Mut zur Klarheit: Gedenken an ermordete Roma und Sinti

„In Marburg darf kein Platz für Rassismus und erst recht nicht für Gewalt sein!“ Das sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zum Gedenken am 76. Jahrestag der Deportation Marburger Sinti.
Mit dem Anbringen eines Kranzes an der Gedenktafel am ehemaligen Landratsamt und heutigen Bauamt in der Barfüßerstraße hat die Universitätsstadt Marburg der 500.000 Sinti und Roma gedacht, die unter den Nationalsozialisten ermordet worden sind. Oberbürgermeister Spies mahnte, auch in heutiger Zeit wachsam gegenüber Rechtsextremismus zu sein.
Etwa 30 Menschen nahmen an der Gedenkveranstaltung teil, zu der die Universitätsstadt Marburg eingeladen hatte. Neben Menschen aus Marburg sowie Angehörigen der Opfer waren unter anderem Romano Strauß für den Landesverband der Sinti und Roma und Landrätin Kirsten Fründt gekommen.
Spies erinnerte daran, dass am 23. März 1943 vor dem ehemaligen Landratsamt Sinti aus Marburg und Umgebung gesammelt wurden, bevor sie vom Marburger Hauptbahnhof in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden. Die meisten überlebten nicht.
„Das nationalsozialistische Deutschland hat sechs Millionen Menschen ermordet“, erklärte Spies. „Der Holocaust war der Tiefpunkt menschlicher Zivilisation; und wir wollen und werden dieses Verbrechen nicht vergessen.“
Die Ereignisse vor 76 Jahren seien jedoch nur der schreckliche Höhepunkt einer seit Jahrhunderten andauernden Diskriminierung gewesen, hob Spies hervor. Dabei hätten Sinti und Roma mit ihrer Kultur Deutschland immer bereichert „auch in dieser Stadt““
Dem Landesverband sei er sehr dankbar, dass er Kommunen unterstütze, die Verfolgung aufzuarbeiten und auch in Schulklassen gehe. Sinti und Roma seien fester Bestandteil der Gesellschaft „und ohne Sie sind wir nicht komplett“.
Es reiche nicht, an Gedenktagen der Opfer zu erinnern, betonte Spies. Auch die heutigen Probleme müssten im Blickpunkt bleiben. Er erinnerte daran, dass erst vor wenigen Tagen ein Marburger Busfahrer Opfer rassistischer Gewalt geworden ist, was die Stadtverordnetenversammlung einstimmig verurteilte.
„Es ist kein Platz hier für Rassismus und erst Recht nicht für Gewalt“, bekräftigte der Oberbürggermeister. „Ich will und kann mir nicht vorstellen, dass in unserem weltoffenen Marburg so etwas passiert wie in Neuseeland, wo Rechtsradikale kürzlich so viele Menschen getötet haben.“
Aber auch hier dürften die Menschen nicht wegsehen. Deshalb appellierte er an die Marburgerinnen und Marburger, aufmerksam zu sein und Rassismus entschieden entgegenzutreten: „Und dafür braucht es viele Menschen, die sich einsetzen.“

* pm: Stadt Marburg

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