Heftige Unbill: Aufräumarbeiten nach Unwetter dauern

Auch am Tag nach dem Unwetter hat Marburg mit den Folgen des Starkregens zu tun. Mehr als 250 Einsatzkräfte aller Stadtteilfeuerwehren waren im Einsatz.
Um gegen die Wassermassen zu kämpfen, rückten sie zwischen 17.45 Uhr und Mitternacht zu über 170 Einsätzen aus. Aus der Zentralen Universitätsbibliothek wurde bis 4 Uhr das Wasser gepumpt. Aber auch städtische Gebäude sind betroffen.
„Die Einsatzkräfte der Marburger Feuerwehren haben eine unglaubliche Arbeit geleistet“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies am Mittwoch (30. Mai). „Dafür gilt den Männern und Frauen unser Dank und der Dank aller Marburgerinnen und Marburger, denen sie mit ihrem unermüdlichen und größtenteils ehrenamtlichen Einsatz geholfen haben.“ Die Einsatzkräfte waren von Beginn des Unwetters an sofort vor Ort und bis in die Nacht im Einsatz, um Schäden durch die Wassermassen und Blitzeinschläge so gering wie möglich zu halten.
„Das war eine großartige Leistung, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, hob Bürgermeister Wieland Stötzel hervor. „Und mit der Arbeit während des Unwetters war es dabei noch lange nicht getan: Auch heute noch stehen nach einer langen Nacht viele Einsätze und die Nachbearbeitung der Einsätze an. Wir sind froh und dankbar, dass wir alle uns auf die Kameradinnen und Kameraden der Marburger Feuerwehren verlassen können.“
Am Mittwochvormittag gingen die Arbeiten mit bisher rund 20 Folgeeinsätzen bereits weiter. „Die Nachwirkungen des Unwetters werden uns aber noch bestimmt 14 Tage beschäftigen“, zog die FeuerwehrchefinCarmen Werner eine erste Bilanz. Denn Schläuche, Pumpen und weiteres technisches Gerät müssen gereinigt und gewartet werden.
Angesichts der Ereignisse sprach Werner vom stärksten Unwetterereignis seit Beginn dieses Jahrzehnts. Zum ersten Mal in diesem Zeitraum sei angesichts der Wettersituation „Vollalarm“ ausgelöst worden. alle 17 Stadtteilwehren rückten aus.
Die städtischen Fachdienste untersuchten am Mittwoch auch die Schäden an städtischen Gebäuden. Stadträtin Kirsten Dinnebier war gleich am Morgen selbst vor Ort unterwegs.
In diesem Zusammenhang hob sie auch den Einsatz der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervor: „Sie arbeiteten Hand in Hand mit den Einsatzkräften und dem Personal der Fachdienste und Schulen zusammen. Dafür möchten wir uns bei allen Helferinnen und Helfern bedanken.“
Vor allem im Haus der Jugend an der Frankfurter Straße drang am Dienstagabend das Wasser in das Untergeschoss ein und stand 20 Zentimeter tief im Keller und im Discoraum des Jugendhauses. Die Feuerwehr pumpte mit Unterstützung von Hausmeister, städtischer Fachdienstleitung und Fachbereichsleiterin bis 24 Uhr das Wasser aus dem Keller. Die erheblichen Schäden werden am Mittwoch (30. Mai) vom Fachdienst Hochbau der Stadt geprüft.
In mehreren Schulgebäuden der Stadt Marburg gab es Schäden durch eindringendes Wasser und durch Blitzeinschläge. So stand im Heizungskeller der Elisabethschule das Wasser etwa 60 Zentimeter hoch. Die Heizungssteuerung ist dadurch ausgefallen, ebenso wie Lüftungsanlage und die Brandmeldeanlage.
Auch der Schulhof der Elisabethschule stand etwa einen Meter unter Wasser. Die rote Erde eines Teils des Außengeländes ist bis vor den Haupteingang geschwemmt worden.
Der Schulleiter hatte gemeinsam mit weiterem Personal daran gearbeitet, insbesondere die IT-Anlage der Schule vor den Wassermassen zu schützen. Die Feuerwehr pumpte bis Mitternacht die Keller aus.
In der Sophie-von-Brabant-Schule in Ockershausen ist durch einen Blitzeinschlag unter anderem die Brandmeldeanlage ausgefallen. Außerdem drang Wasser in das Lehrerzimmer ein.
