Geschwisterlich geteilt: Gleichberechtigungspreis für Theaterintendantinnen und Verein

Der „Marburger Gleichberechtigungspreis“ geht an die Intendantinnen des HLTM und den Verein „FrauenKunstGeschichte“. Überreicht wurde er am Dienstag (19. September) im Rathaus.
Für ihr langjähriges Engagement zugunsten der Gleichberechtigung der Geschlechter ist der – mit 2500 Euro dotierte – „Marburger Gleichberechtigungspreis“ am Dienstag (19. September) an die Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß vom Hessischen Landestheater Marburg (HLTM) sowie an den Verein FrauenKunstGeschichte verliehen worden. Der Preis soll dazu beitragen, herausragende Aktivitäten für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Marburg sichtbar zu machen, beziehungsweise Persönlichkeiten und Institutionen, die sich dabei besonders engagieren, öffentlich zu würdigen. Die Stadt Marburg hat den Marburger Gleichberechtigungspreis in diesem Jahr zum achten Mal vergeben.
Die Gleichstellungskommission der Universitätsstadt hat die Einrichtung des Gleichberechtigungspreises initiiert und freut sich, dass seither mit diesem Preis kontinuierlich Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit in Marburg geehrt wird. In diesem Jahr hat sich die Jury entschieden, die HLTM-Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß sowie den Verein FrauenKunstGeschichte mit dem Gleichberechtigungspreis der Universitätsstadt Marburg auszuzeichnen.
In der Begründung der Stadt heißt es: „Seit der Spielzeit 2018/2019 wird das HLTM von den beiden regieführenden Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß geleitet. Die beiden Frauen sind nicht nur Vorreiterinnen als Doppelspitze für die Intendanz am Hessischen Landestheater, sondern setzen sich seither für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie für die Schließung des Gender-Pay-Gap (ungleiche Bezahlung der Geschlechter) ein.“
Stadträtin Kirsten Dinnebier ergänzte: „Es hat einen hohen Stellenwert für Sie, für ein Theater ohne Rassismus und Sexismus zu arbeiten. Das tun Sie über die Organisation von Diskursen zu diesen Themen, über die Auswahl der Stücke und der Regie, oder aber auch indem Sie gezielte Schulungen für sich und Ihr Theaterteam nutzen.“
Die Intendantinnen gehören auch zu den Erstunterzeichner*innen der „Gemeinsamen Erklärung gegen Sexismus“, die die Basis für das bundesweite Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ bildet. Außerdem sind Lange und Unser-Leichtweiß seit Jahren aktiv am internationalen Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“, am jährlich stattfindenden „Equal Pay Day“ und am Internationalen Frauentag am 8. März.
„Das Kinder- und Jugendtheater hat unter Ihrer Intendanz ein besonderes Gewicht erhalten“, betonte Dinnebier in der Laudatio. „Bei diesen Stücken geht es inhaltlich immer auch um Toleranz, Gleichstellung, Gerechtigkeitund um ein friedliches Miteinander.“ Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies würdigte ihr Engagement bei der Verleihung im Marburger Rathaus: „Für Ihr langjähriges und vielfältiges Engagement zeichnen wir Sie heute daher mit dem Marburger Gleichberechtigungspreis aus.“
In ihrer Rede sagten die Intendantinnen „Danke an alle Mitarbeiter*innen, die uns auf dem Weg zu einem gleichberechtigteren Hessischen Landestheater Marburg begleitet und unterstützt haben“. Lange und Unser-Leichtweiß bedankten sich für den Preis und bei einer Vielzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbbeitern, die mit ihnen gemeinsam den Weg zu einer stetig wachsenden Gleichberechtigung im Theater beschreiten. Eine gemeinsame Vision von Gleichberechtigung – sei es eine Welt ohne Gender-Pay-Gap, ohne strukturelle und physische Gewalt aufgrund des Geschlechts – dafür auf und neben der Bühne Gleichberechtigung für alle Menschen. In den künstlerischen Entscheidungen sowie im Miteinander der Mitarbeitenden.
Die Intendantinnen haben sich entschieden, das Preisgeld zu teilen. Sie vergeben die Summe an das Frauenhaus Sfax als „eine Sistercity of Marburg“, Toonda, ein Bildungsprojekt in Uganda und das Frauenhaus Marburg.
Der Verein „FrauenKunstGeschichte“ wurde 1993 gegründet und bietet seither den Rahmen, um Frauengeschichte sowie geschlechtersensible Fragestellungen in Kunst und Kultur zu erforschen und sichtbar zu machen. Er setzt sich für die Geschlechtergerechtigkeit von Künstlerinnen und Kulturschaffenden ein und dafür, dass auch die Künstlerinnen selbst mit ihren Werken sichtbar werden. An diesen Zielen arbeitet der Verein auf vielfältige Weise.
Das geschieht über viele eigene Veröffentlichungen, zahlreiche Veranstaltungen und Projekte. So stellt beispielsweise der Katalog „Imaginäre Galerie. Künstlerinnen in Mittelhessen“ Künstlerinnen aus den mittelhessischen Landkreisen vor. Das Buch „Das andere Leben. Rückblick auf Marburger Künstlerinnen“ behandelt Werk und Leben bereits verstorbener Künstlerinnen. Zudem organisierte der Verein Aktivitäten wie die FrauenKunstReisen zu Ausstellungsorten, die Frauenstadtspaziergänge, die Frauen in Kunst und Kultur vorstellen wie zum Beispiel im Stadtspaziergang „Studentinnen, Dichterinnen, Malerinnen“.
Im vergangenen Jahr hat sich der Verein am Stadtjubiläum „Marburg800“ mit einem Buch-Projekt beteiligt: Das Werk „75 Frauenorte in Marburg. Entdeckerinnenbuch zu 800 Jahren Stadtgeschichte“ lädt ein, Orte mit vielleicht noch unbekannter Frauengeschichte in Marburg zu entdecken. Das sind nur ein paar wenige Beispiele aus den zahlreichen Projekten, die FrauenKunstGeschichte in den mittlerweile 30 Jahren Vereinsarbeit ins Leben gerufen hat.
Den Preis für den Verein nahm dessen Vorstandsmitglied Dr. Irene Ewinkel entgegen. „Im Namen des Magistrats der Universitätsstadt Marburg möchte ich mich für die wertvolle Arbeit des Vereins bedanken“, erklärte Stadträtin Dinnebier bei ihrer Laudatio auf die Preisträgerinnen. „Bedanken möchte ich mich auch bei Ihnen persönlich, Dr. Irene Ewinkel, für Ihr langjähriges Engagement, Ihre Kreativität, Ihr Durchhaltevermögen und Ihre wissenschaftlichen Leistungen.“

* pm: Hessisches Landestheater Marburg

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