Landgrafenschloss in Marburg: Neue Gremien entwickeln Zukunftskonzepte

Gremien zur Schloss-Entwicklung haben die Philipps-Universität und die Stadt etabliert. Außerdem kündigten sie ein großes Schlossfest am 10. September an.

Das Landgrafenschloss zukunftsfähig zu machen, ist die Herausforderung, der sich die Philipps-Universität und die Universitätsstadt Marburg gemeinsam mit dem Land Hessen stellen. Um diese Herausforderung gemeinsam mit wichtigen Vertreter*innen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft zu meistern, haben Universität und Stadt in Abstimmung mit dem Land Hessen und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf zwei Gremien für die Schlossentwicklung etabliert. Ein Beirat und ein Kuratorium werden das Projekt „Landgrafenschloss der Zukunft“ begleiten.
Mit diesem partizipativen Ansatz gehen Universität und Stadt neue Wege in der Entwicklung des Wahrzeichens Marburgs. Ein erster öffentlicher Teil der Entwicklung findet mit einem großen Schlossfest am Sonntag (10. September) beim „Tag des offenen Denkmals“ statt.
Am Montag (26. Juni) trafen sich die beiden Gremien zum Auftakt des gemeinsamen Entwicklungsprozesses im Schloss. Der Beirat bringt kreative Ideen ein, fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und ist in gesellschaftlichen Fragen Bindeglied zwischen den Verantwortlichen vor Ort und der Gesellschaft. Landrat Jens Womelsdorf übernimmt die Leitung dieses Gremiums.
Das Kuratorium berät zu entscheidenden fachlichen und fachübergreifenden Fragen, zur mittelfristigen Planung und zum Profil und den Zielsetzungen des „Landgrafenschlosses der Zukunft“. Mit den konstituierenden Sitzungen nehmen die Gremien ihre Arbeit auf und werden künftig regelmäßig mit Mitgliedern aus Universität und Stadt zusammenkommen, um die verantwortlichen Akteur*innen bei ihrer Arbeit zu beraten und zu unterstützen.
„Ich freue mich sehr, dass wir für dieses Projekt so viel fachliche Expertise und gesellschaftliches Engagement an einen Tisch bringen konnten, um diesen für Hessen historisch so bedeutenden Ort weiterzuentwickeln“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss. „Mit maßgeblicher Unterstützung des Landes und der Stadt soll das Landgrafenschloss mit mehr Leben erfüllt werden und seine hochwertigen Sammlungen sollen zeitgemäß für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“
Dabei sei „das Schloss selbst das wichtigste Ausstellungsstück. Es soll in Zukunft ein inklusiver Erlebnis- und Erinnerungsort werden.“
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies erklärte: „Die Universitätsstadt Marburg und das Landgrafenschloss sind so eng miteinander verbunden wie die Universität und die Stadt. Das Schloss gehört ebenso zum Bild, zur Identität der Stadt. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass wir alle gemeinsam an der Entwicklung unseres Marburger Schlosses arbeiten.“
Spies freute sich darauf, „dass wir für die Zukunft diesem stadtbild- und stadtgeschichteprägendem Gebäude die Bedeutung geben werden, die ihm zusteht“.
Wissenschaftsministerin Angela Dorn erklärte dazu: „Wir wollen die sowohl für das Land Hessen als auch für die Stadt Marburg so bedeutende Schlossanlage zu einem zukunftsweisenden und innovativen Museums- und Veranstaltungsort weiterentwickeln. Der Prozess dazu nimmt jetzt sichtbar an Fahrt auf.“
Dorn berichtete: „Wir haben mehr als 12 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt bereitgestellt, um die zum Substanzerhalt dringend erforderliche Dachsanierung des Landgrafenschlosses zu ermöglichen sowie ein innovatives Museumskonzept auf den Weg zu bringen. Damit haben wir Ende vergangenen Jahres die entscheidenden Grundlagen geschaffen, wofür ich mich sehr eingesetzt habe. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt richtig losgeht.“
Landrat Jens Womelsdorf begründete sein persönliches Engagement: „Das Marburger Schloss wirkt als Wahrzeichen weit über Marburg in den Kreis und die ganze Region. Da ist es nur folgerichtig, dass ich mich als Landrat in den Entwicklungsprozess mit einbringe, zumal mir eine breite Beteiligung bei solchen Projekten sehr wichtig ist. Darum übernimmt dder Landrat die Leitung des Beirats.
