81 Jahre danach gibt es immer noch kein Vergessen für unverzeihliche Verbrechen. Das war das Motto beim Gedenktag an die Deportation Marburger Sinti am Samstag (23. März).
Sie waren zwischen zwei Monaten und 67 Jahre alt: Vor 81 Jahren wurden am 23. März 1943 78 Sinti aus Marburg und dem Landkreis in Viehwaggons nach Auschwitz deportiert. Nur zwei von ihnen überlebten den nationalsozialistischen Massenmord.
Die Stadt Marburg hat der rassistisch verfolgten und ermordeten Marburger Sinti auch in diesem Jahr wieder gedacht. „Das ist unser Auftrag“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies während der Gedenkveranstaltung vor dem ehemaligen Landratsamt. „Deswegen stehen wir alle heute hier.“
Der Oberbürgermeister erinnerte daran, dass am 23. März 1943 insgesamt 78 Sinti aus Marburg und Umgebung vom Bahnhof aus in Viehwaggons deportiert wurden und von diesem Tag an ein langer Leidensweg begann. „Die Respektlosigkeit, die Vorwürfe und die Diskriminierung der Sinti und Roma hat sich einer langen Geschichte der Diskriminierung eingefügt, sie begann nicht 1933, sie endete nicht 1945“, erklärte Oberbürgermeister Spies. Bei der Gedenkveranstaltung waren auch Bürgermeisterin Nadine Bernshausen, Stadtrat Dr. Michael Kopatz und weitere Mitglieder des Magistrats anwesend.
Rinaldo Strauß vom Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma erinnerte an die insgesamt rund 500.000 Sinti und Roma, die zu Opfern des Massenmordes wurden: „Es ist wichtig, solche Gedenktage zu veranstalten und sich dessen bewusst zu machen, dass es um Bürger*innen unserer Stadt geht, an die wir uns erinnern. An Menschen, Familien, die hier gelebt und diese Stadt mitgeprägt haben. Manch einer mag sich fragen, warum es uns so wichtig ist, nicht zu vergessen. Der Blick zurück in die Vergangenheit kann richtungsweisend sein für das, was heute und in Zukunft zu tun ist. Sie alle sind die Brandmauer gegen Hass und Hetze, die wir jetzt mehr denn je brauchen.“
Im Anschluss legten Spies und der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Marco Nezi den Kranz an der Gedenktafel am ehemaligen Landratsamt an der Barfüßerstraße nieder. „Heute sprechen wir über keine Gruppe, sondern über 78 reale Menschen mit Namen, Namen, die wir nicht vergessen wollen“, sagte Spies. Antonin Bau vom Kinder- und Jugendparlament hat die Namen der deportierten Menschen verlesen. Zum Abschluss tauschten sich die Teilnehmenden noch im Sitzungssaal des Bauamtes aus.
* pm: Stadt Marburg