„Fire Dragon goes female“. Unter diesem Motto sucht der mobile Feuer-Drache weibliche Verstärkung.
Der mobile Brandcontainer „Fire Dragon“ steht bis Sonntag (2. Juli) auf dem Gelände der Hessischen Landesfeuerwehrschule in Cappel und ermöglicht das Heißbrandtraining für Feuerwehren in einer fahrbaren Übungsanlage. In diesem Jahr ist das Motto „Fire Dragon goes female“, was so viel bedeutet wie „Der Feuerdrache wird weiblich“.
Damit soll verdeutlich werden, dass Frauen ebenso wie Männer Atemschutzgeräte tragen können. Am Freitagvormittag gab es die Möglichkeit, Atemschutzgeräte-Trägerinnen bei ihrem Training zu begleiten.
„Es freut uns außerordentlich, dass die mobile Übungsanlage für Heißbrandtraining zu uns zurückgekehrt ist, denn durch die Pandemie war ihre Tour etwas aus dem Rhythmus geraten“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Daher freuen wir uns, dass wir in diesem Jahr wieder diese Ausbildungsergänzung durch das Land Hessen zur Verfügung gestellt bekommen.“
Der fahrbare Brandcontainer ist eine Übungsanlage mit gasbefeuerten Brandstellen, die den Feuerwehren über die Landkreise in ganz Hessen zur Verfügung gestellt wird. Innerhalb von zwei Jahren tourt die Anlage durch Hessen, dann ist ein Jahr Pause und im Folgejahr gibt es eine neue Ausschreibung für dieses Angebot.
Die aktuelle Ausschreibung für dieses mobile Gerät hat die Firma Dräger gewonnen, deren Anlage die Bezeichnung „Fire Dragon“ trägt. Die Universitätsstadt Marburg und der Landkreis Marburg-Biedenkopf betreiben und betreuen die „Fire-Dragon“-Anlage gemeinsam.
„Das ist ein schönes Zeichen der Zusammenarbeit zwischen Kreis und Stadt im Bereich der Feuerwehr“, sagte Landrat Jens Womelsdorf. „Hier besteht eine tolle Möglichkeit der realitätsnahen Ausbildung.“ Ziel sei auch, deutlich zu machen, dass die Feuerwehr keine reine Männerdomäne mehr sei.
In den vorangegangenen Jahren stand die Anlage an der Hauptfeuerwache, nun ist sie jedoch zu groß dafür, da ein Element hinzugekommen ist. Der Landkreis hatte daher die Absprache mit der Landesfeuerwehrschule in Cappel übernommen, auf deren Gelände die mobile Übungsanlage nun bis Sonntag (2. Juli) stehen kann.
Der Betrieb ist von Montag bis Freitag von 10 bis 22 Uhr und am Wochenende von 10 bis 20 Uhr vorgesehen. In Marburg haben bereits mehr als 100 Atemschutzgerätetragende ihren Übungswunsch angemeldet. Von den Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises haben sich die maximale Zahl von 350 Atemschutzgeräte-Träger*innen gemeldet und es gibt noch eine Warteliste.
Der Nutzen für die Gerätetragenden durch die Übungsmöglichkeiten der Anlage ist groß und soll außerdem Interesse an der Feuerwehrtätigkeit wecken. Ebenso wie männliche wird auch weibliche Verstärkung für die Feuerwehren im Landkreis gesucht. Insbesondere Frauen, die sich ehrenamtlich oder beruflich für die Feuerwehr engagieren möchten, sollen dazu ermutigt werden.
Die Leiterin der Marburger Feuerwehr, Carmen Werner, erläutert: „Frauen stehen als Atemschutzgeräteträgerinnen bei regelmäßiger Feststellung der körperlichen Eignung und einer qualitativ guten Ausbildung den männlichen Einsatzkräften in nichts nach. Marburg hat mehr als 120 aktive Atemschutzgeräteträger*innen, davon knapp über 30 weibliche Kräfte. Das sind rund 25 Prozent. Insgesamt haben wir einen Frauenanteil von 14 Prozent in der Einsatzabteilung. Das sind gute vier Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt.“
„In jedem Fall können wir durch diese Anlage einem Teil der insgesamt rund 1.600 männlichen und rund 130 weiblichen Trägerinnen und Trägern von Atemschutzgeräten aus dem gesamten Landkreis die Möglichkeit bieten, in geschützter Atmosphäre Situationen zu üben, die im Ernstfall über das Leben des Feuerwehrangehörigen entscheiden können“, ergänzte Kreisbrandinspektor Lars Schäfer. „Denn ein Flash Over – also die explosionsartige Entzündung von Rauchgasen – wie er hier simuliert wird, ist eine der gefährlichsten Situationen für unsere Feuerwehrangehörigen im Innenangriff
Nach Auskunft des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) gibt es bundesweit etwa acht Prozent weiblicher Feuerwehreinsatzkräfte, davon sind nahezu 40 Prozent auch Atemschutzgeräteträgerinnen. Voraussetzung für das Tragen von Atemschutz ist eine gesundheitliche Eignung (nach arbeitsmedizinischem Grundsatz G26.3) sowie eine Ausbildung nach Feuerwehrdienstvorschrift 7.
Darüber hinaus muss eine jährliche Wiederholungsübung in einer Übungsanlage nach Norm und eine Übung oder ein Einsatz in einer taktischen Einheit durchgeführt werden, um als vollwertige Atemschutzgerätetragende zu gelten. Der Angriffstrupp unter Atemschutz ist Auge und Ohr der Einsatzleitung an vorderster Front meist im Inneren eines betroffenen Objektes. Diese Funktion ist von erheblicher Wichtigkeit.
In Hessen wird die Ausbildung als Atemschutzgeräteträger*in auf Kreisebene erworben und von erfahrenen Kreisausbilder*innen angeleitet. Im Landkreis kümmern sich Stadt und Landkreis gemeinsam in einer Betreibergemeinschaft um die Wiederholungsübungen der Atemschutzkräfte; diese Übung findet in der Übungsanlage der Stadt auf der Hauptfeuerwache statt.
Zusätzlich unterstützt das Land die Handlungssicherheit der Atemschutzgerätetragenden über eine mobile Brandsimulationsanlage. Sie wird etwa alle zwei bis drei Jahre in den Landkreisen, kreisfreien Städten und Sonderstatusstädten stationiert.
* pm: Stadt Marburg