Gut mit Glas: Familie aus Bayern plötzlich Besitzer eines Kirchenfensters

„es war einmal die Verlosung eines Kirchenfensters.“ Diese Geschichte hat am Wochenende endlich ein gutes Ende genommen.

Die Replik des Elisabethfensters geht nach Bayern. Henrike Schuhmacher wurde plötzlich Kirchenfensterbesitzerin. Das berichtete die evangelische Kirche am Mittwoch (4. Dezember).
2007 entstand die Idee, 5.000 Lose à zehn Euro zu verkaufen und damit Geld für ein Pilger- und Begegnungszentrum zu sammeln. Damals war ein Teil des berühmten Elisabethfensters nach Eisenach ausgeliehen und an dessen Stelle eine Replik eingesetzt worden. Nachdem das Original unbeschädigt zurück und die Replik übrig war, wurde die Spendenaktion gestartet.
Mehrere Jahre hat es gedauert, bis alle Lose verkauft waren. Im Juni fand die Verlosung statt. Nun hat die neue Besitzerin ihre Replik abgeholt und ist immer noch ein bisschen fassungslos.
„Meine Eltern haben nie etwas davon erzählt, dass sie an einer Verlosung teilgenommen haben“, sagt Henrike Schuhmacher und schaut auf die Replik des Kirchenfensters, die sie jetzt mit nach Hause nehmen durfte. Zehn Jahre ist es her, dass Ilse und Dr. Peter Rasch ein Los erworben haben. Beide sind inzwischen verstorben.
Dass Schuhmacher an dem Tag, an dem der Anruf aus Marburg kam, im Haus der Eltern war, sei reiner Zufall gewesen, erzählt sie. Natürlich hat sie zuerst einmal gedacht, sie würde veräppelt. „Mein Mann hat gesagt, das ist bestimmt ‚Versteckte Kamera‘.“
Doch der Anruf „Sie haben ein Kirchenfenster gewonnen“ war tatsächlich echt und seriös. Am Wochenende kam Schuhmacher mit ihren beiden Töchtern Annelie und Linda nach Marburg, um die Replik abzuholen. Die drei waren bestens ausgestattet mit jeder Menge Luftpolsterfolie und Klebeband.
Die ältere Tochter musste den Weg zurück nach Bayern mit der Bahn antreten, damit das Fenster ins Auto passte, aber das nimmt man für so einen Gewinn schon mal in Kauf. „So etwas dürfte es in Deutschland kaum noch einmal so geben“, erklärte Pfarrer Ralf Hartmann von der Elisabethkirchengemeinde. Wenn Repliken erstellt werden, dann meist anhand einer Fotografie. Hier aber lag das ausgebaute Medaillon in der Werkstatt und die Replik wurde Eins zu Eins dem Original nachgebildet. Allein die Herstellungskosten lagen bei knapp 15.000 Euro. Die Szene „Elisabeth nimmt Fremde auf“ wurde mit einem Rahmen und einer Beleuchtung versehen – ein echtes Kunstwerk, rund einen auf einen Meter groß und ordentlich schwer.
Als Erbin der Eltern war Henrike Schuhmacher gemeinsam mit ihren Brüdern Jonas und Benjamin Rasch berechtigt, den Gewinn entgegenzunehmen. Und was macht sie nun damit? „Es wäre schön, wenn wir das irgendwann tatsächlich bei uns einbauen könnten“, erklärt Schuhmacher. Es ist ein ganz besonderes Verbindungsstück zu den Eltern und ein bisschen was von der Geschichte konnte die Familie bei ihrem Kurzbesuch in Marburg schon erfahren: Es gab eine exklusive Führung innerhalb des abgesperrten Chor-Bereichs der Elisabethkirche, der momentan saniert wird.
Dort konnten Annelie, Linda und Henrike Schuhmacher einen ganz nahen Blick auf das Maßwerk des echten Elisabethfensters werfen. Die Elisabethkirche hatte den Teil „Elisabeth nimmt Fremde auf“ 2007 an die Ausstellung zum 700-jährigen Elisabethjubiläum auf der Wartburg ausgeliehen und für rund ein dreiviertel Jahr durch die Replik ersetzt. Das Original war eines der Highlights der Ausstellung.
Es ist die älteste Darstellung der Heiligen und damit eines der kostbarsten und wichtigsten Exponate. Der Förderverein „Pilger- und Begegnungszentrum an der Elisabethkirche“ hatte anschließend die Idee, die Replik zu verlosen. Ilse und Dr. Peter Rasch mit der Losnummer 1852 waren die Gewinner. „Ich wüsste gern, wie sie darauf reagiert hätten“, sagt Schuhmacher.

* pm: Evangelischer Kirchenkreis Marburg

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