In der Adolf-Reichwein-Schule stand der gesamte untere Bereich von Block B samt Küche unter Wasser, in der Schule am Schwanhof eine Dienstwohnung und das Archiv. Betroffen sind auch die Hausmeisterwohnung der Geschwister-Scholl-Schule, die Turnhalle der Richtsberg-Gesamtschule und die Mosaikschule. In der Otto-Ubbelohde-Schule und in den Fluren der Erich-Kästner-Schule waren die Hausmeister in der Nacht damit beschäftigt, das Wasser zu beseitigen.
Der Parkettboden der Sporthalle des Philippinums stand nach dem Unwetter komplett unter Wasser. Die Folgen werden derzeit geprüft, die Schäden begutachtet. Auch in die Sporthalle der Jägerkaserne kam es zu einem Wassereinbruch.
In der Georg-Gaßmann-Halle konnte der Hausmeister Schlimmeres verhindern. In der Stadtbücherei sowie in weiteren Verwaltungsgebäuden wie „Am Plan“ drückte der Starkregen durch die Fenster. In der Stadtbücherei hielt sich der Schaden jedoch glücklicherweise in Grenzen.
Im Stadtarchiv standen Böden unter Wasser. Eingedrungen ist es durch die Eingangstür. Archivbestände sind dabei aber nicht zu Schaden gekommen.
Im Erwin-Piscator-Haus (EPH) gab es keine Probleme durch das Unwetter. Mit bis zu vier Zentimeter hohem Wasser im zweiten Untergeschoss hatten es dagegen Jugendhilfeplaner Werner Meyer und Fachbereichsleiterin Stefanie Lambrecht im Verwaltungsgebäude der Friedrichstraße zu tun. Sie legten angesichts der großen Einsatzbelastung der Kolleginnen und Kollegen von der Feuerwehr selbst Hand an und konnten so größere Schäden verhindern.
Im AquaMar drückte das Wasser vermutlich aufgrund eines Rückstaus durch die Gullis und setzte den Eingangsbereich, den Verkaufsshop, teilweise das Bistro sowie einen Teil des Flurs zu den Büroräumen und ein Büro unter Wasser. Durch den schnellen Einsatz mehrerer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen konnte das Wasser in einige nicht verstopfte Gullis sowie über das Eingangsdrehkreuz und die Tür zurückgedrängt werden.
Bereits beim Aufziehen des Gewitters war das Freibad geräumt worden. Der Badebetrieb im Hallenbereich konnte ungehindert weiterlaufen. Wasser ist auch in die Kindertagesstätten am Erlenring und an der Erfurter Straße sowie in den Heizungsraum in der Goldbergstraße eingetreten.
Auch bei der neuen Universitätsbibliothek ist Wasser durch Schächte, die im Brandfall für die Entrauchung notwendig sind, ins Gebäude eingedrungen. Das Wasser hat sich im Untergeschoss auf einer etwa 4.500 Quadratmeter großen Fläche verteilt.
Dank der Hilfe vieler Studierender, der Feuerwehr, der universitären Technik-Betriebe, von UB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Hausmeistern, Nachbarn und vieler anderen Helferinnen und Helfern konnte das Wasser bis 3:30 Uhr in der Nacht beseitigt werden.
Insgesamt waren bis zu 200 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Die Universitätsbibliothek öffnete am Mittwoch (30. Mai) um 10 Uhr wieder für die Nutzerinnen und Nutzer. Der Betrieb ist jedoch insofern eingeschränkt, als nicht alle Aufzüge zur Verfügung stehen und ein Teil des Untergeschosses für die Nutzung gesperrt ist.
„Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Helferinnen und Helfern für die großartige Unterstützung nach dem Unwetter und arbeiten daran, dass die Nutzung der Universitätsbibliothek so schnell wie möglich wieder störungsfrei laufen kann“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. Die Schäden an Buchbeständen sind äußerst gering. Maßnahmen zur Beseitigung der Schäden sind bereits eingeleitet.
Schäden an der Haustechnik werden derzeit geprüft. Sofortmaßnahmen zum Schutz des Gebäudes sind unternommen.
Zudem wurden Maßnahmen eingeleitet, um eine Wiederholung eines solchen Vorfalls zu verhindern. Derzeit wird geprüft, wie mittel- und langfristig eine Wiederholung eines Wassereinbruchs verhindert werden kann.

* Franz-Josef Hanke/pm

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