Klimaschutz in Marburg: Was können Stadt und Bürger tun?

Demorede

Redner bei "Fridays for Future" am 24. Mai (Foto: Luca Mittelstaedt)

„Wir wollen, dass die Stadt den Klimanotstand ausruft“, sagte Valentina Haas von „Fridays for Future“. Was tut die Stadt für den Klimaschutz?

Die Stadt Marburg will ihre Kohlendioxid-Emissionen (CO2) im Bereich Strom und Wärme bis zum Jahr 2030 halbieren. Dazu hat sie 2011 ein Klimaschutzkonzept vorgelegt.
Darin enthalten sind unter anderem viele Vorgaben zu erneuerbaren Energien. Mit der Umsetzung des Konzepts hat die Stadt die Klimaschutzbeauftragte Wiebke Smeulders betraut.
Wolfgang Schuchart vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) bewertet die Einstellung der Stadt grundsätzlich positiv: „Sie will eine Optimierung des Lieferverkehrs, also anstatt ein halbes Dutzend Lieferverkehre möglicherweise nur einen.“
Mit dieser sogenannten „City-Logistik“ würde die Anlieferung von Waren gebündelt. Die Firmen liefern ihre Waren an ein Logistik-Zentrum, von dem aus sie dann mit elektrischen Lieferfahrzeugen in der Innenstadt verteilt werden. Die großen Lastwagen würden dann nicht mehr in die Innenstadt fahren.
„In der Vergangenheit ging nur niemand an das Thema ran, denn wenn der Markt das macht und die Stadt noch einen Euro dran verdient, setzt man einen achten Lieferverkehr auch noch ein“, erklärte Schuchart.
Haas vom „Fridays-for-Future“-Ortsverband ist aber der Meinung, dass die CO2-Emissionen nicht nur im Bereich Strom, Wärme und Logistik verringert werden müssen. Sie fordert, dass „Klimaschutz bei allen politischen Entscheidungen die erste Priorität darstellt.“
Die gesamte stadtpolitik müsse so ausgerichtet werden, dass sie in Vereinbarkeit mit dem 1,5 Grad Ziel von Paris stehe. Speziell dazu hat „Fridays for Future Marburg“ die forderung aufgestellt, „dass Marburg bis zum Jahr 2030 CO2-neutral wird.“
Die Grünen sind mit ihrem Versuch, den Klimanotstand auszurufen, gescheitert. Die partei stellte einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung (StVV) vom Freitag (24. Mai). Die Stadtverordneten einigten sich dort darauf, den Versuch zu unternehmen, einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen für einen Aktionsplan zu formulieren.
Der Ortsverband von „Fridays for Future“ sei deshalb dabei, einen eigenen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung vorzubereiten, berichtete Haas. Der Klimanotstand wurde schon in zehn deutschen Städten ausgerufen.
Schuchart forderte die Stadt dazu auf, „die Umstellung vom motorisierten Individualverkehr hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln und auf’s Fahrrad“ zu unterstützen. Die Stadt gleicht mit einer Spende CO2 aus, das von ihren Mitarbeitern auf Dienstreisen ausgestoßen wird. Haas findet das „einen Netten Ansatz“. „Konsequenter wäre es aber, gar nicht zu fliegen oder zumindest keine Kurzstreckenflüge zu unternehmen“.
Für den Klimaschutz ist aber nicht nur die Stadt verantwortlich, sondern auch jedes einzelne Individuum. Wenn jeder etwas an seiner Lebensweise ändert, kann der CO2-Ausstoß verringert werden.
„Ernährung ist super wichtig, weil bei der Fleischproduktion viel Co2 ausgestoßen wird“, gab Haas als Ansatz zu bedenken. Außerdem soll man „regional und saisonal“ sowie „keine Produkte aus Chile oder anderen Ländern“ einkaufen. Bei der Wahl der Verkehrsmittel kann man auf den CO2-Ausstoß achten: „Fahrrad fahren statt Auto fahren, Bahn fahren statt fliegen“.
Haas setzt auf „Product-Sharing“ und Second-Hand-Produkte. Sie schlägt vor, „das, was wir schon haben, länger“ oder gemeinsam zu benutzen.
Besonders wichtig sei, „Druck in der Öffentlichkeit“ zu machen. Das kann beispielsweise bei der Klima-Aktion in Aachen geschehen. Sie findet vom Freitag (21. Juni) bis Samstag (22. Juni) statt.

*Luca Mittelstaedt

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