Begeisterte Ovationen spendete das Publikum allen Beteiligten nach der Premiere von „YVONNE, PRINZESSIN VON BURGUND“. Geradezu mit Jubel belohnte es vor Allem Karlheinz Schmitt für seine Darstellung als ätzende Prinzessin.
Unter der Regie von Sascha Nathan feierte die skurile Komödie von Witold Gombrowicz am Samstag (8. April) Premiere auf der „Bühne“ des Hessischen Landestheaters Marburg Am Schwanhof. Platte Witze und Slapstick präsentierte die Inszenierung dabei ebenso wie hintergründigen Humor und in Klamauk verpackten philosophischen Tiefgang.
Prinz Philipp verliebt sich in die schüchterne Yvonne. Der gutaussehende Königssohn könnte alle Frauen haben; doch er entscheidet sich für die schweigsame und ängstliche Hässlichkeit in Person. Alles Andere wäre schließlich zu einfach für ihn.
In ihrer Passivität strahlt Yvonne eine bizarre Faszination aus. Ihre Hässlichkeit entspricht keiner Konvention.
Zunächst versuchen Philipps Eltern, ihm diese Frau auszureden; dann loben sie ihn für seinen Großmut und seine Menschenfreundlichkeit. Yvonne zieht am Hof ein und schweigt weiterhin.
Sie isst und schweigt stoisch. Ihre bloße Anwesenheit macht alle nervös. Sie erschrecken Yvonne und schaffen es doch nicht, sie zu vertreiben.
1937 bereits brachte Gombrowicz mit diesem Theaterstück eine hintersinnige Betrachtung über die Ohnmacht der Mächtigen und die Kraft hartnäckiger Ignoranz zu Papier. Mit ihrem beharrlichen Schweigen treibt Yvonne alle anderen in die Verzweiflung.
Ihre eigenen Schwächen und Sünden projizieren sie auf Yvonne. Um ihre eigenen Fehler zu vergessen, wollen sie am Ende die ängstliche Yvonne töten.
Vor allem Thomas Streibig überzeugte mit viel Spielfreude in der Rolle des Königs Ignaz. Aber auch Susanne Schäfer verkörperte seine Frau Magdalena absolut gekonnt. Roman Pertl trat nach der Pause aus seiner Rolle heraus, indem er eine Kabaretteinlage über ein Produkt aus Wachs zum Besten gab, mit dem man seine Haut enthaaren kann.
Selten hat das Hessische Landestheater am Ende einer Aufführung so viele Vorhänge erlebt wie nach dieser Komödie. Die Mischung aus Absurdem Theater mit hintersinnigem Humor und viel Klamauk war offenbar genau das Richtige für das Publikum und erfüllte zugleich auch alle Anforderungen an einen intelligenten Theaterabend.
* Franz-Josef Hanke