„Atomwaffen verbieten! Was können wir von Österreich lernen?“ lautete der Titel einer Veranstaltung am Donnerstag (8. August). Anlass war der Abwurf von Atombomben im August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki.
Zum Gedenken an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki hatten das Marburger Bündnis „Nein zum Krieg!“, der DGB Marburg und ICAN Marburg zu einem Vortrag mit Diskussion unter dem Titel „Atomwaffen verbieten! Was können wir von Österreich lernen?“ am Donnerstag (8. August) in den Historischen Saal des Rathauses eingeladen.
Christa Winter vom Marburger Bündnis „Nein zum Krieg!“ bedankte sich in ihrer Einführungsrede vor zahlreichen Besuchern bei den verlässlichen Kooperationspartnern des Bündnisses. Vor allem nannte sie dabei den DGB Marburg mit Dr. Ulf Immelt und Pit Metz, die die Veranstaltung erst ermöglicht hatten. Ein besonderer Dank ging an die Schülerinnen und Schüler der Richtsberg Gesamtschule (RGS) für das Kunstwerk „Die Waffen nieder!“, das sie zum Hessischen Bertha-von-Suttner-Jugendwettbewerb, unter der Leitung von Thomas Gebauer, gestaltet hatten. Ihr Dank ging auch an die Stadt Marburg und ihren Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, die als Mitglied im internationalen Netzwerk „Mayors for Peace“ – Bürgermeister für den Frieden – dem Bündnis den historischen Rathaussaal zur Verfügung stellten und dafür sorgten, dass das Transparent „Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen“ in der Zeit vom 6. bis zum 9. August am Marburger Rathaus prangen konnte.
Der Referent Fabian Hämmerle, arbeitet in Wien und ist Mitglied bei ICAN Austria. In der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen sind 652 Organisationen aus über 100 Ländern zusammengeschlossen. Im Jahr 2017 wurde ICAN International der Friedensnobelpreis verliehen.
In seinem Vortrag arbeitete Hämmerle die Geschichte des Atomwaffen Verbotsvertrags von den ersten Ansätzen im Nichtweiterverbreitungsvertrag (NVV) von 1968 bis hin zum in Kraft treten am 22. Januar 2021 heraus. Dabei stellte er die einzelnen Artikel des Vertrags vor und legte die Bedeutung des Vertrags im Diskurs um eine nuklearwaffenfreie Welt dar.
Eines der dabei aufzubrechenden Dogmen sei die nukleare Abschreckung als eine politische Strategie zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit eines großen Kriegs, die allerdings mit einem hohen Eskalations- und Vernichtungsrisiko zusammenfällt. Damit nukleare Abschreckung funktioniert, bedarf es einiger Grundannahmen: Dazu zählen perfekte Erkennung und Ortung, Absolute Rationalität aller Akteure in der Befehlskette und die Unfähigkeit zur Verteidigung.
Die Vertragsstaaten des AVV hielten in der politischen Deklaration des zweiten Vertragsstaatentreffen im Dezember 2023 dagegen fest: „Atomwaffen dienen keineswegs der Wahrung von Frieden und Sicherheit, sondern werden als politische Instrumente eingesetzt, die zu Zwang, Einschüchterung und Spannungserhöhungen führen. Das erneute Befürworten und Beharren auf nuklearer Abschreckung als legitime Sicherheitsdoktrin sowie die Versuche, diese zu rechtfertigen, verleihen dem Wert von Atomwaffen für die nationale Sicherheit einen falschen Stellenwert und erhöhen das Risiko einer horizontalen und vertikalen Verbreitung von Atomwaffen in gefährlichem Ausmaß.“
In seinen weiteren Ausführungen ging Hämmerle ausführlich auf die Rolle der Zivilgesellschaft und von Organisationen wie ICAN bei dem Kampf für eine atomwaffenfreie Welt ein. Am Ende seiner Ausführungen beleuchtete Hämmerle den „Österreichischen Weg“, der mit den Auseinandersetzungen um das Atomkraftwerk Zwentendorf in den 70er Jahren begann, zu einer erfolgreichen Volksabstimmung gegen dessen Inbetriebnahme führte, das „Bundesgesetz vom 15. Dezember 1978 über das Verbot der Nutzung der Kernspaltung für die Energieversorgung in Österreich“ hervorbrachte und letztendlich mit dem Beitritt Österreichs zum Atomwaffenverbotsvertrag endete.
* pm: Marburger Bündnis „Nein zum Krieg!“