Lebenslüge: Meine Mitschülerin hat 10 Whatsapp-Verehrer

Handysucht ist gefährlich, wenn man sie nicht durchschaut. Das hat auch eine Mitschülerin von mir erfahren.

Mit Meiner Klasse bin ich auf Klassenfahrt. Abends bin ich auf dem Zimmer von zwei Mitschülerinnen zu Besuch. Eine ist 17 Jahre alt und nur am Handy. Immer wenn sie eine Nachricht bekommt wird ein Glückshormon in ihr freigesetzt. Dieses Hormon verleitet sie dazu, immer auf das Handy zu schauen. Stolz erzählte sie mir, dass sie zehn Verehrer habe, mit denen sie ununterbrochen Nachrichten austauscht. Das merkt man, denn sie kann sich nicht auf eine Sache konzentrieren. Immer wieder wird sie bei Gesprächen von ihrem Handy unterbrochen.
Sie ist wie die Bild-Zeitung. Laut, schrill und sensationsgeil erzählt sie jedem, der es hören möchte oder auch nicht, alles über ihr Leben. Vermutlich möchte sie mit dieser Aufmerksamkeit einen verletzlichen Teil in ihr überspielen. Deswegen gehöre ich auch nicht zu ihren Verehrern. Nichts von ihr ist echt oder authentisch. Die Leere in sich überspielt sie mit Aufmerksamkeitsgeheische. Dahinter finden sich aber keine tieferen Gedanken. Das erkennt sie leider nicht und geht immer und immer wieder ans Handy.
Es ist schon ein uhr morgens. Meine Klassenkameradin ist immernoch am Handy. Sie telefoniert gerade mit einem ihrer Verehrer. Er ist 14 Jahre alt. Das wird nichts mit ihm, sage ich ihr. Er ist zu jung. Sie hört nicht auf mich, sondern telefoniert weiter. Sie ist berauscht von dem Gefühl der Aufmerksamkeit, die sie von ihren Verehrern bekommt. Sie weiß sogar, dass man allein über Whatsapp keine Beziehung führen kann. Trotzdem macht sie immer weiter.
Das traurige daran ist, dass sie nicht durchschaut, dass sie im Handy etwas sucht. Geborgenheit, Liebe und Glück bekommt man aber nicht, wenn man nur auf das Handy fixiert ist. Sich selber zu belügen ist leichter als sich Problemen zu stellen.
Als ich 16 war, war auch ich nur auf mein Handy fixiert. Tag und Nacht habe ich Whatsappnachrichten geschrieben. Zum Glück ist dieser Lebensabschnitt aber schon seit drei Jahren vorbei.

* Luca Mittelstaedt

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