Spekulation: Wohnraum darf keine unbezahlbare Ware werden

Wohnen wird auch in Marburg immer teurer. Eine Demonstration gegen Mieterhöhungen zog deshalb am Freitag (22. Februar) durch die Stadt.
„Solidarität mit den GWH-Mieter*Innen“ forderten die Demonstrierenden am Freitagabend. Vom Kunstverein am Gerhard-Jahn-Platz zogen sie über den Rudolphsplatz und durch die Universitätsstraße zur Oberstadt. Zwar hat die „Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Hessen“ (GWH) die angekündigte Mieterhöhung mittlerweile zurückgezogen, doch ändert das wenig an steigenden Mieten und Kaufpreisen von Eigentumswohnungen und Häusern.
Gut 27.000 Studierende benötigen preiswerte Appartments. Für Geflüchtete wird es beinahe aussichtslos, in der Innenstadt eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Dabei sind steigende Mieten und Hausbesetzungen in Marburg nichts Neues. Seit fast 40 Jahren hat sich der Mangel an Wohnraum im Stadtgebiet immer weiter verschärft. Die vorherrschende Ideologie neoliberaler Marktradikaler, „Der Markt“ werde das schon richten, ist krachend gescheitert.
Wohnen ist ein Menschenrecht. Stadt und Staat müssen ihm zur Durchsetzung verhelfen. Wohngeld kann dabei nur ein Pflaster auf eine klaffende Wunde sein, aber keinesfalls eine nachhaltige Lösung.
Ein „Runder Tisch“ befasst sich in Marburg seit April 2018 bereits mit dem Thema „Preiswerter Wohnraum“. Zwei Neubaugebiete möchte der Magistrat ausweisen, um in größerem Stil neuen Wohnraum zu schaffen. Beim Hasenkopf auf dem Tannenberg und am Rotenberg sollen neue Stadtviertel entstehen.
Den aktuellen Wohnraummangel wird das jedoch nicht so schnell beheben. Bis die Häuser am Stadtrand gebaut und bezogen sind, werden wohl noch Jahre vergehen.
Zudem müssen die widerstreitenden Interessen zwischen Natur- und Klimaschutz sowie erschwinglichem Wohnraum mühsam miteinander vereint werden. Das ist gewiss keine leichte Aufgabe.
Die sogenannte „Mietpreisbremse“ sollte eigentlich schneller helfen. Doch sie erweist sich als stumpfes Schwert im Kampf gegen Bodenspekulation und Mietwucher.
Notwendig sei vor Allem „Bauen, bauen, bauen“, erklären nahezu einmütig alle Experten. Damit haben sie Recht.
Allerdings ist wohl noch ein zweiter Schritt unerlässlich, wenn Menschen auch in Zukunft zu erschwinglichen Preisen in einer menschenfreundlichen Umwelt leben wollen: Gierige Geschäftemacherei mit Grund und Boden muss aufhören! Der Spekulation mit Mieten und den Zwangslagen von Menschen müssen Kommunen und kommunitäre Strukturen der Bewirtschaftung entgegentreten!

* Franz-Josef Hanke

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