Zum „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag (10. September) öffnet das Landgrafenschloss seine Türen zum Feiern und Erkunden des Schlosses. Auch das Fest bereiten Stadt und Universität gemeinsam vor. An diesem Tag werden viele Türen im Schloss offenstehen.
Auch unbekanntere Orte wie die Turmuhr, der Brunnen und der Paradiesgarten sind Teil des Programms. Es reicht von einer Podiumsdiskussion mit Expert*innen zur Zukunft des Schlosses bis zu Workshops, Angeboten für Kinder und besonderen Führungen durch das Schloss. Auch der wegen Brandschutzauflagen geschlossene Wilhelmsbau öffnet an diesem Tag unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Das umfangreiche Programm wird federführend vom Fachdienst Kultur der Stadt Marburg in Zusammenarbeit mit einer gemeinsamen Projektgruppe der Stadt und der Universität konzipiert und geplant.
Die etwa 30 Mitglieder des Beirats setzen sich unter anderen aus Vertreter*innen der Museen und Sammlungen der Philipps-Universität, des Stadtmarketings sowie der Geschichtswerkstatt Marburg zusammen. Zudem wirken Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendparlament Marburg (KiJuPa) sowie Marburger Gästeführer*innen mit.
Der vom Kuratorium unabhängige Beirat für gesellschaftliche Verantwortung bringt kreative Ideen ein, fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und dient in gesellschaftlichen Fragen als Verbindung zwischen den Verantwortlichen vor Ort und der diversen Gesellschaft. Der Beirat verkörpert ein wichtiges Netzwerk in Mittelhessen, das den Entwicklungsprozess nachhaltig stärken kann.
Im Kuratorium arbeiten Vertreter*innen des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen, des Hessischen Landes- und des Stadtarchivs sowie Expertinnen aus Denkmalschutz und Museumsentwicklung zusammen. Das etwa 15-köpfige Gremium berät regelmäßig zu entscheidenden fachlichen und fachübergreifenden Fragen, zur mittelfristigen Planung und zum Profil und den Zielsetzungen des „Landgrafenschlosses der Zukunft“.
Zudem kann es bei wichtigen Fragen von Kooperationen und zu ihrer Verankerung, zum Transfer von baulichen Forschungsergebnissen in die Praxis, zur Bildungsarbeit oder zu Organisationsangelegenheiten beratend Stellung nehmen. Das Kuratorium spielt damit eine zentrale Rolle im System der Qualitätssicherung des Projekts.
Das Landgrafenschloss ist das Wahrzeichen Marburgs und soll zu einem zeitgemäßen und zukunftsfähigen Museums-, Begegnungs- und Veranstaltungsort weiterentwickelt werden. Die Ausarbeitung eines Zukunftskonzepts geschieht in enger Abstimmung zwischen Land, Universität und Universitätsstadt Marburg. Das Land Hessen fördert die Erarbeitung eines innovativen Konzepts für ein „Landgrafenschloss der Zukunft“ mit einer Summe von 460.000 Euro und hat zudem Bereits Mittel für die Dachsanierung des Schlosses in Höhe von11,7 Millionen Euro bereitgestellt.
Auch die Universitätsstadt Marburg beteiligt sich sowohl konzeptionell als auch finanziell. Eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, allen Interessierten einen vielfältigen Zugang zum Landgrafenschloss, seiner Geschichte, seinen Beständen, seiner Bedeutung und Wirkung zu ermöglichen sowie seine Lebendigkeit unter Beweis zu stellen. Bei der Entwicklung ist zum einen die bauliche Seite wichtig, zum anderen die betriebliche, schließlich die neue Ausrichtung des Museums und die Ertüchtigung des Veranstaltungsortes.
Das Landgrafenschloss ist ein authentischer Erinnerungsort hessischer Landesgeschichte, der mit seiner historisch engen Beziehung zu Thüringen bis heute von herausragender Bedeutung ist. Das Schloss, das häufig um-, aus- und weitergebaut wurde, ist für die Bevölkerung Marburgs und Mittelhessens bis heute Zeugnis gelebter Geschichte und ein positiv aufgeladener Identifikationsort. Das hoch über der Stadt aufragende Gebäude gilt als einer der wichtigsten gotischen Profanbauten östlich des Rheins und ist ein beeindruckendes Ziel für nationale und internationale Gäste.

* pm: Stadt Marburg

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