzig. Ihre Schauspielausbildung hat Grabner an der Folkwang-Universität der Künste in Bochum und Essenabsolviert. „Der Kontakt auch zu den Musikern und Bildenden Künstlern vor Allem in Essen war sehr bereichernd für mich“, schwärmt sie von der renommierten Hochschule.
Ihr erstes Engagement hat sie 2013 an der Landesbühne Niedersachsen in Wilhelmshaven erhalten. „Dort habe ich Eva Lange und Carola Unser kennengelernt“, berichtet sie. „Die Zusammenarbeit mit ihnen war sehr erfüllend für mich.“
Mit zwei Kolleginnen gründete sie 2014 das Theater-Korrektiv „SafeSafeSexy“. Zwei Stückeentwicklungen brachten sie gemeinsam auf die Bühne.
2017 nahm Grabner einen Lehrauftrag in der Sprecherziehung an. „Sprache ist mir sehr wichtig“, erläutert sie. „Auch als Schauspielerin lege ich großen Wert darauf, den Text durch genaue Betrachtung und Analyse zu erforschen und so auch besser verständlich zu machen.“
Klar ist ihr natürlich, dass gerade auch die Intonation und Artikulation eines Texts unterschiedliche Schwerpunkte setzen und so das Verständnis stark beeinflussen kann. Trotzdem versteht sie ihre Rolle als Schauspielerin vor allem darin, dem Autor eines Stücks und seinen Absichten zu dienen. Letztlich gehe es darum, dem Publikum Zugang zum jeweiligen Thema und ihren eigenen Gedanken oder Empfindungen dazu zu verschaffen.
„Die Arbeit als Dozentin hat mir großen Spaß gemacht“, berichtet Grabner. „Es ist sehr erfüllend, anderen Menschen Zugänge zu einer neuen Dimension von Kenntnissen und Fähigkeiten zu verhelfen, die ihnen bisher unbekannt war.“
Als Lange und Unser 2018 dann aber die Intendanz in Marburg antraten und sie einluden, sagte Grabner sofort zu. „Auf der Bühne zu stehen und mit dem Publikum zu interagieren, ist eine echte Herausforderung“, erläutert Grabner. „Dabei ist die gesamte Persönlichkeit gefragt.“
Theateraufführungen im Internet können das kaum ersetzen, meint Grabner. „Als Nora hatte ich die Erfahrung, in einem Kasten – getrennt vom Publikum –
zu spielen“, erinnert sie sich an die Inszenierung des Klassikers von Henrik Ibsen im „Großen TaSch“. „Ähnlich komme ich mir auch bei Online-Theaterproduktionen im eigenen Wohnzimmer vor.“
Das Erlebnis der Gleichzeitigkeit zusammen in einem Raum ist für sie prägend bei ihrer schauspielerischen Arbeit. „Diese Sensibilität ist notwendig, um bei jedem Auftritt von Neuem zu berühren und das Publikum in eine andere Welt oder die Tiefen der eigenen Empfindung zu entführen“, sagt Grabner.
Im Marburger Südviertel fühlt sich die Schauspielerin sehr wohl. „Die vielen historischen Bauten – vor allem in der Oberstadt – beeindrucken mich immer wieder“, berichtet sie. „Ich genieße es, wenn um mich herum eine gewisse Ästhetik Einzug hält und ich schnell in der Natur sein kann. Das erinnert mich auch an meine Heimatstadt Leipzig.“
Inzwischen ist Grabner in Marburg zuhause: „In Marburg fühle ich mich sehr wohl. Hier finde ich auch neben dem Theater viel Inspiration, was ich dann auch für die Bühne wieder benutzen kann.“

* Franz-Josef Hanke

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