Die Geschenke sind ausgepackt. Die Gefühle werden wieder eingepackt. Noch ist aber Weihnachten.
Alle Jahre wieder nähren Menschen ihre unerschütterliche Hoffnung auf Frieden. Das gesamte Jahr über werden sie dann aber mehr oder weniger enttäuscht. Und doch kommt diese Hoffnung dann zu Weihnachten auf leisen Sohlen alle Jahre wieder.
In diesem Jahr mischen sich Trauer und Bestürzung in die „frohe Botschaft“ des Weihnachtsfests. Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitag (20. Dezember) mag keine rechte Festtagsstimmung aufkommen lassen. Das gilt umso mehr, je mehr rassistische Ressentiments angesichts dieser mörderischen Tat aufkochen.
Das Leben hängt nicht nur am seidenen Faden, sondern auch einem Polizeiauto, das zur rechten Zeit am richtigen Ort ist. Verletztlich ist der Mensch und zugleich fähig, andere Menschen auf grausame Weise massiv zu verletzen. Meist schieben die Zeitgenossen diese unangenehme Wahrheit aber weit weg von sich und ziehen sich – vor allem an Feiertagen – schweigend in ihre gewohnte Umgebung idyllischer Beschaulichkeit zurück.
Beim Weihnachtsspaziergang durch das kalte Marburg merkt man wenig von alledem. Die Stadt ist leer. Leer sind die Straßen und leer auch die Geschäfte.
Das geschäftige Alltagstreiben wird wohl noch ein wenig auf sich warten lassen. Freitag (27. Dezember) und Montag (30. Dezember) werden wohl kaum gewöhnliche Werktage werden. Danach wartet dann schon das Neue Jahr auf diejenigen, die das alte kaum heil überstanden haben. Zu wünschen wäre, dass alle das Neue Jahr besser überstehen.