Für eine Grundschulklasse aus Marbach wird der Wald zum neuen Lernort. Gemeinsam pflanzten die kleinen Waldentdecker*innen dort 40 Bergahorn-Bäume.
Was ist der Treibhauseffekt? Wieso binden Bäume CO2? Und was ist eigentlich Humus? Antworten auf diese und viele weitere Fragen hatten die „Waldentdecker*innen“ der Klasse 4b der Grundschule Marbach während einer Baumpflanzaktion im Marburger Wald.
Ein halbstündiger Fußmarsch führt die Gruppe der Marbacher Grundschulkinder von der Bushaltestelle am Ginseldorfer Weg bis tief in den Wald. Das Hessische Forstamt hatte für die Bepflanzungsaktion dort eine Stelle auserkoren. Vor Ort wartete dann bereits Rainer Kraus. Im Gepäck hat der Forstwirt die 40 Bergahorn-Setzlinge, die an diesem Tag ins Erdreich gebracht werden.
Bergahorn werde derzeit besonders gerne verwendet, erklärte Kraus, da dieser äußerst robust und anpassungsfähig sei: „Die Baumart kommt gut mit Klimaveränderungen klar, also auch dann, wenn es längere Zeit mal trocken ist“. Außerdem fördere Bergahorn die Biodiversität, er sei widerstandsfähig gegenüber Schädlingen und biete wertvolles Holz für die Forstwirtschaft.
Doch bevor die Spaten zum Einsatz kommen, gibt es noch eine spielerische Lehrstunde für die kleinen Waldentdeckenden. Sonja Lange und Jakob Bartuli vom Jugendwaldheim Roßberg fragten, warum das Einpflanzen neuer Bäume und der Wald im Allgemeinen so wichtig für das Leben auf der Erde sind. „Weil die Bäume das CO2 aufnehmen und da Holz draus machen“, klingt eine Stimme aus der Schüler*innen-Gruppe. „Genau richtig“, stimmte Pädagoge Jakob Bartuli zu.
Die Kinder erklärten, wie sich Humus von tieferliegenden Erdschichten unterscheidet und was der Treibhauseffekt ist. Letzterer wird dann im einem Spiel mit den Kindern in den Rollen von Sonnenstrahlen, Atmosphäre und CO2-Teilchen anschaulich nachgestellt.
Das fundierte Wissen der Schüler*innen über die Natur kommt nicht von ungefähr. Die Baumpflanzaktion im Wald zwischen Marburg und Ginseldorf ist ein Teil des „Wald-Entdecker*innen“-Projekts, das von der Stadt Marburg initiiert wurde.
Dieses startete im Schuljahr 2022/2023 mit der Erich Kästner-Schule, der Grundschule Marbach und der Waldschule Wehrda. Seitdem findet für die Kinder einmal pro Woche ein ganzheitliches Lernen mit und in der Natur statt. Möglich macht dies eine Kooperation der pädagogischen Fachkräfte aus den nachschulischen Betreuungsangeboten des Fachdienstes Ganztag und Schulbetreuung in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften der entsprechenden Grundschulen.
„Die regelmäßigen Aktivitäten im Wald fördern das ganzheitliche Lernen und stärken zugleich das Umweltbewusstsein der Kinder. Sie erleben die Natur unmittelbar und entwickeln dadurch ein besseres Verständnis für ökologische Zusammenhänge“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Diese Erfahrungen sind gerade in unserer Zeit von unschätzbarem Wert.“ Aus diesem Grund setzt sich die Schuldezernentin auch weiterhin für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Projekts ein.
Nun wollen die Kinder aber endlich in Aktion treten. Mit Spaten und Hohlspaten gehen sie in Begleitung der Erwachsenen durch das Unterholz zu den mit roten Farbpunkten markierten Stellen auf einer Lichtung. Danach zeigte Forstwirt Kraus, wie der Spaten in den Boden gerammt und wie tief gegraben . So sollen die kleinen Bäumchen, die von Hessen Forst gespendet wurden, auch gut gedeihen.
Dabei müssen die Wurzeln gut an die Seiten des Lochs angelegt werden und die Erde darf beim wieder einfüllen nicht zu fest angedrückt werden, erklärte Kraus geduldig. Die Kinder hatten gut aufgepasst und schnell fanden die ersten Pflanzen eine neue Heimat.
Für Erzieherin Anja Jung war nicht nur der Tag ein voller Erfolg, sondern das ganze „Waldentdecker*innen“-Projekt an sich. „Es ist so schön zu sehen, wie die Kinder in und mit der Natur lernen. Und da auch alle beteiligten Lehrkräfte in Bezug auf Waldpädagogik ausgesprochen gut geschult wurden, ist es bestimmt auch für sie eine wertvolle Erfahrung, wie Unterricht gestaltet werden kann. Es sind alle sehr engagiert, die an diesem Projekt beteiligt sind.“
*pm: Stadt Marburg