Vier Auszeichnungen: Stiftung vergab Nachwuchspreise und Ehrenplakette

Die Auszeichnung herausragender Medizinforschung und ehrenamtliche Verdienste stand am Dienstag (5. November) auf dem Programm. In Gießen wurden drei Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreise und die Ehrenplakette verliehen.
Für ihre innovativen Forschungsergebnisse zu Therapieansätzen gegen Glutenunverträglichkeit, psychische Erkrankungen und das Ebola-Virus hat die Von-Behring-Röntgen-Stiftung Dr. Sebastian Stricker, Dr. Frederike Stein und Dr. Anke Werner am Dienstag (5. November) mit Nachwuchspreisen geehrt. Die Auszeichnung, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert ist, würdigt besondere Leistungen in der Medizin und wird seit 2009 jährlich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen. Rund einhundert Gäste – darunter prominente Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik –
nahmen an der feierlichen Verleihung in der Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen teil.
„Die Zukunft der Hochschulmedizin wird entscheidend von exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern geprägt“, betonte Stiftungspräsident Dr. Lars Witteck. „Hochschulmedizin lebt von mutigen Innovationen, und die Nachwuchsförderung ist unser Weg, diesen Fortschritt sicherzustellen.“ Der Präsident der Von-Behring-Röntgen-Stiftung betonte: „Mit den Von-Behring-Röntgen-Nachwuchspreisen wollen wir junge Forschende ermutigen, ihre bedeutende Arbeit fortzusetzen, die weit über die Grenzen Mittelhessens hinausstrahlt.“
Der 32-jährige Dr. Sebastian Stricker erhielt den Nachwuchspreis für seine herausragenden Forschungsarbeiten zur Transglutaminase. Das ist ein Enzym mit zentraler Bedeutung im menschlichen Darm. Stricker arbeitet an neuen Therapieansätzen zur Behandlung der Glutenunverträglichkeit „Zöliakie“, um Betroffenen weltweit eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.
Der Gießener Wissenschaftler schloss seine Dissertation mit der Bestnote „summa cum laude“ ab und veröffentlichte mehrere Arbeiten, die den Einfluss von Transglutaminasen auf den Transport von Gliadin – einem Weizenprotein, das bei Betroffenen Entzündungen auslösen kann – untersuchen. Darüber hinaus erforscht er spezielle Hemmstoffe (Inhibitoren) für Transglutaminasen, die das Enzym blockieren und dadurch als mögliche Therapieansätze zur Linderung von Symptomen bei Glutenunverträglichkeit dienen könnten.
Die 34-jährige Marburger Virologin Dr. Anke Werner konzentriert sich auf die Bekämpfung des Ebola-Virus. Ihre Forschung zielt darauf ab, die Überlebenschancen infizierter Patienten zu erhöhen und die Ausbreitung der Krankheit, die zuletzt während der Epidemie in Westafrika in den Jahren 2014 und 2015 zu zahlreichen Todesfällen führte, wirksam einzudämmen. Ihre Arbeiten zum Matrixprotein VP40, das eine zentrale Rolle bei der Bildung neuer Viren und der Steuerung ihrer Vermehrung spielt, ebnen den Weg für die Entwicklung effektiver Medikamente gegen das Virus und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur globalen Gesundheit.
Dr. Frederike Stein bietet in ihrer prämierten Arbeit vielversprechende Ansätze für die Praxis der Psychiatrie und Psychotherapie. Die 31-jährige Marburgerin konnte zeigen, dass verschiedene psychische Erkrankungen – wie Depressionen, Schizophrenie und bipolare Störungen – häufig übergreifende, gemeinsame Mechanismen im Gehirn aufweisen. Transdiagnostische Ansätze könnten Therapeuten somit ermöglichen, eine einheitliche Behandlungsstrategie für mehrere Störungsbilder anzuwenden, anstatt jede Erkrankung isoliert zu behandeln.
Ein weiteres bedeutendes Ergebnis ihrer Forschung sind spezifische Gehirnveränderungen, insbesondere im Hippocampus. Dieser Teil des Gehirns ist unter anderem für das Gedächtnis und die Verarbeitung emotionaler Reize verantwortlich. Ihre MRT-Studien weisen auf ein verringertes Volumen der grauen Substanz in diesem Bereich bei Patienten mit verschiedenen psychischen Erkrankungen hin. Das hilft Therapeuten und Forschenden, bei betroffenen Patienten präzisere Diagnosen zu stellen und möglicherweise zielgerichtetere Behandlungsstrategien zu entwickeln.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Helmut Acker mit der Von-Behring-Röntgen-Ehrenplakette. Staatsminister Timon Gremmels überreichte die Auszeichnung, die das langjährige ehrenamtliche Engagement von Acker als Vorsitzendem des Wissenschaftlichen Beirats würdigt. Die Von-Behring-Röntgen-Stiftung, die sich seit ihrer Gründung der Förderung von Spitzenforschung in der Region widmet, honoriert damit die wertvollen Beiträge von Acker, der die Stiftung seit 2007 begleitet und zur Weiterentwicklung der Hochschulmedizin beiträgt. Er ist der fünfte Preisträger der Ehrenplakette, die seit 2021 vergeben wird.
„Die Von-Behring-Röntgen-Stiftung ist ein Leuchtturm unter den hessischen Stiftungen und ein internationales Aushängeschild hessischer Wissenschaftsförderung“, erklärte Wissenschaftsminister Gremmels. „Die Arbeiten, die heute gewürdigt wurden, sind ein eindrucksvolles Beispiel für Mut, Kreativität und Engagement. All das ist notwendig, um Herausforderungen in der Medizin zu meistern und das Leben von Menschen zu verbessern. Eine besondere Ehre ist es mir zudem, Prof. Dr. Acker für seinen langjährigen Einsatz für die Von-Behring-Röntgen-Stiftung zu danken. Die Auszeichnung mit der Ehrenplakette der Von-Behring-Röntgen-Stiftung ist eine Anerkennung dieser herausragenden Leistungen und ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung für all das, was er für die Förderung der Wissenschaft geleistet hat.“

* pm: Von-Behring-Röntgen-Stiftung, Marburg

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