Die DFG fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs in Marburg mit 10,7 Millionen Euro. Sie hat zwei neue Graduiertenkollegs an der Philipps-Universität bewilligt.
Gleich zwei Marburger Graduiertenkollegs (GRK) berücksichtigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in der aktuellen Förderrunde und stellt dafür rund 10,7 Millionen Euro bereit. Im Fachbereich Chemie am Marburger Centrum Antike Welt können damit in den kommenden fünf Jahren 46 Stellen für Promovierende sowie eine Post-Doc-Stelle finanziert werden. Danach kann eine Anschlussförderung für bis zu vier weitere Jahre und 22 weitere Stellen beantragt werden.
Die Zahl der laufenden Graduiertenkollegs an der Philipps-Universität steigt damit wieder auf fünf. Sie bilden einen wichtigen Baustein in der Ausbildung von wissenschaftlichen Nachwuchskräften, unterstützen früh deren wissenschaftliche Selbständigkeit und bereiten Promovierende intensiv auf den komplexen Arbeitsmarkt Wissenschaft vor.
„Die Auswahl der Graduiertenkollegs als Qualifizierungsprogramm der Promovierenden ist zugleich eine Anerkennung und ein Auftrag für die exzellente Forschung und Ausbildung an der Philipps-Universität“, erklärte Uni-Vizepräsident Gert Bange. „Den Leitern der beiden neuen Kollegs – Peter Graumann und Nils Heeßel – gratuliere ich im Namen der Hochschulleitung herzlich zu diesem beachtlichen Erfolg. Sie haben in einem aufwendigen Prozess jeweils überzeugende fächerübergreifende Forschungsprogramme zusammengestellt, die geeignet sind, Lehrende und Lernende zu Spitzenleistungen zu motivieren.“
Das Graduiertenkolleg „Inszenierung religiöser Atmosphäre in antiken Kulturen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Nils Heeßel und seiner zwölfköpfigen Antragsgruppe untersucht bewusst eingesetzte Mittel wie Bilder und Texte, Raumgestaltung und Licht, Blickachsen und Gerüche, Gesang, Sprache und andere Sinneserfahrungen in religiösen Kulthandlungen. Im Zentrum der Forschung steht die gezielte Herstellung einer religiösen Atmosphäre. Zum einen erfolgt das durch die Planung und Herrichtung der dazu bestimmten Räume, zum anderen durch die Handlungen, die dort vollzogen werden.
Zum Erfolg des Graduiertenkollegs tragen zwölf Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten „kleinen Fächer“ bei, die sich alle mit antiken Kulturen des Mittelmeerraums und des Vorderen Orients befassen. Renommierte Wissenschaftler*innen und engagierteNachwuchsforscher*innen aus dem Marburger Centrum Antike Welt begleiten die Promotionsvorhaben. Mit methodischen Ansätzen aus der Archäologie und Philologie, der Theologie, der historischen Sprachwissenschaft, sowie der Rechts- und Pharmaziegeschichte will das Graduiertenkolleg den je facheigenen Erkenntnishorizont erweitern und wissenschaftliches Neuland betreten.
Im Mittelpunkt steht die Rekonstruktion von religiösen Praktiken in antiken Kulturen. Aus der ersten Förderperiode soll neben zahlreichen Dissertationen eine gemeinsame Publikation zum Konzept der Atmosphäre und seinen Anwendungsbereichen in den Altertumswissenschaften hervorgehen. Die DFG fördert das GRK mit einer Gesamtsumme von rund 4,6 Millionen Euro.
Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie hat der Biochemiker Prof. Dr. Peter Graumann das Graduiertenkolleg „Microbial Nucleotide Metabolism“ (MiNu) ins Leben gerufen, das Stoffwechsel-Prozesse in Nukleotiden untersucht. Diese Moleküle bilden als kleinste Bausteine von Nukleinsäuren die Grundbausteine der Erbsubstanz DNA und RNA von allen Lebewesen, so auch von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien, und sind mit ihrem Stoffwechsel somit das funktionelle Herzstück lebender Zellen.
Das wachsende Verständnis der Nukleotiden hat jüngst zu mRNA-basierten Impfstoffen geführt, die erfolgreich zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingesetzt wurden. Die weitere Erforschung des Nukleotidstoffwechsels soll neue Wege eröffnen, um die ständig wachsende Zahl multiresistenter Krankheitserreger zu bekämpfen, die Entwicklung von RNA-basierten Technologien zu fördern und schließlich das Leben von Zellen auf molekularer Ebene noch besser zu verstehen.
Dazu bildet das geplante Konsortium Expertinnen und Experten aus, die über ein grundlegendes Verständnis des Nukleotidstoffwechsels verfügen und in den modernsten Technologien geschult sind, um Nukleotide zu untersuchen und mit Hilfe der synthetischen oder chemischen Biologie zu verändern. Auf dieser Grundlage können sie den Nukleotid-Stoffwechsel erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse schließlich in die Anwendung übertragen.
Die Promovierenden werden von einem hochqualifizierten Team aus erfahrenen und international vernetzten Forschenden und Nachwuchswissenschaftler*innen ausgebildet, das in Bezug auf Karrierestufen und Geschlechterverteilung sehr ausgewogen ist. Beteiligt sind Expertinnen aus den Bereichen Genetik, Strukturbiologie, Biochemie, Mikrobiologie, Bioinformatik und synthetische/chemische Biologie. Die DFG fördert das GRK mit einer Gesamtsumme von rund 6,1 Millionen Euro.
* pm: Philipps-Universität Marburg