Beeindruckendes Leben: Gerhard Wiese über die Auschwitz-Prozesse

Ein beeindruckendes Leben im Dienst der Gerechtigkeit stellt die Philipps-Universität am Montag (20. November) vor. Ankläger Gerhard Wiese berichtet im Zeitzeugengespräch über die Frankfurter Auschwitz-Prozesse.
Das Internationale Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) an der Philipps-Universität lädt alle Interessierten ein zum Zeitzeugengespräch mit einem Vertreter der Anklage bei den Auschwitz-Prozessen der 60er Jahre. Der damalige Staatsanwalt Gerhard Wiese spricht am Montag (20. November) um 16 Uhr im Landgrafenhaus an der Universitätsstraße.
Das Zeitzeugen-Gespräch bietet eine seltene Gelegenheit, einem Vertreter der Anklage Fragen zu seiner bedeutenden Arbeit und seinem Wirken zu stellen. Der Eintritt ist frei. Das Gespräch moderiert die Geschäftsführende ICWC-Direktorin Prof. Dr. Stefanie Bock. Grußworte sprechen Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss und Prof. Dr. Markus Roth als Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften.
Wiese war Staatsanwalt und hat den Frankfurter Auschwitz-Prozess ab 1962 im Auftrag von Fritz Bauer vorbereitet. Gemeinsam mit zwei weiteren Staatsanwälten vertrat Wiese die Anklage. Er verfasste selbst die Anklageschriften gegen Wilhelm Boger und Oswald Kaduk. 1965 wurden 17 Angeklagte zu lebenslangen oder langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.
Als „Auschwitz-Prozesse“ werden Gerichtsverfahren und Polen, Deutschland und Österreich bezeichnet, in denen versucht wurde, NS-Verbrechen im Konzentrationslager Auschwitz juristisch aufzuarbeiten. Auschwitz war das größte aller nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager. Während der deutschen Besetzung Polens im zweiten Weltkrieg wurden dort zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen – vor allem Jüdinnen und Juden – aus ganz Europa ermordet.
Die Dokumentation und Erforschung von Kriegsverbrecherprozessen ist eine Kernaufgabe des ICWC. Dazu gehört auch die wissenschaftliche Beobachtung von Strafprozessen als Forschungs- und Dokumentationsprojekt am ICWC. Die Philipps-Universität bildet speziell vorbereitete, international einsetzbare Prozessbeobachter*innen aus. Das Zeitzeugengespräch ist Teil des Trial-Monitoring-Programms am ICWC.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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