Ein Beteiligungsworkshop befasst sich mit der Umgestaltung des Mahnmals „Memoria“ am Friedrichsplatz. Stattfinden soll er am Freitag (17. November) im TTZ.
Für die Neugestaltung des Mahnmals „Memoria“ für die Opfer rassistischer und rechter Gewalt am Friedrichsplatz werden in einer Veranstaltung gemeinsam mit den Initiatorinnen und Initiatoren des Mahnmals, dem Ortsbeirat und den Anwohnenden des Südviertels Kriterien erarbeitet. Sie sollen als Grundlage für die Ausschreibung eines Künstlerwettbewerbs dienen. Zu dem durch die Universitätsstadt Marburg und die Jugendplattform „Solidarität“ Simdi organisierten Beteiligungsworkshop lädt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies am Freitag (17. November) von 15 bis 18.30 Uhr in das Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) ein.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und die Leuchtfeuer-Preisträgerin Serpil Temiz Unvar – die Mutter des am 19. Februar 2020 in Hanau ermordeten Ferhat Unvar und Gründerin der „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ – werden die Teilnehmenden im Workshop begrüßen. Moderiert wird die Veranstaltung von Stefan Zech. Er ist Mediator und Trainer für Konfliktbearbeitung und interkulturelle Kooperation.
In vier einzelnen Arbeitsgruppen werden während des Workshops Anregungen gesammelt zu den Themenfeldern „Materielle und formale Gestaltung“, „Symbolische Gestaltung“, „Inhaltliche Vermittlung“ und „Soziale Einbindung“. Am Ende der Veranstaltung wird ein gemeinsam erarbeiteter Kriterienkatalog für Standort und Gestaltung stehen, der mit einer neuen Installation des Mahnmals umgesetzt werden soll.
Der Workshop ist aus organisatorischen Gründen auf 50 Teilnehmende begrenzt. Bei der Anmeldung haben Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Südviertel Vorrang. Sollten darüber hinaus Plätze frei bleiben, werden sie in der Reihenfolge der Anmeldung an weitere Interessierte vergeben.
Für Fragen und zur Anmeldung (mit Angabe der Adresse) steht die E-Mail-Adresse kultur@marburg-stadt.de zur Verfügung. Alternativ ist die Anmeldung telefonisch unter 06421/201-4103 möglich.
Am ersten Jahrestag der Ermordung von neun Hanauer Bürger*innen durch einen rassistisch und rechtsextrem motivierten Mordanschlag fand in Marburg Mitte Februar 2021 eine Kundgebung am Friedrichsplatz zum Gedenken an die Opfer statt. Zugleich wurde daran erinnert, dass seit 1990 bis zu dem Verbrechen in Hanau in der Bundesrepublik etwa 200 Menschen durch rassistische Anschläge ermordet wurden. Zu ihrer aller Gedenken initiierte die Jugendplattform „Solidarität“ Simdi („Solidarität Jetzt“) die Aufstellung des Mahnmals „Memoria“ von dem Marburger Künstlers Alexeir Diaz Bravo am Friedrichsplatz.
Den Standort wählten die Initiator*innen damals bewusst aufgrund seiner Symbolkraft aus. Als ehemaliger „Adolf-Hitler-Platz“ war er in der NS-Zeit Sammelpunkt für Aufmärsche, während er heute – auch dank der Aufgaben des dort ansässigen Staatsarchivs – für die Aufarbeitung dieser Zeit steht.
Mit zwei einstimmigen Stadtverordnetenbeschlüssen vom 28. Mai 2021 und vom 25. März 2022 erklärte sich die Stadtgesellschaft grundsätzlich solidarisch mit dem Anliegen der Plattform, dem Gedenken einen deutlich sichtbaren Ort im Stadtraum zu ermöglichen. Dennoch war besonders die Anwohnerschaft im Südviertel von der Art der inoffiziellen Mahnmalsetzung und dem damals gewählten Standort irritiert. Gemäß den Beschlüssen wird mit dem Workshop der Dialog mit den Anwohnenden in Gang gebracht und umgesetzt.
Nach längeren Gesprächen mit der Jugendinitiative „Solidarität“ Simdi, politischen Vertreter*innen, der Ortsbeirätin und der Stadt- und Landesverwaltung wie der Stabsstelle Bürgerbeteiligung sowie den Fachdiensten Hochbau, Kultur und der Unteren Denkmalschutzbehörde, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Hessischen Staatsarchiv wurde ein gemeinsam getragener Vorschlag zum Standort erarbeitet, der im Workshop vorgestellt wird. Auf dieser Basis soll nun auch über eine geeignete – weniger anfällige – Gestaltung des Mahnmals nachgedacht werden.
* pm: Stadt Marburg