Mittwoch bis Samstagabend: Non-Stop-Lesung der Bibel in der Elisabethkirche

Rund um den Reformationstag lädt die Elisabethkirchengemeinde zu einer Non-Stop-Bibellesung ein. Vorgetragen wird sie vom ersten bis zum letzten Wort.
Drei Tage und Nächte durch soll gelesen werden. Los geht es am Mittwoch (29. Oktober) um 19 Uhr, das Ende wird Samstag Abend sein. Eingebettet ist der diesjährige Reformationsgottesdienst, der sonst immer in der Lutherischen Pfarrkirche stattgefunden hat. Dafür dürfen schonmal Schlafsäcke und Thermoskannen gepackt werden.
Vier Tage lang ist „Gottes Wort“ zu hören bei einer Non-Stop-Bibellesung in der Elisabethkirche. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“, heißt es im Johannesevangelium. Etwas mehr als 783.000 Worte enthält die Lutherbibel und jedes einzelne davon wird in einer Non-Stop-Bibellesung in der Marburger Elisabethkirche gelesen. Am Mittwoch (29. Oktober) geht es am Abend los; und wahrscheinlich bis in den Samstag Abend hinein.
Von „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ bis „Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten und sie werden herrschen in alle Ewigkeit“ umfasst die komplette Bibel in einer Lesung. Dieses Projekt hat sich die Marburger Elisabethkirchengemeinde rund um den Reformationstag vorgenommen. Freiwillige, die zum Teil extra bis aus Frankfurt anreisen, werden sich in Abschnitten von 30 Minuten abwechseln und der Innenraum der Elisabethkirche dafür in einen riesigen Lesesaal verwandelt – Schaukelstuhl und Ohrensessel inklusive.
„Die Idee dahinter ist es, die Vielstimmigkeit der Bibel zu Gehör zu bringen“, erklärte Pfarrer Matti Fischer. Ein wesentlicher Aspekt der Reformation sei das Anliegen Luthers gewesen, dass nicht nur Gelehrte, sondern alle Menschen die Bibel in Gebrauch nehmen können. Mit der Rolle der vielen Stimmen in der Bibel knüpft das Tag so an den Reformationstag an. Und dazu kommen, auf spiritueller Ebene gewissermaßen, die vielen Stimmen, die im Lauf der Jahrhunderte in der Elisabethkirche schon gesungen und gebetet haben, meinte Fischer.
Mit meditativen Gottesdiensten, der „Bewegten Kirche“ und anderen Formaten ist die Gemeinde schon lange bemüht, die Elisabethkirche als Erfahrungsraum zu bespielen. Die Bibellesung ist nun ein Großprojekt, das ebenfalls diesen Gedanken trägt.
Zu jeder Tages- und Nachtzeit können Menschen in die Kirche kommen und das Wort Gottes hören. Drei Tage und Nächte lang wird das dauern, ohne Pause. „Zumindest fast. Das tägliche Mittagsgebet um 12 Uhr wird Donnerstag und Freitag stattfinden“, erklärte Pfarrer Matti Fischer. Und am Freitag bildet der Reformationsgottesdienst des Kooperationsraums um 19 Uhr eine weitere Ausnahme.
Er selbst ist darauf vorbereitet, in den Nächten ein bisschen länger als nur eine halbe Stunde zu lesen, sagte Fischer, falls noch Freiwillige abspringen. Wer sich kurzentschlossen noch anmelden möchte, kann das unter der Mail-Adresse matti.fischer@ekkw.de bis zum 28. Oktober tun.
Ganz im Sinne der Ökumene sind die katholischen Gemeinden der Stadt und auch Mitglieder der Freikirchen an dem Projekt beteiligt. Über den Arbeitskreis der Christlichen Kirchen (ACK) wurden Freiwillige akquiriert und auch auf dieser Ebene wird eine Vielstimmigkeit umgesetzt. In der Kirche lagen außerdem Listen aus, in denen man sich eintragen konnte.
Die ersten Worte werden am Mittwoch (29. Oktober) um 19 Uhr in der Elisabethkirche zu hören sein. Alle Besucherinnen und Besucher sind herzlich willkommen, zu bleiben – so lange sie gern möchten. Wer im Schlafsack in der Elisabethkirche eine Nacht verbringen möchte, darf ebenso kommen wie jemand, der nur ein paar Minuten zuhören und sich inspirieren lassen will. Sitzgelegenheiten aller Art sind vorhanden. Aber wer seinen Campingstuhl oder seine Yogamatte bevorzugt, ist auch dazu eingeladen.
Der Gottesdienst des Kooperationsraums findet am Freitag (31. Oktober) um 19 Uhr als Teil der Lesung in der Elisabethkirche (und nicht – wie sonst – in der Lutherischen Pfarrkirche) statt. Er steht unter dem Motto „Ein Wort, ein Gott und viele Stimmen“. Gestaltet wird er und wird von Dekan Dr. Burkhard von Dörnberg zusammen mit Matti Fischer. Dazu wird die Kirche wegen der Lesung nicht wie gewohnt bestuhlt sein, aber es wird genügend Sitzplätze geben.

* pm: Evangelischer Kirchenkreis Marburg

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